Düsseldorf. Nach viel Kritik an der Corona-Schulpolitik in NRW stellt Ministerin Yvonne Gebauer einen Stufenplan vor. Dieser ermöglicht auch Distanzlernen.

Wie geht es nach den Weihnachtsferien in den Schulen in NRW weiter? Diese Frage stellen sich derzeit viele Eltern. Nach deutlicher Kritik von Eltern- und Lehrerverbänden gibt Schulministerin Yvonne Gebauer nun den Widerstand gegen landesweites Distanzlernen auf. Ab 11. Januar ist es eine Option.

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Abhängig vom aktuellen Infektionsgeschehen hat das Schulministerium ein Modell erarbeitet, das ab der Klasse 8 auch Distanzunterricht im Wechsel ermöglicht. Nach den Bund-Länder-Beratungen am 5. Januar will das Land das weitere Vorgehen bis 7. Januar festlegen, heißt es in einer Schulmail, die das Schulministerium am Montagmorgen verschickt hat.

Diese kam selbst für die Lehrergewerkschaft VBE zu ungewöhnlicher Zeit: "Freitag war der Tag der Schulmails, gerne nach oder kurz vor Unterrichtsschluss. Mit dieser Tradition brach heute das Schulministerium mit der hoffentlich letzten Schulmail des Jahres", so deren Vorsitzender Stefan Behlau. Zwar blieben noch viele Fragen offen, aber es sei "ein Fingerzeig in eine Richtung, die Schulen frühzeitiger über Entscheidungswege- und mögliche Szenarien zu informieren."

Diesen Stufenplan sieht das NRW-Schulministerium vor:

Angepasster Schulbetrieb (Stufe 1): Präsenzunterricht unter Berücksichtigung der bekannten AHAL-Vorgaben. In Einzelfällen können Schulen Distanzunterricht einrichten, wenn anders das Angebot an Präsenzunterricht an der Schule nicht aufrechterhalten werden kann. Nur in Einzelfällen, etwa bei konkreten Quarantäne-Maßnahmen, werde auf Distanzunterricht ausgewichen.

Angepasster Schulbetrieb in Hotspots (Stufe 1+): In Kreisen oder kreisfreien Städten mit einer 7-Tages-Inzidenz oberhalb von 200 können die Städte schulscharf Einschränkungen des Schulbetriebs anordnen. In Hotspots ist dann im Wechsel Präsenz- und Distanzunterricht möglich. Ausgenommen sind davon Grundschulen, die Stufen 5 bis 7 an weiterführenden Schulen und sämtliche Abschlussklassen.

Die Städte können außerdem das Tragen einer Alltagsmaske in den Klassen 3 und 4 während des Unterrichts sowie im Offenen Ganztag anordnen oder den Sportunterricht einschränken.

Landesweit eingeschränkter Schulbetrieb (Stufe 2): Der Schulbetrieb wird landesweit eingeschränkt. Ziel ist es, den Präsenzunterricht für die Klassen 1 bis 7 - wo immer möglich - sicherzustellen. Ab Klasse 8 kann es Distanzunterricht im Wechsel von Präsenz- und Distanzbetrieb geben, auch hier sind Abschlussklassen ausgenommen.

NRW-Schulministerin Gebauer lehnt Verlängerung der Winterferien ab

Gebauer verriet, dass es noch ein weiteres Szenario gebe: "Ich will es nicht hoffen, aber es kann auch darüber hinaus noch eine Eskalationsstufe geben. Die betrifft dann aber nicht nur die Schulen“, sagte Gebauer. Dies habe man bewusst nicht aufgeführt. Wie ein solches Szenario aussähe, wollte sie auch auf Nachfrage nicht ausführen.

Eine Verlängerung der Winterferien bis Ende Januar, wie vom Deutschen Kinderschutzbund gefordert, lehnte Gebauer als „nicht praktikabel“ ab.

