Düsseldorf. Weniger Gewalt- und Straßenkriminalität, weniger Einbrüche, Innenminister Reul ist zufrieden. Sorge bereiten Drogen- und Ausländerkriminalität.

NRW wird offenbar immer sicherer. Bei vielen Kriminalitätsdelikten sank die Zahl der polizeilich festgestellten Straftaten im Jahr 2019 deutlich, zum Beispiel bei den Wohnungseinbrüchen (minus 10,2 Prozent), bei der Straßenkriminalität (minus 6,8 Prozent) und bei den Gewalttaten (minus 2,4 Prozent). „Das sind Delikte, die das Sicherheitsgefühl der Menschen prägen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik.

Die Zahl der Straftaten sank insgesamt um 4,3 Prozent auf rund 1,23 Millionen Fälle – der niedrigste Wert seit 30 Jahren. Mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) der Straftaten wurden aufgeklärt. Laut Reul ist das der „zweitbeste jemals gemessene Wert, nur übertroffen von dem im vergangenen Jahr mit 53,7 Prozent. Die Null-Toleranz-Strategie der Landesregierung wirke, so Reul. Dies könne man an der guten Entwicklung ablesen.

Mehr Ermittlung und daher mehr Fälle von Kindesmissbrauch festgestellt

Deutlich ansteigend sind die Zahlen bei den Fällen von Kinderpornografie und Kindesmissbrauch. So wurden 2018 insgesamt 2805 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern erfasst, 383 Fälle mehr als im Vorjahr. Reul nannte dies aber einen „echten Fortschritt“. Die Polizei ermittele mehr, also finde sie auch mehr. Ziel sei, dass jeder Täter jederzeit Angst haben müsse gefasst zu werden.

Bochum: Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt erneut

Bottrop: Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt weiter

Duisburg: Zahl der Straftaten sinkt auf Zehnjahrestief

Hattingen ist eine der sichersten Städte im EN-Kreis

Herne: Zahl der Straftaten deutlich gesunken

Gelsenkirchen: Kriminalstatistik sinkt auf 20-Jahres-Rekordtief

Gladbeck: Kriminalitätsbericht weist 4225 Taten in 2019 aus

Mülheim: Weniger Straftaten in 2019

Oberhausen: Kriminalität sinkt auf Zehn-Jahres-Rekordtief

Sprockhövel: Weniger Straftaten in allen Bereichen

Anlass zur Sorge gibt auch die Entwicklung bei Drogendelikten. Hier wurde der höchste Stand der letzten 20 Jahre gemessen. Der Anstieg betrifft vor allem Cannabis und Kokain. „Bei dem Thema gibt es nichts zu bagatellisieren“, sagte Reul. Es gebe leider eine Tendenz in der Gesellschaft, den Drogenkonsum als „lässliches Laster wie das Bier nach Feierabend“ einzuschätzen. Früher sei NRW in erster Linie Drogen-„Transitland“ Richtung Niederlande gewesen. Heute gebe es auch hierzulande immer mehr „hoch professionelle Drogenlabore“.

Zunahme bei Mord und Totschlag

Die Polizei hatte 2019 mehr mit Mord und Totschlag zu tun. Die Tötungsdelikte stiegen um 30 Fälle auf insgesamt 412, in 75 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch. Etwa jeder dritte dieser Fälle ist ein „Partnerschafts-Delikt“, 149 Menschen, in der Mehrheit Frauen, waren Opfer ihrer Ehepartner. Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten liege zwar bei 96 Prozent. Dennoch hinterlasse jede einzelne dieser Taten „unfassbar viel Schmerz“, sagte Reul.

Deutliche Worte fand Reul zur Entwicklung der „Ausländerkriminalität“. Von 447.847 Tatverdächtigen im vergangenen Jahr hatten rund ein Drittel – 154.389 Menschen-- keinen deutschen Pass. Der Anteil von Ausländern an der Gesamtbevölkerung in NRW liege aber bei nur 13,3 Prozent. Ausländische Tatverdächtige tauchten also überdurchschnittlich häufig in der Kriminalstatistik auf, insbesondere bei der Gewaltkriminalität. Flüchtlinge, Asylbewerber und „Geduldete“ zählten auffallend häufig zu den Tatverdächtigen.

"Unangenehme Wahrheit" über Ausländerkriminalität

„Wir müssen diese unangenehmen Wahrheiten über die Ausländerkriminalität sagen. Verheimlichen und unter den Teppich kehren geht nicht.Es geht um Fakten. Wir müssen jetzt eine Debatte darüber anstoßen und sehen, wie Staat und Gesellschaft reagieren könnten“, sagte Reul. Wer aber diese Daten heranziehe, um Hass und Vorurteile zu bestärken, der solle sich schämen.

Immer mehr Senioren werden laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) Opfer von Trickbetrügern. „Da werden Männer und Frauen um die Früchte ihrer Lebensleistung gebracht. Dazu kommt die Scham darüber, dass sie sich haben betrügen lassen“, sagte Reul am Montag bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik. Er sprach von „außerordentlich niederträchtigen Delikten“. Demnach wurden im vergangenen Jahr in NRW 4556 „Enkeltrick“-Fälle gezählt, in denen sich ein Betrüger als Verwandter des Opfers ausgab. 23.448-mal gaben sich Gauner am Telefon als Polizisten aus, um Ältere um ihr Erspartes zu bringen. Vergleichszahlen gibt es nicht, die Fallzahlen steigen aber ständig, so der Minister. Ein Bündnis aus Polizei, Landeskriminalamt, Banken, Senioren-Beratungsstellen und zwei Dutzend weitere Partner betreibe viel Aufklärung. Reul: „Dennoch fallen immer wieder Senioren auf Trickbetrüger rein.“

Messerattacken werden neu in der Kriminalstatistik erfasst. 2019 wurden in 5780 Fällen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt und 7109 Opfer gezählt. Meist blieben die Opfer unverletzt. 42 Menschen starben durch Messerstiche, darunter zwei Kleinkinder, die von ihrem Vater getötet wurden. 65-mal wurden Polizisten mit Messern bedroht. Jede fünfte Tat ereignete sich auf der Straße.