Berlin. . Der Transport von Elektrizität zu Privatkunden und Firmen wird 2013 teurer. Durchschnittshaushalte müssten bis zu 20 Euro mehr pro Jahr bezahlen

Mit zusätzlich steigenden Stromkosten müssen die Bundesbürger im kommenden Jahr rechnen. Neben der wachsenden Umlage für Ökostrom würden auch die Netzgebühren zunehmen, erklärte die Bundesnetzagentur in Bonn. Eine Ursache dafür sind Investitionskosten für den überregionalen Leitungsbau, die die großen Netzbetreiber nach unten durchreichen. Genaue Zahlen wollte die Regulierungsbehörde nicht nennen. Deutschlandweit würden die Netzentgelte um durchschnittlich zehn Prozent steigen, teilte das Preisvergleichsportal Verivox mit.

Unterschiede bei den Versorgern

Die Netzentgelte werden von den Stromnetzbetreibern erhoben. Von ihnen gibt es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) derzeit rund 900 in Deutschland. Sie mussten bis zum 15. Oktober die voraussichtlichen Netzentgelte für das nächste Jahr veröffentlichen.

Je nach Stromanbieter und Netzfirma fällt die Erhöhung unterschiedlich stark ins Gewicht. Die Gebühren für den Stromtransport machen heute etwa ein Viertel des Preises pro Kilowattstunde aus – ungefähr sechs von 25 Cent. Die Steigerung um zehn Prozent verteuert die durchschnittliche Kilowattstunde (Kwh) deshalb um ungefähr 0,6 Cent. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3200 Kwh bedeutet dies eine rechnerische Preiserhöhung um 19,20 Euro pro Jahr.

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Der mittlere Mieterhaushalt mit einem Verbrauch von 2250 Kwh müsste 13,50 jährlich mehr zahlen. Diese Summen kommen zu den 40 bis 60 Euro hinzu, die normale Haushalte ab 2013 für die Förderung von Sonnen- und Windkraftwerken möglicherweise zusätzlich zahlen müssen. Welche Kosten die Stromlieferanten tatsächlich an ihre Kunden weitergeben, ist noch unklar.

Das Ökounternehmen Lichtblick und regionale Stromfirmen führen die steigenden Kosten auf höhere Netzentgelte zurück, die ihnen die Betreiber des Höchstspannungsnetzes künftig in Rechnung stellen. Das Unternehmen 50Hertz hebt die Netzkosten für den überregionalen Stromtransport um 40 Prozent an. Auch die Firma Tennet, die ebenfalls Höchstspannungsleitungen betreibt, hält Preisanhebungen im überregionalen Stromnetz für nötig.

Die großen Netzbetreiber nennen drei Ursachen: Netzausbau für die Energiewende an Land, Anschluss der Windparks auf Nord- und Ostsee sowie Kosten zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität.

Der Energieversorger Badenova in Freiburg gab an, dass die Übertragungsnetzbetreiber beispielsweise „Regelungsenergie als Reserve einkaufen müssen, um in Zeiten schwacher Winde oder geringer Sonneneinstrahlung den Ausfall der regenerativen Energien auszugleichen“.

"Staatliche Garantie-Rendite"

Lichtblick kritisierte „die staatliche Garantie-Rendite von neun Prozent für die Netzbetreiber. Der Netzbetrieb ist risikofrei und spielt überhöhte Monopolrenditen ein. Die Lasten trägt der Stromverbraucher“, sagte Lichtblick-Chef Heiko von Tschischwitz.

Kein Netzbetreiber in Deutschland kann die Netzkosten selbstständig festlegen. Die Bundesnetzagentur genehmigt sie. Den Unternehmen billigt die Behörde dabei Eigenkapitalrenditen vor Steuern von bis zu neun Prozent zu, die allerdings nur wenige Firmen erreichen. Meistens liegen die Netzgewinne niedriger. Lichtblick-Chef von Tschischwitz wies darauf hin, dass die Netzkosten durch die neuen Erhöhungen stärker ins Gewicht fallen als die Förderkosten für regenerative Kraftwerke, die die Kunden mit der Ökoumlage finanzieren.