Recklinghausen/Bochum/Türkheim. Im Fall eines mysteriösen Brandes im Allgäu, bei dem zwei Männer schwer verletzt und von einem Dritten an einer Tankstelle abgesetzt wurden, führen die Spuren ins Rocker-Milieu in NRW. Die drei Beteiligten aus Bochum und dem Kreis Recklinghausen sollen der Gruppe “Black Jackets“ angehören. Doch die Hintergründe sind unklar.

Der Fall begann mysteriös: Ein Unbekannter setzt mitten in der Nacht zwei Männer mit schweren Brandverletzungen an einer Tankstelle in Türkheim im Allgäu ab, sagt dem Angestellten, er möge den Rettungsdienst alarmieren - und verschwindet. Stunden später wird ein Brand mit Verpuffung in einem Wohn- und Praxisgebäude in der Nähe gemeldet, ein Zusammenhang vermutet. Und es stellt sich heraus: Die beiden Verletzten kommen aus Bochum und dem Kreis Recklinghausen. Die Hintergründe aber sind unklar.

Zweieinhalb Wochen später haben die Ermittler etwas Licht ins Dunkle gebracht. Der Fall der Brandstiftung "weist Verbindungen in das Rocker-Milieu auf", teilte die Polizei Schwaben Süd/West mit. Der Unbekannte, der die beiden Verletzten zu der Tankstelle gefahren hatte, ist in der Zwischenzeit ermittelt und im Kreis Recklinghausen festgenommen worden. Und: Der 38-Jährige gehört laut Polizei einem NRW-Chapter der "Black Jackets" an, einer rockerähnlichen Gruppierung mit Wurzeln in Baden-Württemberg.

Verdächtiger aus dem Kreis Recklinghausen nach Bayern gebracht

Gegen den 38-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen, er soll in ein bayerisches Gefängnis gebracht und dort verhört werden. "Uns wurde gesagt, er soll heute eintreffen", sagte Polizeisprecher Christian Owsinski am Donnerstag. In welche JVA der Verdächtige überstellt werde, sei jedoch noch unklar.

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Die beiden 22 und 36 Jahre alten Schwerverletzten dagegen konnten bislang noch nicht aussagen. Sie liegen laut Polizei noch immer in Spezialkliniken. Wann sie vernommen werden können, ist unklar. "Da ist kein Zeitfenster abzusehen", sagte der Polizeisprecher. "Das kann noch Wochen dauern, vielleicht auch Monate."Aber auch bei den Verletzten "besteht der dringende Verdacht, dass sie der rockerähnlichen Gruppierung zuzurechnen sind". Die Staatsanwaltschaft Memmingen prüft, ob und wann auch gegen sie Haftbefehl erlassen werden kann.

"Heilerin" sagt, sie habe schon 2011 eine Morddrohung erhalten

Was aber hatten die drei Männer im Allgäu zu tun, welche Verbindung gibt es zu dem Brandanschlag in Bad Wörishofen, welche Rolle spielen die "Black Jackets"? Das ist bislang völlig unklar. Wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet, handelt es sich bei dem Brandort um die Praxis einer "Heilerin". Die Polizei geht Hinweisen der Frau auf Drohungen aus der Vergangenheit nach. 2011 soll sie schriftlich eine Morddrohung erhalten haben, der Fall sei seinerzeit von Polizei und Staatsanwaltschaft in NRW bearbeitet worden und werde nun erneut geprüft.

Gleichwohl werde weiter "in alle Richtungen ermittelt", betont Christian Owsinski. Die Ermittlungsgruppe arbeite dafür eng mit Polizeidienststellen in Nordrhein-Westfalen zusammen. Noch sei aber nicht erkennbar, worin die Verbindung zwischen NRW und Bayern liegt. Bei der Polizei in Recklinghausen und Bochum gibt es keine weitergehenden Erkenntnisse oder Informationen; beide Pressestellen verweisen auf die Kollegen im Allgäu.

"Black Jackets" in NRW weitgehend unauffällig

Die "Black Jackets" sind in NRW bislang eher unauffällig gewesen, sind nach Einschätzung des Landeskriminal noch nicht in den "Rocker-Krieg" von Hells Angels, Bandidos und anderen Rocker-Gangs verwickelt. Seit Mitte 2012 treten sie im Rheinland in Erscheinung, in Bonn, Köln und Bergheim. Die Polizei hat die "Chapter" im Auge, ist 2013 bereits zweimal mit Razzien gegen kriminelle Mitglieder vorgegangen.

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Gegründet wurde die Gruppe 1985 im baden-württembergischen Heidenheim. Markenzeichen sind schwarze Bomberjacken - daher der Name "Black Jackets" - mit einer Bulldogge darauf. Auch wenn Auftreten, Hintergrund und Struktur an Motorrad-Gangs erinnern: Wer Mitglied werden will, muss nicht notwendigerweise Motorrad fahren. Sicherheitsbehörden bezeichnen die "Black Jackets" deshalb als "rockerähnlich".

Gruppe hat bundesweit rund 1500 Mitglieder

Auf seiner Homepage betont der Club seine Entstehung aus "gegenseitigem Respekt" und den Zusammenhalt, gibt sich betont friedlich. Der zähnefletschende Kampfhund auf der Jacke solle für "Treue, Stärke und Entschlossenheit" stehen. Der Name der Gruppe und ihre Absichten seien jedoch immer wieder missverstanden und in ein falsches Licht gerückt worden, unter anderem von der Polizei, heißt es.

Die sieht die Gruppe, die nach eigenen Angaben im Herbst 2012 bundesweit 1500 Mitglieder hatte, auch heute noch kritisch: Die Mitglieder seien häufig "multikriminell", sagt der Allgäuer Polizeisprecher Christian Owsinski. Sprich: Sie fielen wiederholt durch Straftaten wie Körperverletzungen, Drogendelikte oder Kontakte ins Rotlichtmilieu auf.