Castrop-Rauxel. . In der Bäckerei Auffenberg wird noch selbst gebacken. Das ist nicht mehr alltäglich. In ganz Castrop-Rauxel gibt es nur noch exakt drei Betriebe, die das tun. Durch immer mehr Angebote der Discounter wächst der Druck auf die Familienbetriebe.

Die Bäckerei-Ketten nehmen sich ein immer größeres Stück vom Kuchen. Kleinere, traditionelle Betriebe ohne Filial-Netz haben da nicht selten das Nachsehen. Doch Hans-Rainer Auffenberg, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei-Konditorei in Ickern, kennt das Rezept, um sich gegen die ganz Großen behaupten zu können. Die Zutaten: Qualität, herausragender Service und Kundennähe.

„Gegen die großen Ketten haben die kleinen Bäckereien kaum noch eine Chance“, sagt Auffenberg. „Es sind jedes Jahr etwa drei bis fünf Prozent an Betrieben, die wir verlieren.“ Der Konkurrenzdruck sei groß, durch die Ketten, aber auch durch die Lebensmittelindustrie: Abgepacktes Brot gibt es nun mal in jedem Supermarkt.

Supermarkt verdrängt die Bäckerei

Und wenn es doch frischer sein soll, reicht vielen Kunden auch das Brötchen, das Baguette, der Muffin aus der Backstation im Laden. „Das Konsumverhalten hat sich gewandelt“, so Auffenberg. „Die Kundenströme haben sich verändert: Früher war es so, dass die Leute zum Bäcker um die Ecke gegangen sind, heute gehen sie eben in den Supermarkt.“

Somit sei zunehmend ein Stück Kultur verloren gegangen, die Vielfalt sei auf der Strecke geblieben, auch in Castrop-Rauxel: „In der gesamten Stadt gibt es noch drei klassische Bäckereien, alle drei in Ickern.“ Einer davon ist Auffenberg selbst, ein Familienbetrieb. Auffenbergs Sohn Alexander führt die Bäckerei seit Beginn dieses Jahres in vierter Generation.

Der Bäcker von nebenan

„Meine Großeltern haben den Betrieb am Standort Vinckestraße, wo sich unser Stammhaus befindet, im Jahr 1919 gegründet“, erzählt Hans-Rainer Auffenberg. Nachdem er selbst sowohl seine Prüfung zum Konditormeister als auch die zum Bäckermeister absolviert hatte, übernahm der Ickerner 1983 das Familienunternehmen, seit 1962 geführt von seinen Eltern.

Bis heute übt Auffenberg seinen Beruf mit Freude aus, steht seinem Sohn Alexander natürlich mit Rat und Tat zur Seite. „Wir wollen der Bäcker von nebenan bleiben“, betont der 63-Jährige. „Immer größer werden, das ist gar nicht unser Bestreben“, fügt er hinzu. Dabei ist auch der Betrieb Auffenberg im Laufe der Jahre gewachsen, hat sich umstellen müssen: Die Bäckerei betreibt vier Verkaufsstellen – drei in Ickern, eine in Henrichenburg.

Verkäuferinnen kennen die Inhaltsstoffe

„Wir unterscheiden uns von den Ketten in Qualität, Wissen und Service“, unterstreicht Auffenberg. Nicht nur, dass die Mitarbeiter in der Backstube ihr Handwerk verstehen, auch die Verkäuferinnen können den Kunden über Zutaten der Waren bei Nachfragen jederzeit Auskunft geben oder sie kompetent beraten. In den Filialen der Ketten sei dies nicht der Fall, so der Obermeister der Bäckerinnung. Und es gebe noch einen weiteren Unterschied: „Wir haben jeden Tag reichlich Teig an den Händen.“ Will heißen: Der Bäcker backt noch selbst – und das schmecke der Kunde.

„Es gibt die Käuferschicht, die wir erreichen, die eben Wert auf Qualität legt.“ Die werde es auch weiterhin geben – jene Kunden, die eigens wegen der berühmten Champagner-Sahnetorte auch aus den umliegenden Städten kommen, die gerne an der Nussecke nach altem Familienrezept knabbern und ebenso gerne das gesunde Superkorn-Brot essen.

Der Betrieb dürfte damit gewappnet sein für die nächste Herausforderung.. „Wenn nun auch die Discounter zunehmend aufstocken und frische Backwaren anbieten“, nennt Auffenberg einen möglichen weiteren Einschnitt. Er und seine Familie wollen aber auch hier mit einem „Premium-Angebot“ dagegen halten. Mittelmaß sichere die Zukunft nämlich nicht.