Leipzig. Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margot Wintermantel, hält die Hochschulreform für einen Erfolg. Am Bachelor-System sei nicht zu rütteln, sagte sie. Schuld an den Problemen sei der Geldmangel der Unis. Die Situation in Leipzig drohte jedoch zwischenzeitlich zu eskalieren.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hält die Umsetzung der europäischen Hochschulreform in Deutschland ungeachtet der massiven Studentenproteste für erfolgreich. HRK-Präsidentin Margot Wintermantel sagte am Dienstag in Leipzig, man sei dem Ziel des Bologna-Prozesses bereits sehr nahe gekommen, durch Einführung von Bachelor- und Masterstudiengänge die europäischen Hochschulabschlüsse zu vereinheitlichen. Die Reform sei unumkehrbar. Gegen die Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz demonstrierten in der sächsischen Stadt mehrere tausend Studenten.

Wie Wintermantel erläuterte, ist in 80 Prozent der Studienfächer an deutschen Hochschulen die sogenannte Bologna-Architektur umgesetzt. «Die Akzeptanz der Bachelor-Abschlüsse in der Wirtschaft wächst, Studienzeiten haben sich verkürzt, die Zufriedenheit der Studierenden ist gestiegen», sagte die HRK-Präsidentin. Den Ländern warf sie aber vor, die Finanzierung der Hochschulen und ihre Koordinierungsaufgaben zu vernachlässigen. Auch versäumten sie es an wesentlichen Punkten, Rechtssicherheit und Verlässlichkeit für Hochschulen und Studierende zu schaffen.

HRK verteidigt Studiengebühren

Wintermantel verteidigte die Empfehlung der HRK zu Studienbeiträgen. Wo diese erhoben würden, seien sie zu einer qualitativen Verbesserung der Lehre eingesetzt worden. So seien zum Beispiel kleinere Gruppen für Tutorien umgesetzt worden. Insbesondere die Haltung der HRK in diesem Punkt hatte am Dienstag nach Polizeiangaben zwischen 4.000 und 5.000 Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet nach Leipzig getrieben, wo sie unter dem Motto «Keine Stimme ohne uns - Für eine demokratische Bildungspolitik» auf die Straße gingen.

Neben ihrer Ablehnung von allgemeinen Studiengebühren wandten sie sich mit dem Motto «Keine Stimme ohne uns» auch gegen den Anspruch der HRK, sich in der Öffentlichkeit als die Stimme der Hochschulen darzustellen. «Außer den Hochschullehrern hat keine andere Gruppe wie etwa die Studierenden ein Mitbestimmungsrecht», kritisierte Dorothee Riese von der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS). Eine Gruppe von Studenten stürmte die Pressekonferenz der HRK und beklagte die aus ihrer Sicht unzureichende demokratische Legitimierung der Hochschulrektorenkonferenz.

Klagen nachzuvollziehen

Der Klage der Studierenden über zum Teil schlechte Bedingungen in der Lehre konnten die Teilnehmer der HRK-Jahresversammlung jedoch zumindest teilweise zustimmen. Sie führten sie aber in erster Linie auf die mangelnde Finanzierung der Hochschulen zurück.

Der Rektor der Universität Leipzig, Franz Häuser, erklärte, die Rektoren der sächsischen Universitäten hätten sich in diesem Zusammenhang an die Abgeordneten des Landtags gewandt. Dabei hätten sie bemängelt, dass den sächsischen Universitäten nur etwa 50 Prozent der Mittel pro Student zur Verfügung stünden, wie sie etwa an der Ludwig-Maximilians-Universität in München aufgewendet würden. «Der ehrgeizige Bologna-Prozess ist mit dieser Finanzierung nicht zu leisten», erklärte er.

Hochschulen beklagen Unterfinanzierung

Wintermantel wies zudem den Vorwurf der mangelnden Mitbestimmung der Studierenden an der Umsetzung der Hochschulreform zurück. In allen Hochschulen seien sie an der Konzeption der Studiengänge beteiligt. Nach Ansicht der HRK-Präsidentin mischen sich bei den derzeitigen Protesten der Studierenden vernünftige Forderungen wie die nach mehr Lehrpersonal und kleineren Seminaren mit allgemeiner Unzufriedenheit.

Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young schätzt ein Viertel der staatlichen Hochschulen ihre Finanzausstattung als nicht ausreichend oder sogar existenzgefährdend an. Die Universitäten sähen sich gleichzeitig einem immer stärkeren Wettbewerb um Studierende, Lehrkräfte und finanzielle Mittel ausgesetzt. (ap)