Essen. . In drei Monaten geht Nikolaus Schneider als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in den Ruhestand. Dreii Theologen bewerben sich um die Nachfolge: Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär, Vizepräses Petra Bosse-Huber und der Personalchef der rheinischen Kirche, Oberkirchenrat Manfred Rekowski.

Anfang Januar geht im Rheinland eine Ära zu Ende. Kurz nach dem Dreikönigstag werden die 219 Delegierten der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) einen Nachfolger für Präses Nikolaus Schneider wählen, der dann – gerade 65 Jahre alt geworden – zumindest teilweise in den Ruhestand wechselt. Sein Amt als ehrenamtlicher Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird er planmäßig bis 2015 ausüben – dann von Berlin aus, der vielen Hauptstadttermine und der Nähe zu Tochter und Enkel wegen.

Kandidatenliste kommt per Post

Und so laufen sich drei Monate vor seinem Abschied aus Düsseldorf schon mögliche Nachfolger um das Bischofs-Amt an der Spitze der zweitgrößten deutschen Landeskirchen warm. In diesen Tagen erhalten die Synodalen per Post die Kandidatenliste des sogenannten Sondierungsausschusses erhalten.

Die rheinische Vizepräses Petra Bosse-Huber
Die rheinische Vizepräses Petra Bosse-Huber © Archiv

Ein Brief mit Überraschungen Denn neben Bewerbern aus der rheinischen Kirche bringt sich auch eine auswärtige Kandidatin in Stellung um den Top-Job im deutschen Protestantismus. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin in der Zentrale des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Fulda, hat ihren Hut demnach ebenso in den Ring geworfen wie Schneiders bisherige Stellvertreterin Vizepräses Petra Bosse-Huber sowie der Personalchef der rheinischen Kirche, Oberkirchenrat Manfred Rekowski.

Damit scheint zunächst die Wahrscheinlichkeit größer geworden zu sein, dass es nach der westfälischen bald auch eine rheinische Bischöfin in NRW gibt. Innerhalb der EKD gibt es derzeit neben der westfälischen Präses Annette Kurschus noch die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann und die Bischöfin für den Hamburger Sprengel der neuen Nordkirche, Kirsten Fehrs.

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags Ellen Ueberschär.
Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags Ellen Ueberschär. © Jens Schulze/Kirchentag

Ellen Ueberschär ist in Ostberlin aufgewachsen, hat in Heidelberg und Berlin Theologie studiert und verantwortet seit dem Kirchentag in Köln 2007 die Organisation der evangelischen Mega-Events. Doch ob sie in der rheinischen Kirche eine Chance hat, wird nicht nur im Rheinland bezweifelt.

Schließlich tritt sie mit der 52-jährigen Bosse-Huber gegen eine anerkannte Theologin an, die als ehemalige Pfarrerin in Wuppertal und seit bald zehn Jahren als Vizepräses fest in der Kirche zwischen Niederrhein und Saarland verwurzelt ist. Als Chefin der Abteilung „Theologie und Diakonie“ kümmert sie sich im Landeskirchenamt um Themen wie Verkündigung, Seelsorge und Gemeindeaufbau, ist aber auf Ebene der EKD und des Kirchentags-Präsidiums auch bundesweit aktiv.

Oberkirchenrat Manfred Rekowski
Oberkirchenrat Manfred Rekowski © Ekir

Als ernstzunehmende Konkurrenz gilt zudem Oberkirchenrat Rekowski (54). Er war ebenfalls zuletzt in Wuppertal tätig. Dort war er seit 1993 Superintendent des Kirchenkreises Barmen und später bis 2011 Superintendent des neu fusionierten Kirchenkreises Wuppertal – nun leitet er die Personalabteilung der Landeskirche.
Ueberschär wollte sich auf NRZ-Anfrage nicht zu ihrer Kandidatur äußern und verwies auf das Landeskirchenamt in Düsseldorf. Dort bestätigte man am Dienstag Vormittag die drei Kandidaturen.

Ueberschärs Initiative bewerten Beobachter indes nicht zwingend als neu erwachtes Interesse am Rheinland. Vielmehr könne Sie sich mit ihrem Vorstoß auch bundesweit für neue Aufgaben im evangelischen Bereich empfehlen wollen Mit dem kommenden Kirchentag in Hamburg im Mai wäre sie sieben Jahre im Amt – länger als ihre beiden Vorgängerinnen Friederike von Kirchbach und Margot Käßmann.

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So oder so dürfte die Nachfolge-Frage im Rheinland aus Sicht von Kirchenmitgliedern und Synodalen nun nicht langweilig werden. Zumal das Kandidaten-Karussell noch nicht geschlossen ist: Bis zur Wahl auf der Synode dürfen die Delegierten noch Kandidaten benennen oder sich selbst vorschlagen. Bedingung: die Kandidaten müssen Theologen und als Pfarrer ordiniert sein.