Düsseldorf. Jeder NRW-Bürger erhält pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest. Doch es gibt Startprobleme. So weit sind Städte mit den Vorbereitungen.
Das seit dieser Woche geltende Angebot für jeden Bürger zum kostenlosen Corona-Schnelltest ist in Nordrhein-Westfalen mit erheblichen Startschwierigkeiten angelaufen. Wofür benötigen die Menschen in NRW in Zukunft einen Schnelltest und wo ist dieser überhaupt verfügbar? Wir beantworten die wichtigsten Fragen
Wo sollen die Schnelltests in Zukunft verfügbar sein?
Ärzte, Apotheken, medizinische Labore, Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie weitere Anbieter sollen in NRW mit kostenlosen Coronavirus-Tests beauftragt werden. Das geht aus einer Allgemeinverfügung hervor, die das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium erlassen hat. Auch Zahnärzte sowie kommunale, private und von den kassenärztlichen Vereinigungen betriebene Testzentren sollen sich nach Möglichkeit an den breit angelegten „Bürger-Testungen“ beteiligen.
In welcher Apotheke kann ich mich testen lassen?
Wegen vieler noch offener Fragen boten zum Start am Montag nur wenige Apotheken in NRW schon kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger an. „In den allermeisten Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderliche Beauftragung durch die Kommunen warten“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, der Deutschen Presse-Agentur. Offen blieb zunächst etwa noch, wie sichergestellt wird, dass tatsächlich maximal ein kostenloser Test pro Woche und Bürger in Anspruch genommen wird. Eine Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe geht auf Basis einer Befragung davon aus, dass zehn Prozent jetzt schon Schnelltests anbieten und dass nun noch gut 14 Prozent hinzu kommen könnten, so dass wohl nur maximal ein Viertel der Apotheken die Tests anbieten wird.
Wofür benötige ich einen negativen Schnelltest?
In der seit Montag geltenden Corona-Schutzverordnung ist für gesichtsnahe Dienstleistungen wie von Friseuren oder Kosmetikern, bei denen die Maske nicht getragen werden kann, ein vorheriger tagesaktueller Test vorgesehen. „Bis zum 1. April 2021 ist hier für die Kundinnen und Kunden ein Schnelltest direkt vor Ort vor der Dienstleistung in Anwesenheit des Personals des Dienstleisters ausreichend“, teilte das Gesundheitsministerium in Düsseldorf mit. Im Laufe des Monats soll der Schnelltest aber bei immer mehr Öffnungen eine Rolle spielen.
Was kostet mich ein Schnelltest?
Die Testverordnung des Bundes legt fest, dass die Testangebote von Bürgern, die ihren Wohnsitz oder ständigen Aufenthaltsort im Bundesgebiet haben, mindestens einmal pro Woche kostenlos genutzt werden können. Die Nutzer erhalten vor Ort einen Nachweis über das Testergebnis - entweder elektronisch oder in Papierform.
Was passiert, wenn der Corona-Schnelltest positiv ist?
Alle Tests sowie die Zahl der positiven Ergebnisse müssen den Gesundheitsbehörden namentlich tagesaktuell gemeldet werden. Bei positivem Test muss ein sofortiger genauerer PCR-Test als Bestätigung angeboten werden - notfalls in Kooperation mit einer anderen ortsnahen Stelle. Getestet werden nur Personen ohne Corona-Symptome. Das Ergebnis erhalten die getesteten Bürger dann elektronisch oder in Papierform.
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Wann und wie sollen die Schüler in NRW getestet werden?
Das ist noch unklar, wann und wo die von der Landesregierung angekündigten Corona-Massentests der NRW-Schüler stattfinden sollen. „Bund und Länder sollten sich vor ihren Beschlüssen klar sein, welche Hoffnungen sie bei den Menschen wecken. Sonst werden wieder Erwartungen enttäuscht, weil der rechtlich-organisatorische Rahmen auf sich warten lässt“, monierte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Welche Anforderungen gibt es an eine Test-Stelle?
In den Mindestanforderungen des Landes NRW heißt es unter anderem, dass die Größe der Räumlichkeiten dem zu erwartenden Testaufkommen entsprechend bemessen sein müsse. Auch räumliche Anbindungen an Drogerien sind demnach möglich. An den genutzten Orten müsse mindestens alle 30 Minuten gelüftet werden können. Andernfalls seien Luftfiltergeräte einzusetzen. Infrage kämen prinzipiell alle, die bereits vor dem 8. März Antigen-Tests für Patienten angeboten hätten, die zur Durchführung der Tests „bereit und in der Lage“ seien und die personellen und räumlichen Mindestanforderungen erfüllen.
