Am Niederrhein. . Der beabsichtigte Ausbau der Stromnetze sorgt am Niederrhein für Unruhe. In Meerbusch schöpfen die Gegner eines geplanten riesigen Konverters Hoffnung, dass sie den Bau der Anlage noch stoppen können.

Für die Anwohner in Meerbusch-Osterath ist es eine Horrorvorstellung: Am Ortsrand, neben Umspannwerk und Bahnlinie, soll bis zum Jahr 2017 ein riesiger Doppelkonverter entstehen. Die 390 Millionen Euro teure Anlage soll Gleichstrom zu Wechselstrom umwandeln (und umgekehrt), damit die Energie ohne große Verluste über weite Strecken transportiert werden kann. Mit einer Fläche von 200 mal 100 Metern und einer Höhe von 20 Metern wäre der Konverter das mit Abstand größte Gebäude in Meerbusch überhaupt.

Wegen der angeblichen „alternativlosen“ Pläne von Netzbetreiber Amprion gibt es seit Monaten große Unruhe unter den 13.000 Einwohnern von Osterath. Nun schöpfen die Anwohner Hoffnung: „Im Sommer ist das Ding vom Tisch“, meint Karsten Weigmann von der Bürgerinitiative. Er zeigt sich überzeugt, dass die Pläne die politischen Beratungen nicht überstehen werden, die in den nächsten Wochen in Berlin beginnen. Ein wichtiges Indiz: Der Umweltausschuss des Bundesrats hat die Planungen kritisiert, hält eine Verschiebung des Konverterstandortes ausdrücklich für „denkbar“.

Energiewende als„Etikettenschwindel“

Der Konverter gilt als zentraler Baustein des Ausbaus der Stromnetze. Mächtige Hochspannungstrassen („Stromautobahnen“) sollen Ökostrom aus Windkraftanlagen an der deutschen Küste in den Süden der Republik liefern, wo nach Abschaltung der Atomkraftwerke Engpässe drohen. Eine der Trassen durchquert mit bis zu 70 Meter hohen Masten den Niederrhein – wo es nicht nur in Meerbusch Proteste gibt. Vielerorts haben sich Initiativen formiert, die eine unterirdische Verlegung der Kabel fordern. In Wesel gab es im Dezember bei einer Anhörung zur Trasse viele Fragen, in Moers ist für heute Abend eine Protestversammlung geplant (18 Uhr, Awo-Tagesstätte, Waldenburger Straße).

Auch interessant

In Meerbusch-Osterath ärgert man sich, dass der Netzausbau in der Öffentlichkeit mit der Energiewende begründet wird: „Im Falle des bei uns geplanten Konverters ist das ein riesiger Etikettenschwindel“, schimpft Initiativen-Vertreter Weigmann. Der Konverter habe nämlich die Aufgabe, Strom aus Neurath und den anderen Kraftwerken des Braunkohlereviers in das Hochspannungsnetz einzuspeisen. Mit Öko-Energie und sauberem Strom habe das nichts zu tun: „Strom aus Braunkohle ist der schmutzigste Strom überhaupt!“

Großprojekt nicht in der Nähe von Wohnbebauung

Wenn überhaupt, so die Meinung der Initiative, dann gehöre ein solches Großprojekt wie der Konverter in ein Industriegebiet, jedenfalls nicht in die unmittelbare Nähe von Wohnbebauung. Dass keine alternativen Standorte geprüft wurden, haben Meerbuscher Anwohner in ihren insgesamt 2300 Eingaben an die Bundesnetzagentur ebenso kritisiert wie mangelnde Transparenz bei der Planung und fehlende Einspruchsmöglichkeiten der Bürger.

Das NRW-Wirtschaftsministerium ist in Gesprächen mit Netzbetreiber Amprion. Wenn die geplante Hochspannungsleitung in das herkömmliche Drehstromnetz integriert werden soll, könne auf den Konverter nicht verzichtet werden, meint Minister Garrelt Duin (SPD) – „andere Standorte als Meerbusch sind dadurch nicht von vornherein ausgeschlossen“. Die Hochspannungstrasse an sich sei „ein wichtiger Baustein“ des 2011 beschlossenen Ausstieges aus der Kernenergie: „Wenn wir bis zur endgültigen Abschaltung der Kernkraftwerke in Süddeutschland dort keine sichere Stromversorgung gewährleisten können, ist die Versorgungssicherheit im ganzen Land gefährdet.“