Düsseldorf. Astrazeneca-Impfstopp: In NRW wird ab sofort keine Dose mehr verabreicht. Die Landesregierung hatte bis Jahresmitte 4,3 Millionen Dosen erwartet.

Die von der Bundesregierung überraschend angeordnete Aussetzung von Corona-Impfungen mit Astrazeneca hat Nordrhein-Westfalen am Montag kalt erwischt. Man setze diese Vorgaben unverzüglich um, ließ NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mitteilen. „Für bereits vereinbarte Termine mit diesem Impfstoff bedeutet das, dass diese vorerst nicht stattfinden können“, so Laumann weiter.

Das Paul-Ehrlich-Institut hatte die Aussetzung empfohlen, um wie in anderen EU-Staaten Auffälligkeiten in Zusammenhang mit Thrombosen abzuklären. Für die NRW-Impfkampagne bedeutet das einen herben Schlag. Die Landesregierung erwartete im ersten und zweiten Quartal insgesamt rund 4,3 Millionen Impfdosen von Astrazeneca. Nach Berufsverbänden wie medizinischem Personal, Lehrern und Erziehern sollten auch die sehnlichst erwarteten Hausarzt-Impfungen im April mit dem Vakzin starten, das deutlich leichter zu handhaben ist als etwa Biontech.

Impfstopp: Impfberechtigte nehmen Astrazeneca-Termine nicht wahr

Nicht abzusehen ist, wie sich die Aussetzung auf das Image des Impfstoffs auswirkt. Nach Berichten über Nebenwirkungen hatten zahlreiche Impfzentren in NRW bereits das Problem, dass Impfberechtigte Astrazeneca-Termine nicht wahrnahmen. In der sechsten und siebten Kalenderwoche konnten von 70.000 Dosen nur knapp 35.000 sofort verimpft ist.

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Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, sprach gegenüber der Funke Mediengruppe von einer „beunruhigenden Nachricht“. Die Aussetzung komme zu einem schwierigen Zeitpunkt. „Gerade vor dem Hintergrund der jetzt anschwellenden dritten Corona-Welle wäre es wichtig gewesen, dass möglichst viele Krankenpflegerinnen und -pfleger, Ärztinnen und Ärzte eine Impfung erhalten“, sagte Brink. Dasselbe gelte für die 1,6 Millionen Menschen über 70 und mit Vorerkrankungen, für die jetzt in NRW ein schneller Schutz mit AstraZeneca geplant war.

Astrazeneca-Impfstopp: NRW liegt bei Corona-Impfungen leicht unter dem Bundesschnitt

Aus am Dienstag veröffentlichten Daten des RKI geht hervor, dass in NRW bislang 368.160 Menschen eine Erstimpfung mit dem Astrazeneca-Vakzin erhalten hatten. und nur 139 Menschen hatten auch schon die zweite Spritze für den vollen Impfschutz bekommen.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht durch den Astrazenca-Imfpstopp den Impfplan in NRW in Gefahr.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht durch den Astrazenca-Imfpstopp den Impfplan in NRW in Gefahr. © Michael Kappeler/dpa

Insgesamt gibt es in NRW aktuell rund 1,38 Millionen Erstgeimpfte mit allen drei bislang zur Verfügung stehenden Impfstoffen. Das entspricht 7,7 Prozent der Bevölkerung. Bei den Zweitimpfungen sind es 3,4 Prozent der Bevölkerung. Beide Quoten liegen leicht unter dem Bundesdurchschnitt (8,1 und 3,5 Prozent).

Laschet: Astrazeneca-Impfstopp bringt Impfpläne durcheinander

Das vorübergehende Aussetzen von Impfungen mit Astrazeneca wird laut NRW-Ministerpräsident Armin Laschet die Impfpläne durcheinander bringen. „Das wird viele Strategien wieder verändern“, sagte der CDU-Bundesvorsitzende am Montag in der ZDF-Sendung „Was nun, Herr Laschet?“. „Wir haben darauf gesetzt, dass wir jetzt sehr schnell, sehr breit impfen, den Stoff sogar zu den Hausärzten geben. Und jetzt ist er gar nicht mehr da, jedenfalls nicht die nächsten Tage.“ Hier müsse Politik wieder reagieren. (mit dpa)

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