Berlin/Frankfurt. Piloten wollen mehr Geld und keine Verschärfung der Rentenregel. Bei der Bahn liegen zwei Gewerkschaften im Clinch. In beiden Fällen könnte der Tarif-Konflikt auf dem Rücken der Kundschaft ausgetragen werden. Zumindest zeitgleiche Streiks bei beiden Unternehmen wollen die Akteure vermeiden.
Reisenden droht Ungemach: Bei der Lufthansa und der Deutschen Bahn drohen die Tarifkonflikte zu eskalieren und damit Streiks und erhebliche Behinderungen im Reiseverkehr. Details zu möglichen Ausständen und Folgen für die Kundschaft gibt es allerdings noch nicht.
Die deutsche Reisebranche appellierte an die Piloten, im Tarifstreit um die Frühverrentung wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Die Verhandlungspartner sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und nicht Arbeitsplätze anderer gefährden", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig. Von einem Streik seien nicht nur tausende Lufthansa-Passagiere betroffen, sondern auch zehntausende Unternehmen und ihre Beschäftigten. Ein Streik bedeute zudem erheblich Mehrkosten für Reisebüros, die sich um Umbuchungen oder Stornierungen für Reisende kümmern müssten.
Gewerkschaften wollen nicht zeitgleich streiken
Die Gewerkschaften GDL und Cockpit haben zumindest versichert, bei ihren Tarifkonflikten die Reisenden nicht mit einem zeitgleichen Streik belasten. "Es gibt Gespräche", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Montagabend in Frankfurt. "Wir wollen verantwortungsvoll mit dem Mittel Arbeitskampf umgehen." Die Gewerkschaften würden sich abstimmen, damit nicht zeitgleich Bahn- und Flugreisende von einem Streik betroffen sind.
In der Auseinandersetzung mit den Piloten forderte die Lufthansa eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. "Wir sind konsensbereit und suchen einen Kompromiss", sagte Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens. Sie forderte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit auf, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Lufthansa will die Rente ab 61 einführen
In dem Konflikt geht es um die Übergangsrenten für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo. Im Schnitt gehen die Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das Durchschnitts-Eintrittsalter wegen der hohen Kosten und der auf 65 Jahre hochgesetzten Altersgrenze für Verkehrspiloten schrittweise auf 61 Jahre anheben.
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Die bisherigen Regelungen zur Übergangsversorgung wolle Lufthansa bis 2016 beibehalten, um Zeit für eine gemeinsame Lösung zu haben, sagte Volkens. Im Falle eines Streiks werde Lufthansa prüfen, ob rechtliche Schritte erfolgversprechend seien.
Eine weitere Baustelle sind die Verhandlungen um höhere Gehälter für Piloten. VC verlangt Verdienststeigerungen um zehn Prozent. Das Angebot der Lufthansa beträgt nach eigener Darstellung 5,16 Prozent. Für den angekündigten Ausstand spielt dies Thema aber keine Rolle ebenso wenig wie die Pläne von Vorstandschef Carsten Spohr für neue Billigableger unter der Dachmarke "Wings".
Wegen des Konflikts hatte es bereits im April massive Flugausfälle gegeben. Cockpit hatte die Verhandlungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt.
Streik wird 24 Stunden zuvor bekannt gegeben
Die Lufthansa rechnet nach eigenen Angaben damit, dass Cockpit einen Ausstand 24 Stunden vorher ankündigen werde. Mehrtägige Streiks erwartet die Airline nicht. Die Lufthansa werde einen Sonderflugplan entwickeln, um wesentliche Strecken aufrechterhalten. Auf einen Ausstand sei man vorbereitet, betonte Europas größte Fluggesellschaft.
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Auch bei der Deutschen Bahn brodelt es: In dem festgefahrenen Konflikt geht es zum einen um Entgeltsteigerungen für Bahn-Beschäftigte, zum anderen um die künftige Form der Zusammenarbeit der beiden Gewerkschaften GDL und EVG. Zunächst rief die GDL ihre Mitglieder für kommenden Mittwoch (27.8.) zu einer Protestversammlung in Fulda auf.
Gewerkschaften im internen Clinch
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) forderte am Montag unterdessen sechs Prozent mehr Lohn. Für die rund 100.000 Mitglieder, die bei der DB AG beschäftigt sind, sollten es aber mindestens 150 Euro mehr pro Monat sein. Zugleich will die EVG, dass die etwa 5000 bei ihr organisierten Lokführer wieder unter die Tarifregelungen der EVG fallen.
Die Lokführergewerkschaft GDL will ihrerseits auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit in die Domäne der EVG vordringen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte am Wochenende einen neuen Vorschlag der Bahn zu einem Kooperationsabkommen mit GDL sowie EVG abgelehnt und von einer "Provokation" gesprochen. (dpa)