Essen. Bei Temperaturen an die 40 Grad leiden Gartenbesitzer und Pflanzen gleichermaßen. Ein Zwischenzähler hilft, beim Gießen Wassergebühren zu sparen.

Wenn der Regen ausbleibt und der Rasensprenger läuft, steigt die Wasserrechnung ganz automatisch. Gartenbesitzer und Hobbygärtner verzweifeln beim Blumen gießen in diesen Tagen besonders. Wasser ist wertvoll! Aber das geliebte Grün verdorren zu lassen ist auch keine Lösung. Geht das nicht billiger? Wir haben für Sie recherchiert.

Jede Stadt regelt es anders, aber überall gelten folgende Grundsätze:

  1. Die Entsorgung von Abwasser ist mindestens so teuer wie der Bezug von Frischwasser.
  2. Für Frischwasser, das nicht über die Kanalisation entsorgt wird (also Gießwasser, das im Boden versickert), fallen im Prinzip keine Abwassergebühren an.
  3. Mit einer separaten Wasseruhr lässt sich die Menge des Gießwassers nachweisen.
  4. Auch bei Niederschlagswasser besteht Sparpotenzial: Die Entsorgung über den Kanal wird nach Dachfläche und befestigtem Boden berechnet – man kann es aber auch als Gießwasser nutzen.

Blumen gießen - Separate Wasseruhr lohnt sich nicht immer

Eine separate Wasseruhr fürs Gießwasser kann sich lohnen, muss aber nicht. Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW rät Gartenbesitzern, sich die Anschaffung eines solchen Zwischenzählers zu überlegen. Für eine geeichte Wasseruhr sind 30 bis 70 Euro fällig, für den Einbau schlagen nochmal mindestens 70 Euro zu Buche, es sei denn, man traut sich die fachgerechte Installation selbst zu. In manchen Städten werden zusätzlich Abnahme- oder Verwaltungsgebühren fällig.

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"Es kann eine Weile dauern, bis sich die Anschaffung einer Zweituhr rechnet", warnt Heldt. "Wenn es viel regnet, wässert man den Garten vielleicht nur ein paar Mal. Dann lohnt es sich kaum."

Jeder könne aber auch ohne Zweituhr herausfinden, wie viel Wasser beim Gießen draufgeht: "Einfach den Stand der inneren Wasseruhr vor und nach dem Bewässern notieren und den Tagesverbrauch aufs Jahr hochrechnen."

Mit Gießwasser aus der Regenrinne doppelt sparen

Philip Heldt rät außerdem, nach Möglichkeit Regenwasser zu sammeln und damit die Pflanzen zu gießen. Wer über Dach und Regenrinne verfügt, kann mit etwas Glück doppelt sparen, erklärt Verbraucherschützer: "Auch für die Entsorgung von Niederschlagswasser wird eine Gebühr fällig. Die ist zwar geringer, aber auch davon kann man sich in vielen Kommunen befreien lassen, wenn man das Wasser zum Gießen nutzt."

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Diese Lösung koste nur ein paar Rohrstücke aus dem Baumarkt, um das Wasser aus dem Fallrohr umzuleiten. Wer keine größere Summe für die Tonne ausgeben will, kann auf gebrauchte Fässer aus der Lebensmittelindustrie zurückgreifen, rät Heldt. Diese müssen frei von Schadstoffen sein und eignen sich daher auch für den Einsatz im heimischen Garten. Teichbesitzer sollten in jedem Fall Regenwasser sammeln, denn das regelmäßige Nachfüllen mit Leitungswasser geht schnell ins Geld.

Das Interesse der Bürger ist enorm gestiegen

Wer also einen großen Garten in einer trockenen Region am Leben hält, verschenkt ohne Zwischenzähler am ehesten Geld. Die Dürre ruft im Westen viele Sparfüchse auf den Plan: In Duisburg etwa sind allein im Juli 2018 so viele Anfragen eingegangen wie im gesamten Jahr 2017, war von den Wirtschaftsbetrieben zu erfahren.

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Von einer Manipulation des Außenzählers ist abzuraten, betont Ulrich Krüger, Leiter der Entsorgungsbetriebe Siegen: "Wie andere Versorger auch nehmen wir in jedem Fall eine Plausibilitätsprüfung vor. Wenn es Abweichungen von den Richtwerten gibt, fällt das auf."

