Donezk/Moskau. Die erste beidseitige Waffenruhe soll den Weg zu Frieden in der Ostukraine ebnen. Doch das Kämpfen und Sterben geht weiter. Die Separatisten bekräftigten ihre Absicht, die besetzten Gebiete von der Ukraine abzuspalten. Auf ein angekündigtes Manöver der USA im Schwarzen Meer reagiert Moskau mit einer Machtdemonstration.

Die nach monatelangen Kämpfen vereinbarte Feuerpause in der Ostukraine erweist sich trotz aller Friedensbeteuerungen der Konfliktparteien als brüchig. Beim Einschlag von Granaten kam in Mariupol eine 33 Jahre alte Frau ums Leben. Drei weitere Bewohner der strategisch wichtigen Hafenstadt am Asowschen Meer erlitten schwere Verletzungen, wie die Stadtverwaltung am Sonntag mitteilte. Es waren die ersten bestätigten Opfer seit Beginn der beidseitigen Waffenruhe am Freitagabend. Regierungseinheiten und prorussische Separatisten warfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Friedensregelung vor. Auch in Donezk soll es wieder Tote gegeben haben.

Gegen den Protest Russlands beginnen die USA und die ukrainische Marine an diesem Montag im Schwarzen Meer ein gemeinsames Manöver. Ziel der dreitägigen Übung Sea Breeze 2014 sei das Üben einer sicheren Schifffahrt in einem Krisengebiet, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Das Manöver im nordwestlichen Teil des Meeres ist Teil eines bilateralen Kooperationsprogramms. An der Übung nehmen auch Kanada, Rumänien, Spanien und die Türkei teil.

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Russland hatte Manöver nahe des Krisengebiets Ostukraine als "völlig unpassend" kritisiert. Die Führung in Moskau verlegte den russischen Lenkwaffenkreuzer "Moskwa" (Moskau) ins Mittelmeer. Das Schiff der Schwarzmeerflotte durchquerte am Sonntagmorgen den Bosporus in der türkischen Metropole Istanbul.

Explosionen und Schüsse in Donezk, Granatenbeschuss in Mariupol

In der Separatistenhochburg Donezk waren am Sonntag Explosionen und Schüsse an dem von der Armee besetzten Flughafen zu hören. Die Aufständischen berichteten von vier getöteten Zivilisten und zwei Verletzten. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Die prowestliche Führung in Kiew betonte, die Waffenruhe einzuhalten.

In Mariupol waren durch Granatenbeschuss in der Nacht auch eine Tankstelle und umstehende Gebäude in Brand geraten. Die Menschen zogen sich in Schutzkeller zurück. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow machte die Aufständischen verantwortlich und kündigte Verstärkung für die örtlichen Regierungstruppen an. "Mariupol ist und bleibt ukrainisch", verkündete Awakow in der Hauptstadt Kiew. Die Rebellen sprachen hingegen von "Provokationen" durch das Militär.

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Separatisten bekräftigen Absicht, Ostukraine abzuspalten

Trotz der Feuerpause bekräftigten die Aufständischen ihre Absicht, die von ihnen besetzten Gebiete von der Ukraine weiter abzuspalten. Die Waffenruhe sei nur ein vorübergehender Kompromiss mit der Führung in Kiew, damit nach monatelangem Blutvergießen eine Atempause möglich sei, sagte Separatistenführer Igor Plotnizki in Lugansk. Frieden sei ohne den völligen Abzug aller Regierungseinheiten aus den selbst ernannten "Volksrepubliken" Lugansk und Donezk unmöglich, betonte er.

Seit Beginn der "Anti-Terror-Operation" Mitte April kamen dem Sicherheitsrat in Kiew zufolge fast 900 Soldaten ums Leben. Mehr als 3200 Militärangehörige wurden verletzt. Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Getöteten in dem Konflikt auf mindestens 2600. (dpa)