Mülheim. . Eigentlich wollte Herr B. nur von der Mülheimer U-Bahn-Haltestelle Gracht zum Rhein-Ruhr-Zentrum fahren. Eine 4,2 Kilometer lange Strecke. Doch die Online-Auskunft schlug ihm stattdessen zwei verschiedene Alternativrouten vor, die jeweils 52 und 46 Minuten dauern sollten und mehr eine Stadtrundfahrt waren. War war mit dem Informationssystem los?

„Vom Nordpol zum Südpol“ ist bekanntlich „nur ein Katzensprung“ – das nahm der Mülheimer bislang auch von der Entfernung an zwischen der U-Bahn-Haltestelle Gracht und dem Rhein-Ruhr-Zentrum. Die geografischen Fakten sollten jedoch dringend überarbeitet werden, denn neuste Erkenntnisse der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) gehen davon aus: Die Fahrt zwischen beiden Orten dauert 52 Minuten.

Fast eine Stunde für 4,2 Kilometer Strecke? So langsam bummelt nicht einmal der Mülheimer Faschingszug. Doch als Herr B. am Rosenmontag um die Mittagszeit die Verbindung in der Online-Auskunft der MVG eingab, spuckte diese das seltsame Ergebnis aus.

Jecke Strecke

„Ist denn nun selbst die Fahrplanauskunft jeck geworden?“, fragte sich B. Statt von der Gracht mit der U18 in knapp fünf Minuten zur Haltestelle Rhein-Ruhr-Zentrum zu fahren, empfahl ihm die Online-Info eine ganz andere Strecke: Erst einmal sollte B. in Gegenrichtung zum Mülheimer Hauptbahnhof fahren, dann zum Essener Hbf und anschließend mit der U18 wieder zurück in Richtung Mülheim zum RRZ. Fahrtdauer: gemütliche 52 Minuten.

Noch erlebnisreicher wäre B. auf der alternativ angebotenen Route unterwegs gewesen: Vom Mülheimer Hauptbahnhof schlängelt sich die S-Bahn-Polonaise bis zum Bahnhof Essen-West. Dann nur noch kurz einen Kaffee-to-go lang in die Straßenbahnlinie 109, um in Frohnhausen-Breilsort rüber in den Niederflurbus 138 Richtung Heißen-Kirche zu schunkeln. Dauer dieser Jecken-Strecke: 46 Minuten.

Ob das Auskunftssystem zum Frühstück einen Clown hatte, konnte man ihm beim Kundenservice auch nicht beantworten. Sie können ganz einfach mit der U18 zum RRZ fahren, versicherte man jedoch dort. Wer es übrigens beim Online-Service des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr versuchte, wurde auch nicht besser beraten. „Das ist doch kein guter Service“, findet jedenfalls B., „erst recht nicht am Rosenmontag.“