Ein letzter Tipp von Verbraucherschützer Philip Heldt: nach Möglichkeit morgens gießen. Warum? Dass man nicht in der Mittagssonne wässern sollte, beachten schon viele, weiß er. Sonst verbrennen Wassertropfen die Blätter wie eine Lupe. "Aber an besonders heißen Tagen kommt man nicht darum herum, zwei Mal täglich mit dem Schlauch rauszugehen. Hat man aber die Wahl, sollte man das nur morgens tun, denn abends bleibt die Feuchtigkeit länger an der Oberfläche und lockt Schnecken an."

So funktioniert Wassersparen in Ihrer Stadt

Bochum: Keine Abnahme durch Versorger nötig

Bochumer zahlen 2,50 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser und 1,04 Euro für jeden Quadratmeter Fläche mit Anschluss an die Kanalisation. Wer einen fachgerecht installierten Zwischenzähler nachweist, kann bei den Abwassergebühren sparen. Dazu erhalten Grundbesitzer auf Anfrage von der Stadt ein Antragsformular. Der Nachweis der Wasseruhr kann etwa durch Fotos oder eine Kopie der Installationsrechnung erbracht werden. Kosten durch eine Abnahme oder für die Bearbeitung des Antrags entstehen in Bochum nicht. Im Unterschied zu noch vor einigen Jahren gibt es keine Bagatellgrenze mehr, schon kleinste Mengen können abgesetzt werden. Die Gebühren für Niederschlagswasser gelten pauschal pro Quadratmeter Fläche, von der Wasser in die Kanalisation gelangen kann. Zeiten der Trockenheit wirken sich nicht mindernd auf die Berechnung aus, Zuschläge bei starken Regenfällen gibt es allerdings auch nicht.

Dortmund: Onlineformular ohne Verwaltungsgebühr

In Dortmund kostet die Reinigung eines Kubikmeters Abwasser 2,10 Euro, Niederschlagswasser wird pro Quadratmeter Fläche mit 1,63 Euro abgerechnet. Wer mit einem separaten Wasserzähler nachweisen kann, welche Menge zum Gießen im Garten verwendet wird und diese monatlich protokolliert, kann bei den Abwassergebühren sparen. Bis zum 30. September eines Kalenderjahres muss der Antrag schriftlich, formlos oder mit Hilfe eines online verfügbaren Formulars, beim Steueramt eingereicht werden. Auf eine Bearbeitungsgebühr verzichtet die Stadt Dortmund. Bei den Gebühren für die Reinigung des Niederschlagswassers können Grundstücksbesitzer ebenfalls sparen, wenn dieses in ein Gewässer abfließt oder im Garten versickert. Begrünte Dachflächen werden vergünstigt abgerechnet.

Duisburg: Ableitung von Regenwasser nur mit Sondergenehmigung

Die Stadt Duisburg erhebt eine Gebühr von 2,46 Euro pro Kubikmeter für Schmutzwasser und 1,03 Euro pro Quadratmeter für Niederschlagswasser. Die Gebühr für das Leitungswasser, für das die Kanalisation nicht in Anspruch genommen wird, kann auf Antrag erlassen werden. Dies müssen Grundstücksbesitzer mit einer zweiten Wasseruhr nachhalten und jährlich melden, die Abnahme und Verplombung des Zweitzählers durch den Versorger kostet einmalig 30 Euro. Der Antrag auf Gebührenerlass kann formlos entweder schriftlich oder telefonisch erfolgen; diese Regelung besteht seit Anfang 2000. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg behalten sich vor, die gemeldeten Zählerstände zu kontrollieren. Wer Niederschlagswasser in Teiche oder Bäche ableitet oder auf dem Grundstück versickern lässt, muss keine Kanalgebühren entrichten. Allerdings ist in Duisburg dazu vorab eine Sondergenehmigung einzuholen.

Essen: Durchlässigkeit des Pflasters alle fünf Jahre nachweisen

Bürger der Stadt Essen entrichten 3,05 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser und 1,49 Euro pro Quadratmeter Dach- oder Grundfläche, die an die Kanalisation angeschlossen sind. Innerhalb eines Monats nach Erhalt des Gebührenbescheides können Grundbesitzer formlos beim Stadtsteueramt einen Antrag auf Reduzierung stellen, Voraussetzung dafür ist ein fest installierter Zwischenzähler. Die eigentliche Erstattung erfolgt erst mit der Abrechnung im nächsten Kalenderjahr. Die Hälfte der Gebühr für die Entsorgung des Niederschlagwassers kann auf begrünten Dächern und versickerungsfähigen Flächen gespart werden. Das gleiche gilt für Pflastersteine, sofern deren Wasserdurchlässigkeit mit einer Rechnung und Herstellerbescheinigung nachgewiesen wird. Dis gilt zunächst für fünf Jahre, nach Ablauf dieses Zeitraums müssen Grundbesitzer jeweils nachweisen, dass der Belag arbeitet und Niederschlagswasser noch immer versickern kann.