Die Teststellen müssen an mindestens 20 Wochenstunden zur Verfügung stehen und auch Nachmittags- und Wochenendöffnungszeiten anbieten. Auch „Drive-In“ könne angeboten werden. Als Testpersonal seien nachweislich fachkundige Personen mit einer medizinischen Ausbildung einzusetzen oder andere fachkundige, besonders geschulte Personen - etwa Krankenpfleger.
Corona-Schnelltests in NRW: Einige Städte sind schneller als andere
- Einmal pro Woche sollen Bürger ab sofort die Möglichkeit für einen kostenlosen Schnelltest bekommen. Wo das in Mülheim möglich sein wird.
- Das Corona-Testzentrum in der Grugahalle in Essen bietet ab 9. März Corona Schnelltests auf Kosten der Stadt Essen an. Weitere Zentren sollen folgen.
- Mit zwei Schnelltestzentren geht das DRK am Donnerstag in Gladbeck an den Start. Auch Gruppen werden getestet. So funktioniert die Anmeldung.
- Erste Apotheken, Hausärzte und Testzentren stehen in Bottrop in den Startlöchern für die kostenlosen Coronatests. Doch es hakt noch bei den Details.
- Für die kostenlosen Corona-Schnelltests stehen in Witten fast alle Hausärzte bereit. Stadt plant vier Testzentren. Das erste öffnet am Dienstag.
- Ab wann und wo bekommen Duisburger den wöchentlichen Gratis-Schnelltest? Die Stadt kritisiert Bund und Länder – arbeite aber an der Umsetzung.
- Kostenlose Corona-Schnelltests sind ab Dienstag in Bochum möglich. Testzentren stehen für Abstriche bereit. So kommen Sie ab sofort an Termine.
- Ab 8. März soll es Gratis-Bürgerschnelltests geben. Die Mail des Landes zur Umsetzung erreichte Gelsenkirchen am Sonntag, 7. März, um 22.45 Uhr.
Warum kritisieren Ärzte die Corona-Schnelltest-Strategie in NRW?
Laut Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverbandes Nordrhein, kritisieren viele Mediziner, dass es derzeit einfach nicht genügend Schelltests gebe und dass bei der Abrechnung noch viele Fragen offen seien. „Schließlich ist es für die Hausärzte schwierig, sich gleichzeitig ums Testen und ums Impfen zu kümmern. Die Impfungen haben aus unserer Sicht Priorität“, erklärte Baaken gegenüber unserer Redaktion.
Auch die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer, reagierte skeptisch: „Inwieweit die bereitgestellten Tests der zu erwartenden hohen Nachfrage nach regelmäßigen kostenlosen Schnelltests genügen, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.“
Ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aus dem Ruhrgebiet, der anonym bleiben möchte, sagte: "Meines Erachtens lohnt es sich – aus unternehmerischer Sicht – nur, wenn man Sammeltermine und Sammelabstriche macht. Der einzelne Abstrich in der Sprechstunde deckt bei solchen Preisen ja nicht mal mehr die Kosten. Das ist ein Minusgeschäft." Noch am Montag habe er von der KV keinerlei Anweisung, mit welcher Ziffer und zu welchem Betrag die Schnelltests abgerechnet werden sollen. Deshalb werde er auf offizielle Informationen warten – und in seiner Praxis voraussichtlich nur Sammeltermine anbieten. Er wolle nicht verdienen an den Schnelltests, aber: "Wir können nicht Leistungen als Minusgeschäft erbringen, das funktioniert nicht."
Was sagen Politiker zu den gratis Corona-Schnelltests in NRW?
Essens Oberbürgermeister und Städtetag-Vize Thomas Kufen (CDU) kritisierte den geringen Vorlauf: „Die Städte und ihre Partner stellen mit hohem Engagement hier wieder einmal etwas kurzfristig auf die Beine, obwohl nötige Informationen und Verordnungen von Bund und Land zum Teil erst zum Start am Montag vorlagen.“
Auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) warnte vor weiteren Enttäuschungen im Corona-Management: „Tests und Impfungen müssen in den nächsten Tagen vollumfänglich in Gang gebracht werden. Hier waren die Vorankündigungen überambitioniert“ Für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben sei es wichtig, dass sich ein Getesteter auch digital ausweisen könne. Pinkwart brachte in diesem Zusammenhang die Öffnung von Ferienwohnungen und Hotels unter Auflagen bereits in den Osterferien ins Gespräch. (Mit Material der dpa)