Berlin. Demenz betrifft in Deutschland Millionen – Tendenz steigend. Ein Neurologe erklärt, welche wichtige Rolle Vitamin D dabei offenbar spielt.
Demenz zählt zu den häufigsten Krankheiten des Alters – in Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen betroffen, Tendenz steigend. Bisher gibt es keine Heilung, doch Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko einer Demenz-Erkrankung senken. Neben Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung spielt auch Vitamin D eine entscheidende Rolle.
Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das zahlreiche wichtige Funktionen im Körper übernimmt. Es reguliert den Calcium- und Phosphatstoffwechsel, stärkt Muskeln und fördert ein besseres Gleichgewicht. Darüber hinaus spielt es eine wesentliche Rolle im Immunsystem. Außerdem wirkt es im Gehirn: „Vitamin D ist an der Produktion von Botenstoffen wie Dopamin und Serotonin beteiligt“, erklärt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Diese Neurotransmitter beeinflussen sowohl die Stimmung als auch das Gedächtnis.
Vitamin D kann Entstehung von Demenz beeinflussen
Vitamin D kann auch die Entstehung von Demenz beeinflussen. „Vitamin D hilft beim Abbau von Beta-Amyloid“, sagt Berlit. Dieses Eiweiß reichert sich mit zunehmendem Alter im Gehirn an. Während gesunde Menschen es abbauen können, ist dieser Mechanismus bei Alzheimer-Patienten gestört. Dadurch kommt es zur Bildung von Ablagerungen, die Nervenzellen schädigen und zu Gedächtnisverlust führen können. „Vitamin D scheint hier eine schützende Funktion zu haben“, sagt Berlit.
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Das zeigen auch zahlreiche Studien: „Es gibt Hinweise darauf, dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist – insbesondere bei früh einsetzenden Demenzformen“, so Berlit. So untersuchte eine britische Studie um Stevie Hendriks, ob die regelmäßige Einnahme von Vitamin-D-Präparaten oder Multivitaminen das Demenzrisiko senken könne. Das Ergebnis: Menschen, die solche Präparate einnahmen, entwickelten seltener Demenz. „Das spricht dafür, dass Vitamin D tatsächlich eine vorbeugende Wirkung haben könnte“, erklärt Berlit.
Im Alter steigt das Risiko eines Vitamin-D-Mangels
Der Körper bildet Vitamin D vor allem durch Sonnenlicht. „Wer sich ausgewogen ernährt und regelmäßig im Freien ist, kann seinen Bedarf in den mittleren Lebensjahren decken“, so Berlit. Doch mit zunehmendem Alter steige das Risiko eines Vitamin-D-Mangels, da die Haut nicht mehr so effektiv das Vitamin produziere.
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Ab dem 50. Lebensjahr sollte der Vitamin-D-Spiegel daher regelmäßig überprüft werden. „Liegt der Wert im unteren Normbereich oder darunter, kann eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein“, rät der Experte. Doch allein die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten reiche nicht aus. Es sei entscheidend, dass Vitamin D in seiner aktiven Form vorliege, die der Körper durch Sonnenlicht bildet. „Es bringt wenig, nur Vitamin-D-Tabletten zu nehmen, ohne nach draußen zu gehen“, sagt Berlit. Denn dann bleiben viele der positiven Effekte aus.
In diesen Lebensmitteln steckt besonders viel Vitamin D
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) benötigen Erwachsene täglich etwa 20 Mikrogramm Vitamin D – allerdings nur, wenn der Körper nicht durch Sonnenlicht ausreichend Vitamin D bildet. Da dies vor allem in den Wintermonaten schwierig sein kann, spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. „Anders als bei vielen anderen Vitaminen reicht es bei Vitamin D nicht aus, einfach viel Obst und Gemüse zu essen, um den Bedarf zu decken“, sagt Berlit. Die folgenden Lebensmittel enthalten laut der DGE besonders viel Vitamin D:
- Fettreicher Fisch wie Lachs, Makrele und Hering
- Eigelb
- Butter und Margarine
- Vollmilch
- Goudakäse
- Pfifferlinge
- Champignons
- Leber
- Avocado
Steht ein Mangel fest, können Vitamin-D-Tabletten helfen, diesen auszugleichen. Die Dosis sollte jedoch ärztlich abgeklärt werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Denn auch eine zu hohe Zufuhr von Vitamin D kann gesundheitsschädlich sein. „Anzeichen für eine kurzfristige Überdosis sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starker Durst und im schlimmsten Fall Herzrhythmusstörungen“, warnt Berlit.
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Langfristig kann eine zu hohe Zufuhr sogar dazu führen, dass sich Kalzium in den Blutgefäßen und Nieren ablagert. „Dies kann Nierensteine, Nierenkoliken und im schlimmsten Fall ein Nierenversagen verursachen.“
Demenz vorbeugen: Viele Risikofaktoren lassen sich steuern
Doch über eine ausreichende Versorgung von Vitamin D hinaus spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle in der Demenzprävention. So ergab eine Studie um Gill Livingston, die im Fachjournal „The Lancet“ publiziert wurde, dass sich das Demenzrisiko um bis zu 45 Prozent senken ließe, wenn alle bekannten präventiven Maßnahmen umgesetzt würden.
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„Einige Risikofaktoren, wie der sozioökonomische Status oder die Bildung in der Kindheit, lassen sich im späteren Leben nicht mehr ändern“, sagt der Neurologe. Andere seien jedoch aktiv beeinflussbar. Dazu gehören unter anderem die Behandlung von Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes, der Verzicht auf Rauchen, eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Hierbei sei Bewegung im Freien besonders vorteilhaft: „Das Sonnenlicht unterstützt gleichzeitig die körpereigene Vitamin-D-Produktion.“