Hagen: Wasseruhren müssen alle sechs Jahre erneuert werden

In Hagen liegt die Abwassergebühr bei 2,50 Euro pro Kubikmeter, für Niederschlagswasser werden 1,11 Euro pro Quadratmeter fällig. Für die mit einer zweiten Wasseruhr nachweislich im Garten versickerte Menge Leitungswasser werden die Gebühren zurückerstattet. Die Wirtschaftsbetriebe Hagen nehmen den Zähler vor Ort kostenfrei ab, allerding sind die Wasseruhren alle sechs Jahre zu erneuern. Eine Bagatellgrenze besteht seit 2012 nicht mehr. Einsparungen bei den Gebühren für Niederschlagswasser sind in Hagen nicht möglich.

Mülheim: Viele Sparoptionen beim Regenwasser

Mülheimer zahlen 2,91 Euro für jeden Kubikmeter Schmutzwasser, der in die Kanalisation abfließt. Beim Niederschlagswasser sind es 1,16 Euro pro Quadratmeter Dach- bzw. befestigter Fläche mit Kanalanschluss. Mit einem zusätzlichen, fest montierten, geeichten Wasserzähler können Gartenbesitzer den Nachweis über die Menge des Gießwassers erbringen. Die zuständige Sem GmbH kontrolliert die ordnungsgemäße Anbringung. Für die Ermäßigung der Schmutzwassergebühr müssen Bürger einen Antrag beim Umweltamt stellen, entweder formlos oder unter Zuhilfnahme eines Formulars auf der Internetseite der Stadt. Bei der Niederschlagswassergebühr können Hausbesitzer sparen, die über Rasengittersteine (30 Prozent Nachlass), Dachflächen mit geschlossener Pflanzendecke (50 Prozent) oder Schotterrasen verfügen. Für letzteren wird die Gebühr vollständig erlassen, allerdings kann eine Ermäßigung erst ab einer Mindestfläche von zehn Quadratmetern beantragt werden.

Siegen: Beim Niederschlagswasser heißt es "ganz oder gar nicht"

Die Stadt Siegen erhebt Gebühren von 2 Euro pro Kubikmeter Schmutz- und 82 Cent pro Quadratmeter Dach- oder befestigter Fläche für Niederschlagswasser. Wer eine zweite Wasseruhr einbaut und so nachweist, welche Menge Frischwasser nicht in die Kanalisation gelangt, kann die Erstattung innerhalb von vier Wochen nach Erhalt des Gebührenbescheides formlos beantragen. Vor zehn Jahren gab es noch eine Bagatellgrenze, inzwischen können auch zwei oder drei Kubikmeter geltend gemacht werden. Die Entsorgungsbetriebe Siegen bestehen nicht auf einer förmlichen Abnahme, also entstehen dafür auch keine Kosten. Die Niederschlagsgebühr können Grundbesitzer ebenfalls sparen, allerdings gilt dabei das Prinzip "ganz oder gar nicht": Eine typische Regentonne reiche nicht annähernd aus, um einen Überlauf in die Kanalisation zu verhindern, betont ein Sprecher der Betriebe. Wer Regenwasser hingegen in den Gartenteich leitet und einen Überlauf ins Gelände installiert, kann sich vollständig von den Gebühren befreien lassen.

Kleve: Fünf Euro Verwaltungsgebühr für die Antragsbearbeitung

In Kleve kostet die Klärung eines Kubikmeters Abwasser 2,37 Euro, Niederschlagswasser nur 33 Cent pro Quadratmeter. Wer mit einer zweiten Wasseruhr nachweist, welche Menge Frischwasser zum Blumengießen verwendet wird oder aus anderen Gründen nicht in die Kanalisation fließt, kann die Abwassergebühr in dieser Höhe einsparen. Für den Nachweis ist jeder Gebührenpflichtige selbst verantwortlich, der Antrag ist schriftlich oder telefonisch an die Umweltbetriebe der Stadt Kleve zu stellen. Erforderliche Angaben sind Vor- und Nachname des Eigentümers, Grundstücksadresse, Nummer der zweiten Wasseruhr sowie der aktuelle Zählerstand. Für die Bearbeitung des Antrags und die Neuberechnung der Gebühren wird in Kleve eine jährliche Verwaltungsgebühr von 5 Euro fällig. Beim Niederschlagswasser zählt allein die Fläche, von der aus solches ins öffentliche Abwassersystem gelangen kann, Einsparmöglichkeiten etwa durch Dachbegrünung bestehen nicht.

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