Krefeld. Schon am Mittwoch klagten Umweltschützer über die Informationspolitik der Behörden nach dem Großbrand von Krefeld. Nun zeigt sich: Die Stadt hat einen Hinweis auf eine mögliche Gesundheitsgefährung der Wolke von ihrer Website entfernt. Man habe “deeskalieren wollen“, sagt der Stadtsprecher.
Die Stadt Krefeld hat einen Hinweis auf eine mögliche Gesundheitsschädlichkeit der Rauchwolke von ihrer Internetseite gelöscht. Der Satz, wonach nicht ausgeschlossen werden könne, "dass der Brandrauch gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen kann" stand in einer Mitteilung, die die Stadt am Mittwochnachmittag auf die Seite stellte. Inzwischen ist dieser Satz aus der Mitteilung entfernt worden. Im Original lautete sie so:
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"Das Feuer bei einem Düngemittelhersteller an der Ohlendorffstraße im Krefelder Rheinhafen ist zwar unter Kontrolle, Entwarnung gibt die Stadt Krefeld jedoch nicht. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Brandrauch gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen kann."
Auch eine neue Mitteilung von Donnerstag enthält keinen Gefahrenhinweis
Diese Version ist nur noch über über Google Cache, eine Funktion der Suchmaschine, die alte Inhalte von Webseiten archiviert, nachzulesen (siehe Screenshot). Google hat die Version am Mittwochabend um 22 Uhr gespeichert. In der Version, die jetzt auf krefeld.de steht heißt es:
"Das Feuer bei einem Düngemittelhersteller an der Ohlendorffstraße im Krefelder Rheinhafen ist zwar unter Kontrolle. Alle Messergebisse auf Schadstoffbelastungen auf Krefelder Stadtgebiet außerhalb des abgesperrten Bereichs bewegten sich aber unterhalb der festgelegten Grenzwerte."
Die Kürzung lässt den ersten Satz etwas holprig klingen. Auch in einer neuen Mitteilung, die am Donnerstagmorgen auf der Website erschienen ist, findet sich der Gefahren-Hinweis nicht. Stattdessen schreibt die Stadt: "Bei den kontinuierlichen Messungen auf Schadstoffbelastungen wurden am frühen Donnerstagmorgen (5 Uhr) keine Belastungen in der Luft mehr festgestellt, die Ergebnisse lagen unter der Nachweisgrenze."
Umweltschützer kritisieren die Informationspolitik der Behörden
Stadtsprecher Manuel Kölker sagt, man habe den Satz gelöscht, um die Bevölkerung nicht unnötig zu beunruhigen. "Bezüglich der gemessenen Werte können wir - Stand heute - eine Gefährdung ausschließen." Deshalb habe man "deeskalieren wollen", indem die Pressemitteilung "aktualisiert" worden sei. Einen Hinweis, dass die Mitteilung aktualisiert wurde, gibt es auf der Seite nicht, "Stand 16 Uhr" steht in der Überschrift.
Bereits am Mittwoch hatten Umweltschützer Kritik am Krisenmanagement und der Informationspolitik der Behörden geübt. Die BUND-Kreisgruppe Duisburg bemängelte, dass die Verantwortlichen zu wenige Angaben darüber mache "was, wo, wann und wie gemessen wurde“. „Auch Werte unter Grenzwerten bedeuten keinesfalls, dass kein Gefährdungspotenzial für Mensch und Natur besteht“, sagt Kerstin Ciesla, Vorsitzende der Duisburger Umweltschützer.
Krefelder sollen seit Dienstag Fenster und Türen geschlossen halten
Nach Angaben der Stadt Krefeld haben bislang alle Messungen ergeben, dass keine Grenzwerte überschritten worden seien. Dennoch ruft die Stadt ihre Bürger seit Dienstag dazu auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die Bezirksregierung Düsseldorf rät vorläufig davon ab, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten zu verzehren. In Duisburg klagen Anwohner seit dem Großbrand über gesundheitliche Beschwerden.
Seit Dienstagmorgen brennt im Krefelder Hafen eine Düngemittelfabrik. Das Feuer ist nach Angaben der Feuerwehr seit Dienstagmittag unter Kontrolle, dennoch dauern die Löscharbeiten weiter an. Durch den Brand entstand eine gigantische Rauchwolke, die über Krefeld, Duisburg und Teile von Moers und Mülheim zieht. Die Stadt Duisburg hat vorsorglich entschieden, am Donnerstag Kindergärten und Schulen in einigen Stadtteilen zu schließen.