Essen. Die 174 Tafeln in NRW geraten an ihre Grenzen und fordern eine halbe Million Euro, weil sie die hohen Energiepreise nicht allein stemmen können
Die Tafeln in NRW geraten nach Einschätzungen des Landesverbandes zunehmend an ihre Grenzen. Die hohen Energiepreise drohten die durch Spenden getragenen Einrichtungen einerseits massiv zu belasten, sagt der Landesvorsitzende Wolfgang Weilerswist. Anderseits wachse auch infolge des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine die Zahl der Menschen, die an den Tafeln Lebensmitteln erhalten. „Wir brauchen einen Zuschuss des Landes, um die zusätzlichen Kosten aufzufangen. Sonst gehen uns im Sommer die ersten Tafeln über die Wupper“, warnt Weilerswist.
Derzeit verzeichneten Tafeln in NRW doppelt so viele Neuanmeldungen innerhalb einer Woche wie in der bisherigen Pandemiezeit, so Weilerswist. Es kehrten Menschen in die Hilfseinrichtungen zurück, die sich in der Hochphase der Pandemie noch stark isoliert hatten. Zugleich wachse der Anteil derjenigen, die unter den aktuellen Preissteigerungen leiden oder wegen des Ukraine-Krieges Zuflucht in NRW suchen. „Solche Zuwachsraten haben wir lange nicht gesehen“, sagt Weilerswist.
Weniger Lebensmittel und weniger Kleinspenden
Problematisch sei da, dass die Menge an gespendeten Lebensmitteln seit einiger Zeit abnehme. Händler kalkulierten genauer, verkauften Waren länger ab. Zwar hat der Landesverband inzwischen sechs große Logistikzentren aufgebaut. Doch es fehlten langlebige Lebensmittel. „Auch von Bäckereien bekommen wir deutlich weniger Brotspenden.“
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Zugleich drücken die Finanzen: Die hohen Dieselpreise sorgten bei großen Tafeln ganz schnell für monatliche Mehrausgaben von 1000 Euro. Spenden würden zugleich weniger: Das dicke Preisplus nehme auch den vielen loyalen Kleinspenderinnen und Kleinspendern zunehmend den Spielraum, den Tafeln Geld zu schenken.
Mit massiven Bauchschmerzen schauen die Einrichtungen deshalb auf anstehende Nebenkostenabrechnungen: „Die Mehrkosten, von denen wir durch die hohen Gaspreise ausgehen, sind nicht zu stemmen, das ist schon jetzt klar. Wir brauchen Hilfe, um über den Sommer zu kommen“, appelliert Weilerswist an die schwarz-gelbe Landesregierung.
Eine halbe Million Landeszuschuss gefordert, um über den Sommer zu kommen
Der umtriebige Landesvorsitzende, der auch bundesweit für die Tafelbewegung engagiert ist, berichtet, in Thüringen gerieten die ersten Tafeln ins Straucheln. „Auch bei uns in NRW rufen die ersten Tafeln nach Hilfe.“ Nötig sei ein Landeszuschuss in Höhe von 500.000 Euro, um die zusätzlichen Energiekosten aufzufangen. Je nach Größe sollten die Einrichtungen gestaffelt Gelder erhalten. „Nur so lässt sich verhindern, dass Tafeln wegen finanzieller Nöte schließen müssen.“
Die 174 Tafeln, die im Landesverband aktiv sind, versorgen durchschnittlich über 350.000 Menschen mit Lebensmitteln – aktuell seien es deutlich mehr, so Weilerswist.