Die Debatte um die im Funkloch verschwundene Ministerpräsidentin mag auf den ersten Blick abstrus sein - aber die Frage der Handlungsfähigkeit einer Regierung ist berechtigt. Und Krafts bisherige Stärke verwandelt sich in diesem Fall in einen handfesten Fehler.
Sicher, es gibt Probleme, die NRW stärker drücken als die Frage, ob und wie lange Hannelore Kraft während ihres Urlaubs nicht über ihr Handy kontaktiert werden kann. Doch schon ihre schnelle und persönlich verfasste Antwort an die CDU zeigt, dass Kraft die Brisanz erkannt hat, die in der Debatte um ihr Handy-Dilemma steckt. Ferien hin, Ferien her – als Ministerpräsidentin muss sie den Eindruck vermeiden, sie habe die Lage im Land nicht jederzeit im Blick.
Die SPD-Regierungschefin musste sich korrigieren und wirkt dabei nicht gerade souverän. Schlimmer wäre allerdings gewesen, wenn sie tatsächlich erst mit tagelanger Verzögerung von den verheerenden Unwetter-Folgen mit Todesopfern in Münster erfahren hätte. Nach aller Erfahrung interessiert sich die Öffentlichkeit in einem solchen Fall nicht für Funklöcher.
Krafts eigentliche Stärke, locker und unverstellt zu reden, hat sich diesmal als Schwäche entpuppt. Sie sollte inzwischen gelernt haben, wie schnell selbst salopp dahergesagte Sätze in einem Polit-Talk sie später einholen können. Mangel an Präzision mag man sich in der Opposition noch erlauben können – an der Spitze einer Landesregierung aber gewiss nicht. Dort wird er empfindlich bestraft.