Berlin. Die Verhandlungen über die künftige Zusammenarbeit der Bahn mit den Gewerkschaften GDL und EVG sind festgefahren. Zu einem neuen Vorschlag der Bahn sagt die GDL: “Alter Wein in neuen Schläuchen“. Und für die EVG stehen die Zeichen auf Eskalation.

Bei der Deutschen Bahn spitzen sich die Tarifkonflikte mit den Gewerkschaften zu - mit möglichen Folgen für die Passagiere. Dabei geht es zum einen um Entgeltsteigerungen für Bahn-Beschäftigte, zum anderen um die künftige Form der Zusammenarbeit der beiden Gewerkschaften GDL und EVG. Die Bahn machte am Sonntag einen neuen Vorstoß für ein Kooperationsabkommen mit den Gewerkschaften. Die GDL wies dies aber umgehend zurück.

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, bezeichnete den neuen Vorschlag als "alten Wein in neuen Schläuchen". Am Ziel der Bahn, eine Tarifeinheit zu schaffen, habe sich nichts geändert, sagte Weselsky der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei aber mit der GDL nicht zu machen. Ein neues Angebot der Bahn zu Entgeltsteigerungen für die Lokführer gebe es zudem nicht. Weselsky sprach von einer "Provokation".

Gewerkschaften noch nicht einig

Mit einem Kooperationsabkommen soll geklärt werden, welche Gewerkschaft künftig für welche Gruppen unter den 170.000 Beschäftigten verhandeln darf. In der vergangenen Woche waren Gespräche dazu vorerst gescheitert.

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Eine Sprecherin der Bahn kritisierte die Äußerungen Weselskys scharf: "Die Total-Verweigerung der GDL ist entlarvend: Die GDL-Spitze stellt Machtinteressen über die Interessen der Arbeitnehmer." Die Vorschläge der Bahn seien das Gegenteil von Tarifeinheit, sagte die Sprecherin am Sonntag der dpa. "Unser Vorstoß stärkt sogar die GDL, denn sie hätte überall mitzureden."

"Eskalationen vermeiden"

Mit dem neuen Angebot für einen Kooperationspakt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) solle das Ziel erreicht werden, "unnötige Eskalationen zu vermeiden", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber der "Bild am Sonntag". Die Bahn versuche, "das Forderungsknäuel" der Gewerkschaften aufzulösen

Die Bahn hatte bisher einen Vorschlag vorbereitet, wonach sich GDL und EVG jeweils abstimmen, jedoch eine der beiden Gewerkschaften federführend mit der Bahn verhandelt. Man wolle keine konkurrierenden Tarifverhandlungen, hieß es. Ende Juni war ein Grundlagentarifvertrag ausgelaufen, nach dem die GDL für die rund 20 000 Lokführer bei der Bahn zuständig war und die EVG für die anderen Berufsgruppen des Konzerns.

Streiks nicht ausgeschlossen

Daneben laufen auch Verhandlungen über Entgeltsteigerungen. Die GDL hatte nach einer ergebnislosen Runde mit der Bahn am vergangenen Mittwoch Streiks nicht mehr ausgeschlossen. Zunächst aber rief sie ihre Mitglieder für kommenden Mittwoch (27.8.) zu einer Protestversammlung in Fulda auf.

Die GDL beansprucht diesmal ein Verhandlungsmandat nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das übrige Zugpersonal, also rund 17.000 Beschäftigte. Für sie alle fordert die Lokführergewerkschaft fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Arbeitszeit pro Woche.

Bahn bietet Einmalzahlungen an Lokführer

Die Bahn hatte eine Übergangsregelung vorgeschlagen: Das bundeseigene Unternehmen bot den rund 20.000 Lokführern für das zweite Halbjahr eine Einmalzahlung in Höhe von 350 Euro an.

Die EVG will ihre Tarifforderungen an diesem Montag in Fulda vorstellen. Eine Einmalzahlung lehne auch die EVG ab, sagte deren Chef Alexander Kirchner dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). "Insofern stehen die Zeichen jetzt erst mal auf Eskalation." Die EVG zeigte sich zudem solidarisch mit der GDL: "Wir werden nicht einen Streik der GDL unterlaufen", sagte Kirchner. Auch die EVG werde "notfalls streiken". (dpa)