Berlin. Der umstrittene Emir von Katar beginnt am Mittwoch einen Deutschland-Besuch mit Treffen bei Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel. Scheich Tamim ist wegen möglicher Verbindungen zu IS-Terroristen und der WM-Baustellen in seinem Land ein rotes Tuch für viele Berliner Politiker.
Der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani, beginnt am Vormittag einen zweitägigen Deutschland-Besuch. Bei Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin dürfte es auch um den internationalen Kampf gegen die islamistische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehen.
Der reiche Golfstaat Katar, wo 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden soll, ist ein gefragter Geschäftspartner der deutschen Wirtschaft. So wird der Scheich in der Hauptstadt ein hochkarätig besetztes Wirtschaftsforum eröffnen. Auf dem Programm stehen zudem ein Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).
"Unerträgliche" Verbindungen zum Terrorismus
Politiker von SPD, Linken und Grünen forderten Gauck und Merkel auf, den Emir auf kritische Themen anzusprechen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass beim Besuch al-Thanis nicht über die Situation im Irak und Syrien gesprochen wird - und über die Rolle Katars in den Konflikten", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Klaus Barthel (SPD), dem "Handelsblatt". Es gebe hohen Aufklärungsbedarf.
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Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner sagte der Zeitung mit Blick auf Katar: "Länder, die finanziell oder politisch den Terrorismus des IS unterstützen, dürfen weder deutsche Waffenlieferungen bekommen, noch sollte es mit solchen Staaten privilegierte Wirtschaftsbeziehungen geben."
Die Sprecherin für internationale Beziehungen der Linken im Bundestag, Sevim Dagdelen, nannte es "unerträglich, dass Berlin dem blutigen Diktator Katars (...) den roten Teppich ausrollt". Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Kerstin Andreae, erwartet von der Bundesregierung, dass sie auch mögliche Menschenrechtsverletzungen von ausländischen Arbeitern auf den WM-Baustellen des Landes anspricht.
Weitere Investitionen in Deutschland geplant
Der reiche Golfstaat Katar, der bereits Anteile großer Dax-Konzerne hält, hat weitere Unternehmensbeteiligungen in Deutschland angekündigt. "Wir erwarten in der nächsten Zukunft, dass die Investitionssumme Katars in der deutschen Wirtschaft weiter wachsen wird", sagte Wirtschafts- und Handelsminister Scheich Ahmed bin Jassim bin Mohamed Al Thani am Mittwoch bei einem Wirtschaftsforum in Berlin. Umgekehrt gebe es auch für deutsche Firmen in Katar große Investitionschancen.
Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 sind dort gewaltige Infrastrukturprojekte geplant. Katar ist nach eigenen Angaben mit 18 Milliarden US-Dollar (13,9 Mrd. Euro) der größte arabische Investor in Deutschland. Der Golfstaat, der hohe Einnahmen aus dem Gasverkauf hat, ist unter anderem an Volkswagen, Deutsche Bank, Siemens und Hochtief sowie an Immobilienprojekten beteiligt.
Der katarische Wirtschaftsminister lobte die Beziehungen zu Deutschland und sprach von einer "guten, starken Freundschaft". Der Handel zwischen beiden Ländern habe 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro zugelegt. Die deutschen Exporte nach Katar betrugen rund 1,3 Milliarden Euro. Er gehe davon aus, dass es weitere Zuwächse geben werde. Interessante Märkte in Katar seien Eisenbahn, Bau, Kommunikation, Medizintechnik, Energie oder Gesundheitstechnologie. (dpa)