Bonn. Die beiden nach dem Bombenalarm im Bonner Hauptbahnhof in Gewahrsam genommenen Männer sind wieder frei. Ein erster Tatverdacht habe sich nicht erhärten lassen, teilte die Polizei mit. Die Männer waren zuvor als mutmaßliche Islamisten ins Visier der Ermittler geraten.

Nach dem Bombenalarm auf dem Bonner Hauptbahnhof ist die Polizei auf der Jagd nach dem mutmaßlichen Haupttäter. Mit einem Phantombild suchen die Ermittler den Mann, der am Montag eine möglicherweise für einen Sprengstoffanschlag präparierte Tasche auf einem Bahnsteig abgelegt haben soll. Er wurde laut Polizei von einem 14 Jahre alten Schüler beschrieben. Die Hintergründe des Vorfalls und der genaue Inhalt der Tasche sind nach wie vor unklar.

Zwei Verdächtige, die am Dienstag festgenommen worden waren, kamen noch am Abend wieder frei. Ein erster Tatverdacht habe sich nicht erhärtet, berichtete die Kölner Polizei. Bei einem der Freigelassenen handelt es sich um den Somalier Omar D., der der Islamistenszene zuzuordnen sei. Auch der zweite Mann soll der Szene angehören.

Kameraaufnahmen sollen Tatverdächtigen zeigen

Wie der "General-Anzeiger" am Mittwoch mit Verweis auf Sicherheitskreise berichtet, zeigten Aufnahmen einer Kamera in einem Fastfood-Restaurant am Bahnhof, wie "ein Mann weißer Hautfarbe" die verdächtige Tasche mit sich bringt. Dort soll ihm die Tasche dann von einem dunkelhäutigen Mann "entwendet" worden sein, hieß es laut Zeitung in den Sicherheitskreisen.

Nach wie vor ist nicht klar, ob beim Bombenalarm ein terroristischer Hintergrund vorliegt. Dies lasse sich noch nicht mit zureichender Sicherheit feststellen, sagte Generalbundesanwalt Harald Range am Mittwoch in Karlsruhe. Sobald sich zureichende Anhaltspunkte dafür ergäben, werde seine Behörde das Verfahren übernehmen. Bislang befinde man sich aber lediglich in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Bonn.

Der Alarm war am Montag wegen einer in dem Bahnhof deponierten Tasche ausgelöst worden. Ob diese eine zündfähige Bombe enthielt, ist unklar. Zwei im Zusammenhang mit dem Fall in Gewahrsam genommene Männer waren am Dienstagabend wieder freigelassen worden. Ein erster Tatverdacht hatte sich nach Angaben der Kölner Polizei nicht erhärtet. Medien hatten berichtet, bei einem der beiden Männer habe es um den Salafisten Omar D. gehandelt, der 2008 auf dem Flughafen Köln/Bonn unter dem Verdacht festgenommen worden war, in den sogenannten Heiligen Krieg ziehen zu wollen.

Tasche enthielt zündfähiges Material

Ob der Vorfall auf Gleis 1 des Bonner Bahnhofs am Montag tatsächlich ein versuchter Terroranschlag war, ist aber weiter offen. Zwar enthielt die herrenlose Tasche nach offiziellen Angaben "zündfähiges" Material. Da sie jedoch beim Entschärfen erheblich beschädigt wurde, konnte bisher nicht festgestellt werden, ob eine Explosion möglich gewesen wäre. Einen Zünder haben die Fahnder nach eigenen Angaben noch nicht gefunden. Nach Informationen von "Spiegel Online" befanden sich in der Tasche Butangas und Ammoniumnitrat sowie ein Metallrohr, ein Wecker und Batterien.

Der Sprengsatz war nach Informationen des Onlineportals faz.net "extrem gefährlich". Die Internet-Nachrichtenseite der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) berief sich am Mittwoch auf "hohe Behördenkreise". Wäre die Bombe tatsächlich detoniert, hätte sie nach dieser Darstellung eine ähnlich verheerende Wirkung gehabt wie der Anschlag von Madrid 2004. Dabei waren 191 Menschen ums Leben gekommen. Polizeisprecher Thomas Held sagte zu dem Bericht: "Das ist vorgegriffen, weil der abschließende Bericht einfach noch nicht vorliegt."

Die Bundesanwaltschaft hat sich bislang offensichtlich nicht in den Fall eingeschaltet. Beim Verdacht auf terroristische Gewalttaten könnte sie die Ermittlungen übernehmen.

Union zweifelt an Sicherheitsstrategie in NRW

Die Union hat derweil Zweifel an der Sicherheitsstrategie in Nordrhein-Westfalen geäußert. "Ich frage mich, ob nach den Zwischenfällen im Frühjahr in Bonn die Polizei in NRW den Fahndungsdruck auf die Salafistenszene ausreichend erhöht hat", sagte der Innenexperte und Fraktionsvize der Union, Günter Krings, der "Rheinischen Post". Es zeige sich, dass "die akuteste Bedrohung für unser Land von gewaltbereiten Salafisten ausgeht", fügte der Sicherheitsexperte hinzu. (dpa/dapd/rtr)