Bonn. Im Fall der Bombe aus dem Bonner Hauptbahnhof gibt es “zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür, dass es sich dabei um einen versuchten islamistischen Terroranschlag gehandelt hat. Deshalb hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Derweil wurde bekannt: Nur durch einen Konstruktionsfehler ist der Sprengsatz nicht detoniert.
Nach dem Bombenfund im Bonner Hauptbahnhof hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Es lägen "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" dafür vor, "dass es sich bei dem Geschehen um einen versuchten Sprengstoffanschlag einer terroristischen Vereinigung radikal-islamistischer Prägung handelt", teilte die Behörde am Freitag in Karlsruhe mit. Berichten zufolge soll die Bombe gezündet haben und nur wegen eines Konstruktionsfehlers nicht detoniert sein.
Laut Bundesanwaltschaft bedarf es allerdings weiterer Ermittlungen zur Klärung der Frage, warum der Sprengsatz nicht detonierte. Der Karlsruher Behörde zufolge liegen "belastbare Hinweise" dafür vor, dass der unbekannte Mann, der die Bombe am Montagmittag an Gleis eins des Bonner Bahnhofs abgestellt hatte, "über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise verfügt".
Bombe zündete offenbar - explodierte aber nicht
Wie "Spiegel Online" berichtete, ergab ein kriminaltechnische Untersuchung des Düsseldorfer Landeskriminalamtes (LKA), dass die Bombe "offenbar gezündet" habe. Für diese Theorie spreche den LKA-Experten zufolge, dass die in der Sprengstofftasche gefundenen Batterien einen sehr niedrigen Ladestand gehabt hätten.
Dem Bericht zufolge könnte der Sprengsatz fehlerhaft konstruiert gewesen sein. Statt eines Sprengsatzverstärkers, eines sogenannten Boosters, sei nur eine Glühbirne verwendet worden. In Ermittlerkreisen hieß es demnach weiter, die Bombe sei trotz Zündung nicht explodiert, weil der Strom aus den Batterien zu schwach gewesen sei. Außerdem habe die Birne nicht richtig funktioniert.
Glühbirne statt eines Boosters verwendet?
Auch der WDR berichtete, dass die Täter eine Glühbirne statt eines Boosters, verwendet hätten. Die Glühbirne sei neben anderen Einzelteilen ebenfalls in der blauen Tasche mit dem Sprengsatz sichergestellt worden, die Unbekannte am Montag an Gleis eins des Bonner Hauptbahnhofes abgestellt hatten.
Der Sprengsatz war am Montag in einer Tasche auf einem Bahnsteig im Bonner Hauptbahnhof entdeckt worden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe die Bombe eine zündfähige Sprengstoffvorrichtung und zündfähiges Ammoniumnitrat enthalten, teilte die Bundesanwaltschaft mit.
Polizei sucht nach Zeugen
Die Polizei sucht weiter nach dem etwa 40 Jahre alten Mann, der einer Mitarbeiterin der Bahn die herrenlose Tasche im Bahnhof gemeldet hatte. Die Behörden hätten seitdem nicht mit ihm gesprochen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur dapd.
Die Ermittler erhoffen sich wichtige Hinweise von dem unbekannten Zeugen, der am Montag (10. Dezember) das herrenlose Gepäckstück an einem Info-Point der Bahn meldete. Er könne die Täter gesehen haben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn. Der Mann hat nach Angaben der Polizei kurze mittelblonde Haare und war mit einer blauen Daunenjacke bekleidet. Bisher gibt es Aussagen von Jugendlichen zu einem Tatverdächtigen, der die Tasche mit dem Sprengsatz im Bahnhof abgelegt haben soll.
Bundesinnenminister ruft zu Wachsamkeit auf
Aus der Bevölkerung kamen inzwischen zahlreiche Tipps. Seit einer Pressekonferenz am Mittwoch seien mehr als sechzig Hinweise eingegangen, sagte Einsatzleiter Norbert Wagner laut einer Mitteilung am Donnerstag. "Wir gehen allen Hinweisen nach, eine neue heiße Spur ist allerdings auf den ersten Blick noch nicht dabei", sagte er weiter.
Die Polizei fahndet nach zwei Tatverdächtigen. "Wir suchen weiter nach ihnen", sagte ein Polizeisprecher. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) rief die Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit auf. Wie wichtig dies sei, habe sich in Bonn gezeigt. "Deutschland steht vor allem im Fadenkreuz des dschihadistischen Terrorismus", sagte Friedrich in Berlin. Dennoch sollten sich die Bürger nicht in ihrem alltäglichen Leben beeinträchtigen lassen. Zudem betonte der CSU-Politiker, dass den Sicherheitsbehörden derzeit keine Hinweise auf die Gefährdung konkreter Ziele vorlägen. Das gelte auch für Weihnachtsmärkte. (dpa/dapd)