Düsseldorf. . Die SPD in NRW ist überaltert und männlich. Nur 5,8 Prozent der Mitglieder sind Frauen unter 45. Zudem leidet die Partei unter Mitgliederschwund. Daher sucht sie dringend neue Mitglieder - vor allem weibliche. Anstatt an den Tchibo-Stehtischen will man deshalb jetzt bei Aldi-Verkäuferinnen punkten.

Als Michael Groschek 2001 Generalsekretär der NRW-SPD wurde, sagte er: „Die SPD muss die Menschen an den Stehtischen bei Tchibo erreichen.“ Am Donnerstag betonte sein Nachfolger André Stinka, wie wichtig es sei, dass „uns die alleinerziehende Verkäuferin bei Aldi versteht“. Zwischen beiden Zitaten liegen 13 Jahre und erhebliche Mitgliederverluste. Der Landesverband zählt nur noch 122 000 Genossen – und will gegen den Schwund ankämpfen.

Der Parteitag am Samstag in Köln soll den Beginn einer Trendwende markieren, damit die SPD dauerhaft mehr Eintritte als Austritte verbucht. In den letzten zehn Jahren verlor sie in NRW 18 Prozent ihres Bestandes, während der Ära Rau in den 80er- Jahren hatte sie noch 285 000 Mitglieder. Vor allem um Frauen und junge Familien will die SPD werben.

Stark überaltert

Denn die Partei ist auch stark überaltert. Das Durchschnittsalter liegt bei 60 Jahren, während nur etwa jedes zehnte Mitglied zwischen 20 und 40 Jahre alt ist. Frauen bis 45 sind nur mit 5,8 Prozent vertreten. Wahlanalysen zeigen, dass die Partei bei ihren Zielgruppen und besonders bei Menschen, die vor wichtigen Lebensentscheidungen stehen, nicht genügend ankommt. Sie will thematisch gegensteuern, aber auch den direkten Kontakt verstärken.

Auch interessant

Frauen sollen bei Veranstaltungen als Rednerinnen so gut zum Zuge kommen wie Männer. Um junge Menschen in die Parteiarbeit einzubinden und in die kommunalen Räte zu bringen, denkt die SPD über arbeitnehmerfreundliche Sitzungszeiten nach. Politischer Nachwuchs soll gezielt gefördert werden.

Laut Stinka lassen sich bis zu 15 Prozent der Austritte durch intensive Nachfragen bei den Betroffenen vermeiden. Auch an der Polit-Sprache will die SPD feilen. Im Leitantrag heißt es: „Wir müssen so sprechen und schreiben, wie man in NRW redet: klar und direkt.“