Damaskus/Bagdad/Ankara/London. Die USA bombardieren IS-Stellungen im irakischen Mossul, doch die Miliz konzentriert ihre Angriffe inzwischen auf Nordsyrien. Die Folge: Allein seit Freitag suchten etwa 70.000 Flüchtlinge Schutz im Nachbarland. In Ankara ahnt man, dass das möglicherweise erst der Anfang ist.
Wegen des Vormarschs der Terrormiliz IS im Norden Syriens bereitet sich die Türkei auf einen großen Zustrom von Flüchtlingen vor. Allein seit Freitag hätten 70 000 vor allem kurdische Flüchtlinge aus Nordsyrien Zuflucht im Nachbarland gesucht, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Samstagabend in Ankara mit. Hunderttausende weitere Menschen könnten in den kommenden Tagen vor den Gefechten zwischen IS-Kämpfern und kurdischen Einheiten rund um die Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) fliehen.
Am Freitag hatte die Türkei ihre Grenze geöffnet, nachdem sich aus Angst vor IS-Massakern Tausende Menschen davor versammelt hatten. Die Terrormiliz hatte in der Region um Ain al-Arab in den vergangenen Tagen mehr als 60 Dörfer erobert. Nach UNHCR-Angaben hatten sich während des Bürgerkrieges bereits rund 200 000 syrische Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes nach Ain al-Arab geflüchtet, weil die Stadt als relativ sicher galt.
Schon jetzt offiziell 1,3 Millionen Syrer in der Türkei
In der Türkei halten sich nach Regierungsangaben bereits rund 1,3 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien auf. Weitere 1,8 Millionen vor allem irakische Flüchtlinge suchen nach UN-Angaben in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak Zuflucht.
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Im Irak weiteten die USA ihre Luftangriffe gegen IS-Stellungen aus. Am Sonntag hätten Flugzeuge ein IS-Hauptquartier westlich von Mossul angegriffen, meldete die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News unter Berufung auf Anwohner. Am Samstag hatten US-Maschinen nach Augenzeugenberichten erstmals Angriffe auf IS-Stellungen im Zentrum der nordirakischen Stadt geflogen.
Mossul ist eine Hochburg des IS
Die 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt ist eine Hochburg der Terrormiliz. Extremisten hatten Mossul Mitte Juni in einem Überraschungsangriff eingenommen und von dort aus weitere Teile des Iraks erobert. Bislang hatten die USA vor allem das Umland von Mossul bombardiert. Eine Bestätigung vom US-Zentralkommando für die neuen Angriff lag zunächst nicht vor.
In London bat die Ehefrau des von IS-Extremisten entführten Briten Alan Henning die Geiselnehmer eindringlich um die Freilassung ihres Mannes. Er sei in Syrien gewesen, um bedürftigen Menschen zu helfen, hieß es in einer vom britischen Außenministerium veröffentlichten Bitte der Ehefrau. "Ich bete, dass die Menschen, die Alan festhalten, auf meine Botschaften antworten und mit mir in Kontakt treten, bevor es zu spät ist."
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USA werben für weltweites Bündnis
Die Terrormiliz hatte in ihrem letzten Video von der Ermordung der britischen Geisel David Haines den 47 Jahre alten Henning als potenzielles nächstes Opfer vorgestellt. Henning war im Dezember 2013 gekidnappt worden. Für die Freilassung des 47-Jährigen hatten sich unlängst auch zwei Imame in Großbritannien eingesetzt.
Vor der UN-Generalversammlung werden die USA in der kommenden Woche weiter für ein globales Bündnis im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) werben. "Das hier ist nicht Amerika gegen den Islamischen Staat", sagte US-Präsident Barack Obama am Samstag in einer Rundfunkansprache in Washington. "Das ist die Welt gegen den Islamischen Staat." (dpa)