Oberhausen. Der Abwärtstrend bei der Zahl der Straftaten hat sich 2019 nicht nur in ganz Nordrhein-Westfalen fortgesetzt, sondern auch in Oberhausen.

Die Zahl der Straftaten ist nach der neuesten offiziellen Statistik der Oberhausener Polizei im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre gefallen.

So wurden dem Oberhausener Polizeipräsidium im Jahr 2019 gut 15.000 Straftaten bekannt, das sind über 800 Fälle weniger als 2018. Schon damals freuten sich die hiesigen Ordnungshüter darüber, dass damit die Kriminalität im Stadtgebiet auf ein Zehn-Jahres-Rekordtief gefallen ist. „Das sind auch im Vergleich mit anderen Polizeipräsidien sehr erfreuliche Zahlen“, sagt Polizeipräsident Alexander Dierselhuis bei der Vorstellung der wichtigsten Kennziffern der neuen Kriminalitätsstatistik für Oberhausen.

Deutlicher Polizei-Erfolg bei den Wohnungseinbrüchen

Vor allem der überaus starke Rückgang der Wohnungseinbrüche seit dem Negativrekord im Jahre 2013 lässt die Polizisten triumphieren: Von damals 982 Einbrüchen in privaten Wohnungen sank die Zahl dieser Straftaten auf nur noch 335 Fälle – ein Minus um zwei Drittel. Immerhin die Hälfte der Einbrecher versagen mit ihrem Versuch, in die Wohnung einzudringen: Wachsame Nachbarn alarmieren die Polizei oder der Einbruch kostet die Täter durch gut gesicherte Fenster und Türen zu viel Zeit.

Alle Straftaten gegen das Leben aufgeklärt

Vollständig aufgeklärt wurden in Oberhausen alle Straftaten gegen das Leben. Im Jahr 2019 wurden insgesamt acht Straftaten gegen das Leben statistisch erfasst, davon fünf Versuche. Ein Jahr zuvor waren es drei dieser schweren Straftaten mehr: Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung.

Dagegen stieg die Zahl der Tötungsdelikte in ganz Nordrhein-Westfalen von 2018 bis 2019 deutlich an – um 7,9 Prozent auf 412 Taten. Miteingerechnet sind dabei auch hier alle Taten, die zum Glück beim Versuch blieben.

Im Schnitt bedeutet das allerdings immer noch, dass der für jeden Betroffenen äußerst unangenehme Besuch fremder Menschen in seinem Privatbereich fast täglich in Oberhausen passiert. „Dass wir in einem Ballungsgebiet wie Oberhausen diese Zahlen noch weiter drücken können, ist allerdings kaum noch möglich“, meint Peter Mosch, Leiter der Direktion Kriminalität.

Der deutliche Erfolg in den vergangenen sechs Jahren wurde erzielt, weil die Oberhausener Polizei in ihrer Kriminalitätsstrategie seit 2013 Wohnungseinbrüche ins Visier genommen hat: Mehr Kontrollen, mehr verdeckte Streifen, Computer-Auswertungen, mehr Aufklärung der Bürger und verstärkte Eigensicherung von Mietern und Hauseigentümern. Nach Einschätzung der Polizei ist ein gewisser Teil der ausländischen Einbrecherbanden auf Raubzug seit dem Negativjahr 2013 geschnappt worden, ein anderer verdrängt worden – nach Italien, nach Skandinavien.

Auch Zahl der Taschendiebstähle in Oberhausen gesunken

Im Vergleich zu einem Wohnungseinbruch einfacher zu vollziehen sind für Gesetzesbrecher Taschendiebstähle. Um so erstaunlicher ist es, dass die Polizei so wenig Taschendiebstähle aufschreiben musste wie seit zehn Jahren nicht mehr: 486 Fälle. Insgesamt ist die Straßenkriminalität, die Bürger in ihrem Sicherheitsempfinden besonders trifft, deutlich zurückgegangen: 3070 Straftaten sind rund 600 Fälle weniger als 2018 – und bedeuten ebenfalls ein Rekordtief im Zehn-Jahres-Zeitraum.

Zur Straßenkriminalität zählen beispielsweise Raubüberfälle, verschiedene Arten von Diebstählen, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie sexuelle Belästigung, also Straftaten, die im öffentlichen Raum begangen werden. So hat sich auch die Zahl der Straßen-Raubüberfälle von 118 im Jahre 2017 praktisch halbiert – auf nur noch 60 im vergangenen Jahr.

Mehr junge Menschen auf der Straße ausgeraubt als Senioren

Gleichwohl hat die Polizei die Opfer von Straßen-Raubüberfällen analysiert: Von den 71 Opfern der 60 Raubüberfälle waren 39 junge Menschen unter 21 Jahren und nur vier älter als 60 Jahre. „Die Senioren haben zwar subjektiv sehr viel Angst, auf der Straße überfallen zu werden, doch so etwas passiert super-selten“, sagt Mosch. Im vergangenen Jahr gab es zwar mehr gefährliche Körperverletzungen (387) mit über 500 Opfern, doch nur 20 von ihnen waren über 60 Jahre alt.

Auch in ganz NRW geht die Kriminalität zurück - zum Beispiel bei den Wohnungseinbrüchen (minus 10,2 Prozent), bei der Straßenkriminalität (minus 6,8 Prozent) und bei den Gewalttaten (minus 2,4 Prozent).

Dass bei steigender Einwohnerzahl die Zahl der Straftaten weiter sinkt und trotzdem das Unsicherheitsgefühl vieler Oberhausener recht hoch ist, dafür hat Polizeipräsident Alexander Dierselhuis vor allem eine Erklärung: „Heutzutage erfährt man über die sozialen Medien jeden auch noch so kleinen Kriminalitätsfall irgendwo in Deutschland – und hat so den Eindruck, dass es immer gefährlicher wird. Doch das stimmt definitiv nicht – das Gegenteil ist der Fall.“

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Doch wie erfolgreich war die Oberhausener Polizei bei der Aufklärung der ihr bekannt gewordenen Straftaten? Betrachtet man die Gesamtzahl von gut 15.000 Straftaten, so wurde weit über die Hälfte von ihnen aufgeklärt – die Aufklärungsquote der hiesigen Ordnungshüter liegt bei 59 Prozent – das ist um 0,4 Prozentpunkte niedriger als 2018. Im Vergleich zu anderen vergleichbaren Polizeipräsidien in Nordrhein-Westfalen erreichen die Oberhausener hier den Spitzenplatz, liegen weit über der NRW-Aufklärungsquote von 53,3 Prozent.