Lugansk/Kiew. Im Ukraine-Konflikt sollen direkte Gespräche der Konfliktparteien endlich Entspannung in die schwere Krise bringen. So vereinbarten es Kanzlerin Angela Merkel und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Bei massiven Gefechten im Osten des Landes sind erneut viele Zivilisten ums Leben gekommen.
Bei erneuten schweren Kämpfen in der Ostukraine sind den Behörden zufolge mindestens zwölf Zivilisten getötet worden, darunter ein Kind. In Lugansk seien Einwohner bei massiven Gefechten von Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten in die Schusslinie geraten, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit. Zudem seien mehr als 50 Zivilisten verletzt worden. In Donezk starben bei einem Luftangriff der Armee mindestens vier Zivilisten. Vier weitere Menschen wurden in der Millionenmetropole verwundet. Die Aufständischen sprachen von zehn weiteren Toten in einer Kleinstadt.
Das ukrainische Präsidialamt bestätigte, dass die Führung in Kiew direkten Kontakt mit den Aufständischen aufnehmen wolle. Das hätten Staatschef Petro Poroschenko und Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Telefonat besprochen. Noch an diesem Dienstag könne es zu einer Videokonferenz der Kontaktgruppe aus Vertretern der Ukraine, von Russland, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und der "Volkswehr" kommen, hieß es.
Lawrow und Steinmeier wollen OSZE-Mission
Der Separatistenanführer Andrej Purgin wies Berichte über eine Versorgung der Aufständischen mit russischem Kriegsgerät zurück. Sämtliche Waffen, darunter auch schwere Raketenwerfer, hätten die militanten Gruppen aus Arsenalen der ukrainischen Armee erbeutet, sagte Purgin in Donezk. Die Führung in Kiew und der Westen werfen Russland vor, das Einsickern von Waffen und Kämpfern über die ukrainische Grenze nicht zu verhindern. Moskau weist dies zurück.
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier über die schwere Krise in der Ostukraine. Die beiden Ressortchefs hätten sich für eine zeitnahe OSZE-Mission an der russisch-ukrainischen Grenze ausgesprochen, teilte das Außenamt in Moskau mit. Russland hatte einen solchen Einsatz als "Geste des guten Willens" auch ohne Feuerpause in dem krisengeschüttelten Nachbarland ins Spiel gebracht.
585 Polizisten in Donezk entlassen
Das russische Verteidigungsministerium bot Militärattachés aus 18 Ländern, darunter den USA und Deutschland, eine Kontrolle der Grenze an. Es handele sich um den Abschnitt im südrussischen Gebiet Rostow, "der von der Ukraine aus beschossen wurde", sagte Vizeminister Anatoli Antonow. "Die Ukraine leugnet klare Beweise, aber wir wollen mit dem Besuch unsere Offenheit bekräftigen", sagte er. Ein wohl aus der Ukraine abgefeuertes Geschoss hatte am Sonntag im Hof eines Privathauses im Gebiet Rostow einen russischen Zivilisten getötet. Kiew gibt den Separatisten die Schuld. Der Zwischenfall belastet das extrem angespannte russisch-ukrainische Verhältnis zusätzlich.
Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow entließ nach eigenen Angaben 585 Polizisten in Donezk, die den Treueschwur auf die Ukraine verletzt haben sollen. "Gegen die meisten von ihnen sollen Ermittlungsverfahren eingeleitet werden", schrieb Awakow bei Facebook. Regierungschef Arseni Jazenjuk hatte die Behörden und das Justizministerium beauftragt, alle Mitarbeiter auf Loyalität zu testen. Dazu benutzen die Behörden auch einen Lügendetektor. (dpa)