Bonn. Nach dem Fund einer verdächtigen Tasche auf dem Bonner Hauptbahnhof am Montag hat die Polizei laut Medienberichten zwei Salafisten festgenommen. Sie seien von Zeugen identifiziert worden. Nach Erkenntnissen der WAZ-Mediengruppe sind beide bereits als terroristische “Gefährder“ bekannt.

Die Sprengstofftasche auf dem Bonner Hauptbahnhof ist Medienberichten zufolge von Islamisten deponiert worden. Beide mutmaßlichen Täter seien am Dienstag festgenommen worden, berichteten "Focus Online" und der "Bonner Generalanzeiger". Die zuständige Kölner Polizei wollte dazu "aus ermittlungstaktischen Gründen" ebensowenig Stellung nehmen wie zu Berichten, wonach es sich um zwei einschlägig bekannte Salafisten handele. Bundesinnenminister Friedrich hatte eine Pressekonferenz für den Nachmittag angekündigt, diese wurde aber kurzfristig abgesagt.

Am Nachmittag veröffentlichte die Kölner Polizei das Phantombild eines Tatverdächtigen. Demnach suchen die Behörden nach einem dunkelhäutigen Mann im Alter zwischen 30 und 35 Jahren. Ein 14 Jahre alter Schüler habe den Ermittlern berichtet, dass der Tatverdächtige die Tasche am Gleis abgestellt habe.

Wegen der im Bonner Hauptbahnhof entdeckten Tasche war am Montag Bombenalarm ausgelöst worden. Laut Polizei befand sich in dem verdächtigen Gepäckstück "potenziell zündfähiges Material". Unklar blieb allerdings auch am Dienstag zunächst, ob die Konstruktion in der herrenlosen Tasche auch explosionsfähig war.

Verdächtiger offenbar schon länger als Gefährder bekannt

Nach Erkenntnissen der WAZ-Mediengruppe handelt es sich bei dem am Dienstag in Bonn festgenommenen Tatverdächtigen um Omar D. Er gelte seit Jahren als militanter Islamist in der rheinischen Radikalenszene. 2008 sei der gebürtige Somalier mit seinem Gesinnungsgenossen Abdirazak B. durch Polizeibeamte auf dem Flughafen Köln/Bonn aus einem Flieger herausgeholt worden. Die Behörden hätten damals befürchtet, dass sich das mutmaßliche Extremisten-Duo über Uganda in ein Terrorlager der radikal-islamischen Schabaab-Milizen absetzen könnte.

Das von der Polizei am Dienstag veröffentlichte Fahndungsfoto zeigt einen Tatverdächtigen, der in Bonn am Montag  am Bahnhof eine Sprengstofftasche abgelegt haben soll.
Das von der Polizei am Dienstag veröffentlichte Fahndungsfoto zeigt einen Tatverdächtigen, der in Bonn am Montag am Bahnhof eine Sprengstofftasche abgelegt haben soll. © Polizei

Laut einem Bericht von Focus Online zählte das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt in seinem Lagebericht 2010 Omar D. und seinen Mitstreiter zu den Ultraradikalen in der Bonner Szene. Sie galten demnach als wichtige Mitglieder einer 15-köpfigen Extremisten-Gruppe von Somaliern, die sich "Deutsche Schabaab" nannte und als gewaltbereit galt. Nun stünden D. und B. im Verdacht, die Sprengstofftasche am Bonner Hauptbahnhof deponiert zu haben. Zeugen hätten die beiden Islamisten auf Lichtbildern wiedererkannt.

Polizei bestätigt die Angaben - noch - nicht

Auch Bild.de hatte zuvor berichtet, zwei Salafisten stünden im dringenden Verdacht, die Bombentasche auf dem Bahnhof deponiert zu haben. Ein Sprecher der Kölner Polizei sagte dazu: "Zu Personalien und einzelnen Personen sagen wir aus polizeitaktischen Gründen nichts. Wir ermitteln weiter in alle Richtungen." Weiterhin würden Zeugen gesucht, die Beobachtungen im Zusammenhang mit der am Montag entdeckten blauen Tasche gemacht hätten.

Nach der Entdeckung der verdächtigen Tasche hatten Spezialisten das Gepäckstück vor Ort durch Beschuss mit einem Wasserstrahl zerstört. Anschließend begannen Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes mit der Untersuchung der einzelnen Teile, die auch am Dienstag noch andauerte. Nach dem Fund der Tasche war der Bonner Hauptbahnhof vorübergehend komplett gesperrt worden.

Die Tasche enthielt nach einem Bericht von "Spiegel online" Butan-Gas und Ammoniumnitrat. Die Polizei hat bisher nur von einer "zündfähigen" Substanz gesprochen. Das Portal berichtete am Dienstag weiter, in der Tasche seien auch ein Metallrohr, ein Wecker und Batterien gefunden worden. Ob mit dieser Konstruktion eine Explosion hätte ausgelöst werden können, blieb zunächst weiterhin unklar. Polizeiexperten hatten in den durch die Entschärfung zerstörten Teilen noch keinen Zünder gefunden.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnte derweil, es bestehe unverändert eine Gefahr durch Islamisten. Die Bedrohung durch islamistischen Extremismus und Terror sei "keinesfalls erledigt".