Duisburg. . Nach einigen Irritationen und fast vier Jahren des Schweigens gab es in der Duisburger Merkez-Moschee wieder ein Spitzentreffen zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Koordinationsrat der Muslime.

Nach fast vier Jahren offiziellen Schweigens auf Spitzenebene haben die obersten Vertreter der evangelischen Christen und der Muslime in Deutschland am Donnerstag ein neues, strukturiertes Gespräch vereinbart. „Wir haben den Dialog, den wir zeitweise ausgesetzt haben, wieder aufgenommen“, sagte der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime (KRM), Ali Kizilkaya, nach einem Treffen mit einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Duisburger Merkez-Moschee. „Wir wollen eine verbindliche Struktur etablieren, auf Spitzen- und auf Arbeitsebene“, erklärte EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider. Im Juni 2013 wollen sich die Spitzen von EKD und KRM wieder treffen, dann soll diese Struktur stehen. Der KRM vertritt nach eigenen Angaben rund 85 Prozent der deutschen Moscheevereine.

Beide Seiten erklärten, sich als Religionsgemeinschaften künftig besser abstimmen zu wollen. „Wir wollen in der Lage sein, gemeinsam öffentlich aufzutreten“, so Schneider – sei es zu „krisenhaften“ aktuellen Themen oder zu inhaltlichen Fragen wie dem Schutz der Umwelt oder dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft.

Gemeinsame Trägerschaften im Gespräch

Konkret könnte es einer der geplanten Arbeitsgruppen um die Frage gehen, ob künftig gemeinsame Trägerschaften von christlichen und muslimischen Organisationen etwa für Altenheime oder Kindertagesstätten denkbar sind, deutete der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek an. Zudem sei eine Handreichung in Form eines „Knigge“ geplant, die über kulturelle Eigenheiten der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft aufkläre. Außerdem planen EKD und KRM vor dem 2015 wieder in Deutschland stattfindenden G20-Gipfel gemeinsam zu einem Treffen internationaler Religionsführer einzuladen.

Der vom früheren EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber initiierte Dialog war 2006 unter anderem durch die EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“ getrübt worden, die Muslime zum Teil als oberlehrerhaft empfunden hatten. Nun soll das Gespräch fest etabliert und – bei entsprechendem Interesse – auch auf die katholische Seite ausgedehnt werden.