Düsseldorf. Der demografische Wandel bedroht die Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen. Vor allem sinkende Schülerzahlen in den ländlichen Gebieten bringen das ÖPNV-System in NRW in Gefahr. Die Schülerbeförderung finanziert in der Fläche den ganztägigen Linienverkehr.
Bevölkerungsrückgang, Alterung der Gesellschaft und eine zunehmende Stadt-Land-Schieflage bei den Einwohnerzahlen, der demografische Wandel macht auch dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Die Landesregierung befürchtet vor allem bei der Finanzierung des Bus- und Bahnbetriebs folgenreiche Verschiebungen. Das Hauptproblem: Speziell in den ländlichen Regionen gehen die Schülerzahlen teils drastisch zurück. Die Schülerbeförderung finanziert aber in der Fläche den ganztägigen Linienverkehr.
Konkret rechnet das Landesamt für Statistik für den Kreis Kleve bis 2019 mit einem Rückgang der Schülerzahlen um 20,3 Prozent, für den Kreis Wesel sogar um 21,4 Prozent. „Unternehmen wir nichts, ist eine Einschränkung des Linienverkehrs unvermeidlich“, sagt Volker Wente, Geschäftsführer des Landesverbandes der deutschen Verkehrsunternehmen VDV.
Schülerzahlen sinken in den Städten geringer als in ländlichen Gebieten
Besser sieht es in den Städten aus: Für Düsseldorf rechnen die Statistiker mit steigenden Schülerzahlen (plus 9,1 Prozent). Essen (minus 7,7), Mülheim (minus 11,8) Duisburg (minus 12,9) und Oberhausen (minus 14,6) haben nicht ganz so hohe Einbußen wie die Landkreise.
„Die Beförderungszahlen im Ausbildungsverkehr nehmen ab, dafür wächst das Mobilitätsbedürfnis älterer Menschen. Wir brauchen ein tragfähiges Zukunftskonzept für den ÖPNV“, sagte NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD).
Der ÖPNV in NRW wird jährlich mit rund 1,5 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln gefördert
Ein Gutachten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), auf das sich die Landesregierung stützt, rechnet mit einer Steigerung allein der Betriebskosten bis 2015 um rund 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2007. Hinzu kommt ein erheblicher Investitionsstau bei der Erhaltung von Fahrwegen, Straßenbahnschienen und U-Bahnhöfen. Der NRW-Nahverkehr wird schon heute mit rund 1,5 Milliarden Euro jährlich an öffentlichen Mitteln gefördert.
Das NRW-Verkehrsministerium hat eine 18-köpfige Expertenkommission berufen, die heute ihre Arbeit aufnimmt und bis zum nächsten Jahr Wege aus dem Finanzdilemma des ÖPNV finden soll.