Beckum. Bei Beckum wurde am Wochenende aus Denkmalschutzgründen die älteste Spannbetonbrücke der Welt für über 300.000 Euro umgesetzt. Der Bund der Steuerzahler kritisiert das Vorgehen, insbesondere wegen des neuen Standortes des Denkmals, einem Autobahnrastplatz.

In NRW gibt es mehr als 76.000 Baudenkmäler - Wohnhäuser, Kirchen, Stadtmauern, Wassertürme, Burgen. Diese Bauwerke werden mit Steuergeldern gepflegt, saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In Beckum, Kreis Warendorf, wurde in der vergangenen Woche ein solches Denkmal für über 300.000 Euro umgesetzt, auf einen Autobahn-Rastplatz. Denn bei dem Bauwerk handelt es sich um eine Autobahnüberführung, genauer gesagt: um die älteste Spannbetonbrücke der Welt.

Seit 1991 Baudenkmal

1938 erbaut, ermöglichte die 33 Meter lange Brücke dem landwirtschaftlichen Verkehr die Überquerung der Autobahn A 2 zwischen Beckum und Oelde. Bis ihre Stabilität nicht mehr gewährleistet werden konnte. Ein Abriss kam nicht in Frage, da die Brücke seit 1991 als Baudenkmal gilt. So wurde sie also in der Nacht von Samstag auf Sonntag abgebaut, und auf dem eineinhalb Kilometer entfernten Rastplatz Vellern wieder aufgebaut. Kosten: über 300.000 Euro.

"Wir konnten gar nicht anders", verteidigte Bernd Löchter von Straßen NRW das Vorgehen am Donnerstag. Denn laut Denkmalschutzgesetz NRW sind Denkmäler "zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und wissenschaftlich zu erforschen". Außerdem hätte auch ein Abriss mindestens 100.000 gekostet.

"Man kann alles Mögliche unter Denkmalschutz stellen"

Wolfgang Knepper von der Denkmalschutzbehörde der Stadt Beckum findet an einer denkmalgeschützen Betonbrücke nichts Ungewöhnliches: "Für mich ist das völlig normal". Man könne "alles Mögliche" unter Denkmalschutz stellen, nicht nur Gebäude, wie viele Leute glaubten. "Es muss auch nicht aus dem 15. Jahrhundert sein", so Knepper weiter, auch einzelne Bäume, Grabsteine oder ganze Stadtsilhouetten kämen als Denkmal in Frage. So stünden in der Denkmalliste der Stadt Beckum beispielsweise auch zwei alte Schiffsdiesel.

Kritik vom Bund der Steuerzahler

Für den Bund der Steuerzahler (BdSt) ist das Vorgehen der Behörden schlicht "nicht vermittelbar". Sprecherin Bärbel Hildebrand kritisiert weniger den Erhalt der Brücke an sich, als deren zukünftigen Ausstellungsort. Man habe die Brücke förmlich abgeladen, an einem Ort, an dem "Leute ihr Bütterchen essen oder mal eben schnell zur Toilette gehen", empört sie sich. "Wenn man wirklich der Meinung ist, dass man die Brücke zwingend erhalten muss, dann dort, wo sie wertgeschätzt werden kann, wo Menschen hinkommen, weil sie sich genau dafür interessieren."

Ob eine Gesetzesänderung in derartigen Fällen Abhilfe schaffen könnte? Bärbel Hildebrand hält das für eine heikle Angelegenheit. Man könne sich allerdings fragen, regt sie an, ob Denkmalschutz wirklich immer für alle Ewigkeit sei, oder ob es verschiedene Kategorien geben könne.

"Hoffnung, dass Denkprozesse beginnen"

Der Bund der Steuerzahler werde jedenfalls eine Anfrage bei Straßen NRW stellen, um die Kosten und die Gründe genau zu klären und in die eigene Berichterstattung mit aufzunehmen. "Immer mit der Hoffnung, dass Denkprozesse beginnen, dass man mal genauer hinschaut, auch im Vorfeld." Denn überspitzt gesagt handele es sich in diesem Fall um "legale Steuergeldverschwendung". Der Finanzminister setze Expertenkommissionen zum Thema Sparen ein und hier würden 300.000. Euro "einfach mal so rausgehauen".

Das Brücken-Denkmal soll im kommenden Jahr übrigens Bänke und Treppen erhalten, Hinweistafeln werden der interessierten Öffentlichkeit die historische Bedeutung der Brücke erläutern. Bislang war das öffentliche Interesse, zumindest an der Umsetzung, laut Straßen NRW allerdings eher gering.