Essen. . Pommes mit Mayo in der Mittagspause, „das kann man ruhig mal machen“, sagt die Ernährungsexpertin. Wer sich ausgewogen ernährt, darf ruhig zu Fastfood greifen. Viele – vor allem Jüngere – übertreiben es aber. Wissenschaft spricht von der „Pommes-Pasta-Pizza-Generation“.

Fastfood – ungesund und voller Fett. Pommes, Döner und Currywurst machen Menschen dick und krank, lassen sie früher sterben. Böses Vorurteil oder Realität? „Das kann man so pauschal nicht sagen“, sagt Marianne Rudischer, ernährungsmedizinische Beraterin der Barmer GEK. „Gesunde und ungesunde Lebensmittel gibt es nicht“, stellt sie erst einmal klar. „Es sind die Menschen, die sich einseitig, unregelmäßig und dadurch ungesund ernähren.“

Die Portion Pommes mit Mayonnaise macht also nicht krank? „Nein“, sagt Rudischer entschieden. Wer sich ansonsten ausgewogen ernährt, könne in der einen oder anderen Mittagspause ruhigen Gewissens zu den frittierten Kartoffel-Stäbchen greifen. Denn: „Die Mischung macht’s“, sagt die Expertin. Fastfood habe in der Regel wenig Ballaststoffe und viel Fett. Gibt’s mittags Pommes, sollte man morgens und abends Fettarmes essen, dazu Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen – Vollkornprodukte, rohes Gemüse, Obst.

Fastfood sättigt nicht – oder nicht lang genug

Die Paprika – ein Freibrief für maßloses Schlemmen? „Natürlich nicht“, sagt Rudischer und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Auf die Menge kommt’s natürlich auch an.“ Wer täglich Backfisch zum Mittag und Döner zum Abend esse, kann also noch so viel Salat und Möhren mümmeln – „Zu viel Fett liefert ein Überangebot an Kalorien, die sich als Fettpolster ansammeln. So ist das halt.“

Genau hier liegt der Knackpunkt: Viele Menschen essen – oft wider besseren Wissens – zu viel Fastfood und somit zu viel Fett. Der Grund sei simpel: „Fastfood sättigt nicht – oder nicht lang genug“, sagt Rudischer. Das liege an den fehlenden Ballaststoffen, aber auch an einer immer schnelllebigeren Lebensweise.

Zahl der Imbiss-Betriebe steigt

Alles muss hopplahopp gehen, „für bewusstes, langsames Essen fehlt vielen die Zeit.“ Die Folge: Man achtet nicht aufs Sättigungsgefühl und isst mehr. Der Anteil des Fastfoods an der täglichen Ernährung nimmt dabei stetig zu. „Der Erfolg von XXL-Schnitzeln kommt ja nicht von ungefähr.“ Die Industrie vergrößere lieber die Portionen anstatt die Gerichte anders zusammenzustellen, sagt Rudischer.

Auch das Gastro-Gewerbe hat reagiert: Die Zahl der Imbiss-Stuben steigt, das geht aus dem Jahrbuch 2011 des Statistischen Landesamtes hervor. Am Stichtag 31.12.2009 gab es in NRW 7766 Imbiss-Betriebe. Im Vorjahr waren es 5393, das ist ein Plus von fast 50 Prozent.

Plädoyer für neue Ess-Kultur

Einseitige Ernährung werde vor allem für Kinder zu einem immer größer werdenden Problem, warnt die Ernährungs-Expertin: „Die Pommes-Pasta-Pizza-Generation, von der auch die Wissenschaft mittlerweile spricht, ist kaufaul.“ Dabei sei das Kauen ein wichtiges Indiz für eine ballaststoffreiche Mahlzeit: Rohe Möhren und Vollkornbrot lassen sich nicht ohne Weiteres herunterschlingen wie der Fastfood-Burger.

Marianne Rudischer plädiert daher für eine neue Esskultur: Mehr Bewusstsein für Nahrungsmittel und mehr Zeit für das gemeinsame Essen. Genuss und Gesundheit müssen sich nicht ausschließen.

Der Beitrag ist Teil der Themenwoche "Essen ist Leben" - zur Sonderseite rund um die gesunde Ernährung

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