Land NRW will alle Lehrkräfte mit FFP2-Masken ausstatten

Zudem kann eine generelle Pflicht zum Tragen einer Alltagsmaske oder eine Reduzierung von Sportunterricht und Förderangeboten notwendig werden. Bei einer besonders kritischen Infektionslage sind auch weitergehende Einschränkungen möglich. Für einen landesweit eingeschränkten Schulbetrieb bedarf es einer Grundsatzentscheidung der Landesregierung.

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Für Kinder mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in Förderschulen oder in Schulen des Gemeinsamen Lernens müssen sich die Schulen mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten absprechen. Da die Klassen in den Förderschulen deutlich kleiner sind, sei eine Teilung der Lerngruppe (ab der Jahrgangstufe 8) aus Sicht des Ministeriums häufig eh entbehrlich.

Für die Anmeldung an den weiterführenden Schulen, die Ende Januar starten, sollen sich die Schulen angepasste Konzepte überlegen. Außerdem will das Land alle Lehrkräfte für die Zeit bis zu den Osterferien mit FFP2-Masken ausstatten. Verteilt werden diese über die Schulträger.

Reaktionen auf Gebauers Corona-Plan für NRW-Schulen

Das Echo auf das Stufenmodell fiel gemischt aus. Besonders hart reagierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Deren Landesvorsitzende Maike Finnern ist „enttäuscht“. Die drei Szenarien würden nichts Neues bieten und blieben in der höchsten Stufe sogar hinter den aktuellen Einschränkungen des Schulbetriebs zurück.

„Es verfestigt sich der Eindruck, dass das Ministerium den Ernst der Lage ignoriert und nach neun Monaten Pandemie und sich verschärfendem Infektionsgeschehen nur Altbekanntes präsentiert“, sagte Finnern. Sie lobte allerdings die Ankündigung des Ministeriums, alle Lehrer und das sonstige Personal an den Schulen für die Zeit bis zu den Osterferien mit FFP-2-Masken auszustatten.

„Ehrlich begeistert“ war Martin Sina, Vorsitzender der Rheinischen Direktorenvereinigung der Gymnasien, darüber, dass der Stufenplan die Schulleitungen noch kurz vor der Weihnachtspause erreichte. „Das ist kommunikativ gelungen“, sagte er.​

Corona-Plan für Schulen in NRW: "Schulen haben Klarheit verdient"

„Damit schwenkt Schulministerin Gebauer endlich auf Alternativmodelle wie den Solinger Weg ein, die sie bisher so vehement abgelehnt hatte“, kommentierte Fraktionsvize Jochen Ott für die SPD-Landtagsopposition.

„Leider hat sie es verpasst, allen Beteiligten reinen Wein einzuschenken. Denn zusätzliche Eskalationsstufen hat sie in ihrer Pressekonferenz lediglich angedeutet. Hier haben Schulen und Kommunen weitere Klarheit verdient. Denn nur, wenn alle Szenarien bekannt sind, können sie vollständig planen.“ Die SPD hatte vor zwei Wochen den Rücktritt der Schulministerin gefordert.

Der Verband Bildung und Erziehung begrüßte, dass das NRW-Schulministerium am Montag mit der Tradition der „Freitag-Schulmails, gerne nach oder kurz vor Unterrichtsschluss“ gebrochen habe.

Kritik an kurzfristigen Entscheidungen

„Es ist ein Fingerzeig in eine Richtung, die Schulen frühzeitiger über Entscheidungswege- und mögliche Szenarien zu informieren.“ Immer wieder hätten die Schulen zuvor sehr kurzfristige Entscheidungen ausbaden müssen, hieß es aus dem Verband.

„Ja, die Situation ist dynamisch, aber die Landesregierung ist gefordert, vorausschauender zu agieren, um gerade in stürmischen Zeiten unnötige Hektik zu vermeiden“, forderte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. „Es bleibt zu hoffen, dass das kommende Jahr besser beginnt, als das Jahr 2020 geendet hat.“ (mk, mawo, dpa)