Berlin. . Der Emir von Katar besucht erstmals Deutschland. Das freut die Wirtschaft, weil die Scheichs verlässliche Investoren sind. Vorwürfe, sein Land helfe der mörderischen Terrormiliz IS, weist der Scheich zurück.
Der Emir von Katar hat Vorwürfe zurückgewiesen, der reiche Golfstaat versorge die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Geld. "Katar hat nie und wird niemals terroristische Organisationen unterstützen", sagte Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani am Mittwoch nach einem Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. Es ist der erste Deutschland-Besuch des 34-jährigen Herrschers, der Mitte 2013 die Macht in Doha übernahm.
Merkel betonte, sie habe "keinen Grund, den Aussagen des Emirs nicht zu glauben". Sie hob hervor, dass Katar sich der internationalen Koalition gegen den IS angeschlossen habe.
Die sunnitische Miliz, der Zehntausende Kämpfer zugerechnet werden, beherrscht weite Teile Syriens und des Irak. In der Vergangenheit gab es immer wieder Spekulationen, der IS werde mit Geld aus dem öl- und gasreichen Emirat Katar finanziert.
Emirat Katar wichtiger Investor in Deutschland
Deutschland gehört zu einer internationalen Koalition, die unter Führung der USA die Islamisten, die Andersgläubige und Minderheiten ermorden, zurückdrängen will. Katar hatte vergangene Woche zusammen mit neun anderen arabischen Staaten zugesagt, Finanzströme der Extremisten und den Zulauf von ausländischen Kämpfern zu stoppen.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Emir auf eine angebliche IS-Unterstützung an. Das gut 20-minütige Gespräch wurde als ausgesprochen offen beschrieben.
Katar, das 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtet, zählt zu den weltweit größten Investoren und hat bereits Milliarden in die deutsche Wirtschaft investiert. Das Emirat hält Beteiligungen an VW, Deutsche Bank und Siemens. Merkel und der Emir wollen die Zusammenarbeit nun vor allem im Energiebereich ausbauen. Wirtschafts- und Handelsminister Scheich Ahmed bin Jassim bin Mohamed Al Thani kündigte weitere Investitionen in Deutschland an. CDU-Chefin Merkel lobte, Katar sei ein langfristig orientierter Investor: "Nicht einer, der rein- und rausgeht."
Umstrittene Rüstungsexporte nach Katar
Politiker von SPD, Grünen und Linken forderten die Bundesregierung dagegen auf, mit Katar keine Geschäfte mehr zu machen. SPD-Vize Ralf Stegner sagte dem "Handelsblatt": "Länder, die finanziell oder politisch den Terrorismus des IS unterstützen, dürfen weder deutsche Waffenlieferungen bekommen, noch sollte es mit solchen Staaten privilegierte Wirtschaftsbeziehungen geben." Die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen nannte es "unerträglich, dass Berlin dem blutigen Diktator Katars (...) den roten Teppich ausrollt".
Katar kauft in Deutschland seit Jahren auch Rüstungsgüter, darunter den Kampfpanzer Leopard 2. Merkel betonte, Rüstungsexporte in das arabische Land seien Einzelfallentscheidungen, die nach geltender Rechtslage mit Sicherheitsinteressen abgewogen würden.
Merkel forderte den Emir auf, ausländische Gastarbeiter auf den WM-Baustellen besser zu behandeln. Ein so reiches Land wie Katar könne bessere Arbeitsbedingungen bieten. Tamim al-Thani räumte Versäumnisse ein: "Wir sagen nicht: Wir sind der ideale Staat, der keine Fehler macht." Sein Land arbeite ernsthaft an Lösungen. Menschenrechtler kritisieren seit langem die Ausbeutung ausländischer Arbeiter mit vielen Todesfällen in Katar. (dpa)