Berlin. . Aus dem Stand rund zehn Prozent. Die AfD verunsichert mit ihren Erfolgen in Ostdeutschland die übrigen Parteien, Experten sind sich einig: Die Euroskeptiker um Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel sind keine politische Eintagsfliege. Vor allem die Union ist besorgt über die Konkurrenz.

Die Erfolge der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) in Thüringen, Brandenburg und Sachsen schockieren die etablierten Parteien. Und AfD-Chef Bernd Lucke gibt sich euphorisch: Die AfD sei in der Lage „die politische Landschaft zu erneuern“.

Experten glauben, dass sich die neue Partei auch bei Wahlen in Westdeutschland durchsetzen und damit auf Dauer etablieren könnte. „Die AfD ist wohl keine Eintagsfliege“, sagte Prof. Klaus Schubert, Politologe an der Uni Münster, im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Gegensatz zu den Piraten könne die AfD sehr professionell Wahlkämpfe organisieren

Die AfD besetzt Positionen, die die CDU geräumt hat

Ihr Spitzenpersonal um den Ökonomen Lucke und den Ex-Manager Hans-Olaf Henkel gehöre zur Elite. „Zunächst ging es ihr nur um Euroskepsis, nun aber ist die AfD in der Lage, die Proteststimmung zu bündeln. „Sie bedient das Unbehagen vieler Bürger gegenüber der etablierten Politik und gegenüber der offenen Frage, wie es in Europa weitergeht“, so Schubert. Die „national-konservative Protestpartei AfD“ profitiere außerdem davon, dass die CDU „sozialdemokratischer“ geworden sei, was Teile der CDU-Anhängerschaft verunsichere. Auch die FDP habe früher mehr als heute konservative Wähler erreicht. Noch etwas spreche für einen längerfristigen Erfolg der AfD: Die Wahlkampfkosten-Erstattung spüle Geld in ihre Kassen.

Droht der Union eine Spaltung, wie sie einst die SPD erleiden musste?

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Prof. Britta Rehder (Ruhr-Uni Bochum) glaubt, dass die AfD gerade der Union Probleme bereiten wird. „Die CDU ist liberaler geworden, ihr konservativer Flügel ist schwächer“, sagte Rehder. „Möglicherweise muss die Union nun ähnliche Auseinandersetzungen aushalten wie vor ein paar Jahren die SPD, als sich Teile dieser Partei in Richtung der Linken abspalteten.“ Die AfD spreche unterschiedliche Milieus und Wähler an. Sogar solche, die sonst eher links oder gar nicht wählten.

In der CDU tobt ein Streit über den Umgang mit der AfD. Der konservative „Berliner Kreis“ um Wolfgang Bosbach hatte mit einem Positionspapier einen offenen Umgang mit der Konkurrenz gefordert. Unions-Fraktionschef Volker Kauder kritisierte dies. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstrich gestern, dass die Union nicht mit der AfD zusammenarbeiten werde. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi nannte die AfD „eine braune Suppe“ im spießbürgerlichen Gewand.