Tel Aviv/Gaza. .

Der militärische Schlagabtausch zwischen Isra­elis und Palästinensern im ­Gazastreifen verschärft sich. Die Zahl der Menschen, die bei den israelischen Luftangriffen auf den Gaza-Streifen ums ­Leben kamen, steigt. Bei einem Luftschlag wurde nach palästinensischen Angaben auch eine fünfköpfige Familie getötet.

Erstmals seit dem Gaza-Krieg Ende 2012 griffen militante Palästinenser Jerusalem und Tel Aviv wieder mit Raketen an. Dort heulten am Dienstagabend und am Mittwoch die Sirenen, die Menschen suchten Schutz in Bunkern. Selbst in der Küstenstadt Chadera, etwa 120 Kilometer vom Gazastreifen entfernt, schlug ein Geschoss ein. Nie zuvor hatten militante Palästinenser eine Rakete so weit geschossen. Unbestätigte Berichte gab es auch über Einschläge im Norden Israels.

Koalition der Vernunft gefordert

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu sagte nach einer Beratung mit Militärs: „Wir haben entschieden, die Angriffe auf die Hamas und ­andere Terrororganisationen in Gaza noch weiter zu verstärken.“ Die Armee sei „auf alle Möglichkeiten vorbereitet“.

Die EU und die USA warnten vor einer weiteren Eskalation der Gewalt und forderten die Konfliktparteien zur Mäßigung auf. Ziel müsse eine ­Waffenruhe sein. Erst im April waren Friedens­gespräche zwischen Israel und den Palästinensern unter Vermittlung der USA gescheitert. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte eine Koa­lition der Vernunft im Nahen Osten. Es dürften nicht noch mehr Unschuldige sterben.

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Israel will mit der in der Nacht zum Dienstag gestar­teten Offensive den ständigen Raketenbeschuss seiner ­Städte unterbinden. Insgesamt ­seien rund vier der acht Millionen Menschen in Israel durch Raketen aus dem Gazastreifen bedroht, sagte ein Armee­sprecher. Berichte über Opfer in Israel gab es bislang nicht.

Die israelische Armee setzte in der Nacht zum Mittwoch ihre massiven Angriffe im ­Gazastreifen fort. Insgesamt seien 290 Ziele beschossen worden, teilte das Militär mit. Seit Beginn der Militäroperation in der Nacht zuvor hätten Luftwaffe und Marine 560 ­Ziele angegriffen. Militante Palästinenser im Gazastreifen hätten in diesem Zeitraum 280 Raketen auf Israel abgefeuert. Davon habe die Raketen­abwehr rund 50 abgefangen.

Waffenruhe nötig

Präsident Abbas versammelte die Palästinenserführung am Mittwoch zu einem weiteren Krisentreffen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ­sicherte Abbas nach palästinensischen Angaben zu, sein Land werde sich für eine ­Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas einsetzen.

Die Eskalation im Nahen Osten wirkt sich nun auch auf den Tourismus aus: Bereits am Dienstag hatte die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises geplante Anläufe im Juli und August in den Hafen Aschdod ­unweit des Gazastreifens gestrichen. Am Mittwoch sagte auch der Anbieter Studiosus seine bis zum 10. August geplanten ­Reisen ab. Urlauber, die einen Israel-Aufenthalt mit Abreise bis zum 31. August gebucht ­haben, können diesen kostenlos stornieren, teilte das Unternehmen mit.