Gaza/Tel Aviv. Die Gefechte zwischen radikalen Palästinensern und Israel toben weiter: Am Donnerstag stieg die Zahl der bei Angriffen der israelischen Luftwaffe getöteten Palästinenser nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza auf 88, 660 Menschen seien verletzt worden. Die islamistische Hamas fordert die Bewohner Gazas auf, sich als menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen.
Im Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist keine schnelle Waffenruhe in Sicht. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Donnerstag, eine Feuerpause stehe nicht auf der Tagesordnung und er verhandle momentan auch mit niemandem. Seit Dienstag hat die Luftwaffe nach Armeeangaben fast 900 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg am Donnerstag auf 88, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. 660 Menschen wurden demnach verletzt. Militante Palästinenser beschossen erneut den Süden Israels sowie die Großstädte Jerusalem und Tel Aviv.
Die Hamas-Miliz rief die Bewohner Gazas auf, sich als menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen. Ein Sprecher lobte jene Palästinenser als Vorbilder, die kurz vor einem israelischen Angriff auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen waren.
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Hamas lehnt Israels Existenzrecht sowie eine Friedensregelung ab. Die Organisation sieht sich als Speerspitze im Kampf gegen die israelische Besatzung der Palästinensergebiete. Auslöser der jüngsten Krise waren der gewaltsame Tod dreier jüdischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern unter US-Vermittlung waren im April gescheitert.
Im Gazastreifen werden die Medikamente knapp
Angesichts der vielen Verletzten werden im Gazastreifen die Medikamente knapp. Es fehlten 55 verschiedene Arzneimittel, sagte Aschraf al-Kidra, Leiter der örtlichen Rettungsdienste. Außerdem gebe es nicht genug Kapazität, um alle Verletzten zu behandeln.
Angesichts der Notlage öffnete Ägypten seinen Grenzübergang für schwer verwundete Palästinenser. Allein am Donnerstag wurden rund 30 Menschen in ägyptische Krankenhäuser gebracht, die meisten schwebten in Lebensgefahr.
Am Abend griffen militante Palästinenser erneut Jerusalem an. Zwei Raketen seien auf freiem Feld gelandet, zwei weitere abgefangen worden, teilte die Armee mit. Damit seien innerhalb von drei Tagen mehr als 470 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die Palästinenser nahmen dabei anscheinend auch den einzigen Atomreaktor des Landes ins Visier. Nach Medienberichten wurden am Mittwoch und Donnerstag mindestens drei Raketen in Richtung der Wüstenstadt Dimona abgefeuert, die in der Nähe des Atomkraftwerks liegt.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilt die Gewalt
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Gewalt und mahnte zur Mäßigung. "Es ist inakzeptabel für die Zivilisten auf beiden Seiten, dass sie permanent in Angst vor dem nächsten Luftangriff leben müssen", sagte Ban in New York vor dem UN-Sicherheitsrat. Er ermahnte die Parteien, eine Feuerpause zu ermöglichen.
Die Kairoer Al-Azhar-Moschee, eine der wichtigsten religiösen Einrichtungen der islamischen Welt, kritisierte Israels Vorgehen als "barbarisch und brutal". Die ägyptische Protestbewegung Tamarud forderte, das Friedensabkommen zwischen Ägypten und Israel außer Kraft zu setzen, und sprach von einem "Vertrag der Schande". Am Mittwochabend hatten 300 Demonstranten in der jordanischen Hauptstadt Amman versucht, die israelische Botschaft zu stürmen.
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Israel denkt über Bodenoffensive nach
Israel wägt nach den Worten des Armeesprechers Peter Lerner noch die Vor- und Nachteile einer Bodenoffensive im Gazastreifen ab. Ziel sei es, den Raketenbeschuss zu unterbinden. Ein Einmarsch sei jedoch die "letzte Option", betonte der Sprecher. Dafür seien jedoch schon 20 000 Reservisten eingezogen worden. Die israelische Regierung hatte die Mobilisierung von insgesamt 40 000 Reservisten gebilligt.
US-Außenminister John Kerry zeigte sich besorgt. Am Rande eines Besuches in Peking sagte er, die USA stünden hinter Israel. "Kein Land kann es akzeptieren, wenn Raketen auf seine Zivilbevölkerung gefeuert werden." Aber Verhandlungen seien der einzige Weg vorwärts.
Die USA, Israel und die EU stufen die Hamas mit ihren Milizen als Terrororganisation ein. Israel sieht die zweitgrößte Palästinensergruppe aber auch als Ordnungsmacht im Gazastreifen. (dpa)