Schalke/Düsseldorf. . Die NRW-Landesregierung will sich dafür einsetzen, dass der Konzern die Weiterführung des ZF-Werks in Gelsenkirchen-Schalke „ernsthaft“ prüft.

Die drohende Schließung des ZF-Werks in Schalke-Nord zum Jahresende und der Verlust von mindestens 350 Produktions-Arbeitsplätzen ist nun auch in der NRW-Politik zum Thema geworden. Die Landesregierung will sich dafür einsetzen, dass der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen eine Weiterführung des Gelsenkirchener Werks „unternehmensseitig ernsthaft“ prüft. Fünf Optionen stehen demnach für eine mögliche Weiterführung zur Prüfung an, heißt es im Bericht des Wirtschaftsministeriums, der am Mittwoch dem Wirtschaftsausschuss des Landtags vorgelegt werden soll. Den Sachstandsbericht hatte die SPD-Landtagsfraktion eingefordert.

ZF hat NRW-Wirtschaftsministerium informiert

Lenksysteme für die Automobilindustrie werden traditionell an der Freiligrathstraße gefertigt. Ein Schwerpunkt bislang:  die Hydrauliklenkungsproduktion.
Lenksysteme für die Automobilindustrie werden traditionell an der Freiligrathstraße gefertigt. Ein Schwerpunkt bislang: die Hydrauliklenkungsproduktion. © Thomas Goedde

Am 9. Mai wurden die gut 500 Beschäftigten an der Freiligrath-straße über das Auslaufen der Produktion 2018 informiert. Bei ZF werden vor Ort Lenksysteme hergestellt. Am selben Tag hatte ein Mitglied der Geschäftsführung auch das NRW-Wirtschaftsministerium über die Schließung und die Gründe informiert. Ministeriumsmitarbeiter hielten seither den Kontakt zum Friedrichshafener Konzern, zum hiesigen Betriebsrat und zur IG Metall, zudem hätten sowohl Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart als auch Arbeitsminister Karl-Josef Laumann „bereits mit der Unternehmensleitung telefoniert“, heißt es im Bericht, den Unternehmenssprecher am Dienstag unkommentiert ließen.

Signal auf Neubeginn der Debatte stellen

Die Signale wertet der Betriebsratsvorsitzende Ugur Coskun verhalten positiv. Ihn ärgert aber, dass „wir als betroffener Betriebsrat vom 9. Mai bis 5. Juni keinen direkten Kontakt zu Vertretern der Landesregierung bekommen haben. Da hätte ich mehr Sensibilität erwartet.“ Immerhin: Am 11. Juni soll es nun einen Gesprächstermin, voraussichtlich mit Minister Laumann persönlich, geben.

Auch interessant

Abhängig vom Gesprächsverlauf in der Betriebsversammlung am Mittwoch will der Betriebsrat wohl, „auch als Zeichen des Entgegenkommens“, die bislang dreimal unterbrochene erste Versammlung für beendet erklären und damit das Signal auf Neubeginn der Debatte stellen. Angekündigt hat sich ein hochrangiges Mitglied der ZF-Geschäftsführung und der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Frank Iwer, Automobilexperte der IG Metall.

Erörtert werden soll in nächster Zeit mit der ZF-Geschäftsführung, welches zukunftsträchtige Produkt im Werk Schalke produziert werden könnte. „Voraussetzung ist natürlich, dass man damit Geld verdienen kann“, so Coskun. Allerdings will der Betriebsrat auf die Perspektiven-Entwicklung „nicht zu lange warten, damit wir nicht an Druckpotenzial verlieren“.

D

Lenkungssysteme für die Automobilindustrie

Der ZF-Konzern mit deutschlandweit 50 000 Beschäftigten hatte die mögliche Schließung der Produktion am Standort mit rund 500 Mitarbeitern mit dem Fehlen neuer Aufträge und mit einem zunehmenden Preisdruck bei Lenkungen für die Automobilindustrie begründet.

Den betroffenen Mitarbeitern sollen andere Arbeitsplätze im Konzern angeboten werden. Das nächste Werk ist in Witten.

as Werk in Gelsenkirchen war schon unter dem vorherigen Eigentümer TRW von Schließung bedroht. Es hat nach vier Jahren 2014 mit „zum Teil massiven Verlusten und einer zunächst erfolgreichen Restrukturierung wieder schwarze Zahlen geschrieben. Hierzu hat die Belegschaft erhebliche Beiträge geleistet, was von der Unternehmensleitung auch anerkannt wird“, stellt die Landesregierung fest. Und: „Angesichts der Gesamtsituation notwendige weitere Beiträge von der Belegschaft einzufordern, ist aber nur dann seriös, wenn damit eine dauerhaft tragfähige Lösung zustande kommen kann.“Unabhängig von der Fortführungsprüfung hat ZF auch bereits erklärt, zur Einrichtung und anteiligen Finanzierung einer Transfergesellschaft bereit zu sein.

CDU-MdB Oliver Wittke versteht die Empörung

Verständnis für die Empörung der Belegschaft zeigte nach einem Besuch im Werk auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke. Durch eine massive Verbesserung von Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Qualität habe die Gelsenkirchener Mannschaft in den vergangenen Jahren „eigentlich alle Voraussetzungen zur Weiterführung der Produktion in Gelsenkirchen erfüllt“, so Wittke.

Dass ihr nun nicht – wie ursprünglich zugesagt – eine Perspektive über 2020 hinaus gegeben werde, „kann ich nicht nachvollziehen“. Geradezu „zynisch“ findet es Wittke, „dass Mitarbeiter aus dem Werk Nove Mesto in der Slowakei in Gelsenkirchen ausgebildet und qualifiziert wurden, um jetzt in einem zweiten Schritt die Produktion von hier zu übernehmen.“