Essen. Um mehr als 40 Prozent stiegen die Preise zwischen 2005 und 2013. Beim Auto hingegen fiel die Kostensteigerung trotz Sprit nur etwa halb so stark aus - selbst die Statistiker vom zuständigen Landesamt waren überrascht. Der VRR verteidigt die Entwicklung.

Auf Bus und Bahn ist Verlass – nicht immer wenn es um Pünktlichkeit, wohl aber wenn es um Preiserhöhungen geht: Jahr für Jahr erhöht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) die Tarife um drei bis vier Prozent, auch bei der Bahn AG ziehen die Preise im Fernverkehr an. Über die Jahre summiert sich das: Zwischen Januar 2005 und Mai 2013 sind die Preise im öffentlichen Personenverkehr in Nordrhein-Westfalen um satte 40,5% gestiegen.

Das hat das Landesamt für Statistik errechnet. Die Preisentwicklung bei Kraftfahrzeugen kommt da nicht mit, hier gab es einen Aufschlag von „nur“ 22% - obwohl Spritkosten ebenso enthalten sind wie z.B. Anschaffung und die Garagenmiete. Und die Preise für Kauf, Reparatur und Pflege von Fahrrädern stiegen gar nur um 11,3% – und lagen damit sogar unter der Entwicklung der Verbraucherpreise allgemein.

Verband: VRR hat Preise biszur Schmerzgrenze erhöht

Die Tarife für Bus und Bahn kennen nur eine Richtung – nach oben. Und abgesehen von den Jahren 2010 und 2011 waren Fahrgäste des öffentlichen Personenverkehrs immer stärker von Preissteigerungen betroffen als Kraftfahrer. Die Düsseldorfer Statistiker haben den Vergleich erstmals in dieser Form gemacht; dass er so deutlich ausfällt, habe auch sie überrascht, sagte eine Sprecherin des Landesamtes. Auch aktuell klafft die Schere arg auseinander: Während die Preise an den Tankstellen rückläufig sind (zuletzt -2,7% gegenüber Mai 2012), zogen die Tarife bei Bus und Bahn an (+3,1%).

Nicht überrascht zeigt sich der Fahrgastverband Pro Bahn: „Die Bezuschussung des Nahverkehrs ist ja kräftig zurückgefahren worden“, sagt Sprecher Lothar Ebbers. Und so habe der VRR „bis zur Schmerzgrenze“ die Preise erhöht und geschaut, dass die Fahrgastzahlen (über eine Milliarde pro Jahr) keinen Schaden nehmen – eine Gratwanderung, bis hierhin eine gelungene. Spielraum für Preissenkungen sieht Ebbers „im derzeitigen Finanzierungssystem des Öffentlichen Personennahverkehrs nicht“, der VRR hänge von den klammen Kommunen ab. Sollten wieder mehr Bundesmittel bereitstehen, müssten die in ein verbessertes Angebot fließen. „Regionalexpresslinien wie der RE 1 und RE 5 brauchen dringend Entlastung“, sagt Ebbers.

VRR findet Monatskarten "unschlagbar günstig"

VRR-Sprecher Johannes Bachteler betont: Mit einer Monatskarte der Preisstufen A1 und A2 sei man mit 55 Euro noch unschlagbar günstig – erst recht, weil Kunden nach 19 Uhr im ganzen Verbundgebiet fahren können. „Da kommt das Auto nicht mit“, so der VRR-Sprecher. Die ständigen Preiserhöhungen verteidigt er mit steigenden Kosten, vor allem bei Energie und Personal. Zudem stünden enorme Investitionen in die Infrastruktur an, da sei man „ziemlich alleingelassen“. Allein bei U- und Straßenbahnen wären einem Gutachten zufolge bis zum Jahr 2016 NRW-weit rund 1,1 Mrd. Euro fällig.

Aber: In jeder Erhöhung beim VRR steckt auch etwas Entlastung für städtische Haushalte. Hintergrund: Nahverkehr ist grundsätzlich defizitär. „Für jeden Euro, der bei den Tickets reinkommt, legt die öffentliche Hand einen weiteren drauf“, sagt Bachteler. Die im VRR zusammengeschlossenen und oft mit Nothaushalten kämpfenden Kommunen drängen, dass diese Belastung für sie kleiner wird. Wie viel das bei jeder Preisrunde ausmacht, vermag Bachteler nicht zu beziffern: „Es geht um Nachkommastellen bei den Prozenten.“