Essen. Inzidenz hat sich bundesweit verdreifacht. Fachleute in den Kliniken verweisen auf ihre Erfahrung und setzen auf höhere Impfquote

Trotz der aktuell wieder steigenden Corona-Fallzahlen sehen sich Kliniken im Ruhrgebiet gut gewappnet für den kommenden Herbst. Es sei schwer abzusehen, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickle, sagte Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen. Er gehe aber davon aus, „dass eine mögliche vierte Welle trotz einer möglichen hohen Inzidenzzahl die Krankenhäuser weniger stark belastet, weil die Risikogruppen bereits weitgehend geimpft sind“. Laut Werner sinkt damit das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes signifikant. Ähnliche Erwartungen äußerte sich eine Sprecherin der Sana Kliniken Duisburg.

Krankenhausmanager Werner unterstrich, dass die Universitätsmedizin Essen als eines der größten Corona-Zentren in Deutschlands über Erfahrung und das nötige Management im Umgang mit der Pandemie verfüge. „Wir sind auch für eine mögliche vierte Welle gut gerüstet“, so der Krankenhausmanager.

Inzidenz hat sich innerhalb von drei Wochen verdreifacht

Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Essen, Prof. Jochen A. Werner.
Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Essen, Prof. Jochen A. Werner. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

In Deutschland hat sich die Corona-Inzidenz innerhalb von drei Wochen verdreifacht. Nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) haben sich in den vergangenen sieben Tagen 16 Menschen je 100 000 Einwohner neu mit dem Virus infiziert. Beim letzten Tiefstand am 6. Juli lag diese Inzidenz bei 4,9. Dieser Wert hat sich demnach binnen drei Wochen verdreifacht.

In NRW ist die Inzidenz von 6,0 am 6. Juli auf 20,4 am Donnerstag gestiegen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte unlängst gewarnt, im Oktober werde die Inzidenz von 800 überschritten werden, wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetze.

Intensivmediziner benennt Inzidenz von 300 bei jetziger Impfquote als kritische Schwelle

Nach Einschätzung von Christian Karagiannidis, Sprecher des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), würde bereits eine geringere Inzidenz reichen, um die Intensivstationen erneut stark zu fordern. Durch Modellszenarien ließe sich deutlich sagen: „Wenn wir bei der jetzigen Impfquote bleiben, wäre beispielsweise eine Inzidenz von 300 schon ausreichend, damit wir auf den Intensivstationen wieder viele, vielleicht sogar sehr viele Patienten sehen“, sagt der Kölner Oberarzt.

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Er appellierte eindringlich an die Bevölkerung, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen: „Wenn wir die Impfquote nochmals deutlich steigern und uns weiter an die Hygieneregeln halten, haben wir die Chance, dass uns volle Intensivstationen und weitere Einschränkungen erspart bleiben“, sagte Karagiannidis. „Wir haben es im Moment noch selbst in der Hand. Wir können die Welle im Herbst unten halten.“

Erneuter Corona-Modus belastet Beschäftigte

Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, warnte auch vor den Folgen der Beschäftigten, sollte dies nicht gelingen. Zwar könnten sich die Krankenhäusern innerhalb kürzester Zeit „pandemiebedingten Notwendigkeiten“ anpassen. Ein möglicher erneuter „Corona-Modus“ gehe aber mit einer erheblichen Mehrbelastung der Beschäftigten und innerhalb des Krankenhausbetriebs einher.