Gelsenkirchen. Die Zahl der Straftaten ist nach der offiziellen Statistik der Gelsenkirchener Polizei 2019 auf niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen.
Die Zahl der Straftaten in 2019 war nicht nur in ganz Nordrhein-Westfalen weiter rückläufig, sondern auch in Gelsenkirchen. Am Montag stellten Gelsenkirchens neue Polizeipräsidentin Britta Zur und der stellvertretende Leiter der Direktion Kriminalität, Denis Andric, die aktuelle Kriminalstatistik vor.
Stark rückläufige Zahlen bei Wohnungseinbrüchen und Raubdelikten
„Wir haben gute Zahlen“, sagte Zur. Demnach wurden der Behörde 21.937 Straftaten angezeigt. „Es ist das niedrigste Straftatenaufkommen der vergangenen 20 Jahre.“ Zu dieser Gesamtbilanz gehören auch weitere positive Entwicklungen, beispielsweise bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls. 452 solcher Delikte in 2019 bedeuten das niedrigste Fallzahlenaufkommen in den vergangenen 16 Jahren. In enger angelegten Zeiträumen fällt der Trend besonders deutlich aus: Vor fünf Jahren lag die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Stadt noch bei 1454, gemessen an den jüngsten Fällen ist das ein Rückgang um rund 70 Prozent.
Der deutliche Erfolg war vor allem deshalb möglich, weil die Gelsenkirchener Polizei in ihrer Strategie die Wohnungseinbrüche seither stärker ins Visier genommen hat, wie Kriminalrat Andric erklärte: „Mehr Kontrollen, mehr verdeckte Streifen, Computer-Auswertungen, mehr Aufklärung der Bürger und verstärkter Einsatz von Sicherheitstechnik durch Mieter und Hauseigentümer.“ Das sei aber noch kein Anlass, um Entwarnung zu geben.
Auch die sogenannte Straßenkriminalität – dazu zählen neben Taschendiebstahl auch gefährliche und schwere Körperverletzung, Diebstahl aus Pkw und Fahrraddiebstähle – hat im Zehn-Jahres-Vergleich insgesamt um rund 16 Prozent abgenommen. Aktuell listet das Zahlenwerk 5966 Fälle auf, vormals waren es 7111. Dazu passt der Rückgang von Raubdelikten im öffentlichen Raum (inklusive Handtaschenraub), hier sank die Zahl im Vergleichszeitraum von 228 auf 93, ein Minus von knapp 60 Prozent.
Sorge bereiten viele Fälle von Körperverletzung, Sexualdelikte und Taschendiebstahl
Sorge bereitet der Polizei die nach wie vor hohe Bereitschaft, „Streit mit Gewalt“ auszutragen, wie es Denis Andric formulierte. Allein die Fälle von gefährlicher oder schwerer Körperverletzung lagen 2010 bei 316, in 2019 sind 331 erfasst, in 2018 listete die Statistik 321 Fälle auf – diese Taten verharren so gesehen auf hohem Niveau.
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Ähnliches gilt für den Gesamtbereich Gewaltkriminalität, in diese Kategorie fließen viele Taten ein, eben die Körperverletzung, Raubdelikte, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung bis hin zu Mord und Totschlag. Von insgesamt 1061 Fällen in dieser Kategorie in 2010 sank ihre Zahl um rund zehn Prozent bis 2019 auf 959. Im Jahr 2018 waren es 900 Fälle.
Einen „absoluten Peak“, also einen Ausschlag nach oben, haben Zur und Andric bei Sexualdelikten in Gelsenkirchen registriert - sowohl im Zehn-Jahres-Vergleich als auch in Relation zum Vorjahr. In Zahlen waren es 2010 noch 170 Taten, 2018 schon 216 und 2019 sogar 310. Das entspricht einer Steigerung von gerundet 44 respektive 82 Prozent. Die Polizei sieht die Ursache dafür darin, „dass mehr Beziehungstaten zur Anzeige gebracht werden.“
„Auffällig ist ebenso die negative Entwicklung beim Taschendiebstahl“, sagte Britta Zur. Die Polizeipräsidentin kündigte deshalb einen „neuen Behördenschwerpunkt“ an. 2019 erfasste die Polizei in Gelsenkirchen 1513 Taschendiebstähle, eine Zunahme im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent – im Vergleich zum Jahr 2015, als mit 1091 Fällen erstmals die 1000er-Marke durchbrochen wurde, ist das ein beachtliches Plus von etwa 39 Prozent.
Aufklärungsquote in Gelsenkirchen liegt bei 51,5 Prozent
Um eine Trendwende herbeizuführen, werden in diesem Jahr verstärkt repressive und präventive Maßnahmen durchgeführt. Intern hat die Polizei nach eigenen Angaben dazu bereits „ein Lagebild erstellt“. Schwerpunkte bilden demnach die Einkaufszentren in den Stadtteilen Altstadt und Buer, dazu Horst oder auch der große Trödelmarkt in Erle an der Schalker Arena.
Und die Aufklärungsquote? Die liegt in Gelsenkirchen insgesamt bei 51,5 Prozent und hat sich seit 2010 damit um gut 13 Prozent verbessert – wobei sich in den einzelnen Deliktgruppen Unterschiede bemerkbar machen. Lediglich 5,7 Prozent der Taschendiebstähle werden aufgeklärt, oftmals weil Betroffene Ort und Zeit gar nicht mehr genau angeben können. Das erschwert die Ermittlungen immens. Vollständig aufgeklärt wurden alle neun Straftaten gegen das Leben.
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