Düsseldorf. Die neuen Handys, die Bundeskanzlerin Merkel und Minister vor Spionage schützen sollen, sind laut einem Medienbericht nicht abhörsicher. Eine Sprecherin des Unternehmens, dass die Mobiltelefone an die Bundesregierung geliefert hat, sagte, die Verfahren zur Sprachverschlüsselung seien vor allen bekannten Methoden von Lauschangriffen sicher.

Die neuen Sicherheitshandys, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Minister vor Lauschangriffen schützen sollen, sind nach Informationen der "Bild am Sonntag" nicht abhörsicher. Der US-Geheimdienst NSA habe die Handys bereits entschlüsselt. "Die technischen Veränderungen der Handys beeinträchtigen unsere Arbeit nicht", zitierte die Zeitung einen ranghohen Geheimdienstmitarbeiter in Deutschland.

Das Düsseldorfer Unternehmen Secusmart, das nach eigenen Angaben Ende Oktober mehr als 2500 Handys an die Bundesregierung geliefert hatte, bestritt am Sonntag Sicherheitsmängel. Die verwendeten Verfahren zur Sprachverschlüsselung seien vor allen bekannten Methoden von Lauschangriffen sicher, stellte eine Sprecherin fest. Diese Handys mit speziellen Programmen zur Sprachverschlüsselung seien selbst vor Angriffen mit Hilfe von Supercomputern sicher und erfüllten die Anforderung des Bundesinnenministeriums in der Ausschreibung.

Der Kauf der Hochsicherheitstelefone steht im Zusammenhang mit der NSA-Abhöraffäre. Der US-Geheimdienst soll auch das Handy von Kanzlerin Merkel ausgespäht haben.

Früherer NSA-Mitarbeiter: Deutschland wurde "Ausspähziel Nummer eins"

Der US-Geheimdienstexperte Thomas Drake hat vor seiner Aussage im NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages die besondere Rolle Deutschlands für den US-Geheimdienst betont. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei Deutschland zum "Ausspähziel Nummer eins" geworden, sagte der frühere NSA-Mitarbeiter dem "Spiegel". Der US-Geheimdienst habe die Deutschen in gewisser Hinsicht dafür bestrafen wollen, "dass die Attentäter unbemerkt unter ihnen leben, trainieren und kommunizieren konnten". Drake gehörte einst zur Führungsebene des Geheimdienstes und war 2001 ausgestiegen.

Im Interview mit der "Welt am Sonntag" kündigte Drake an, vor dem Bundestag "spezifische Informationen" über die Zusammenarbeit von NSA und Bundesnachrichtendienst (BND) auszubreiten. "Ich habe diese geheimen Absprachen gesehen. Sie sind extrem weitgehend." Im NSA-Untersuchungsausschuss werden am Donnerstag (3. Juli) zum ersten Mal öffentlich Zeugen vernommen. Neben Drake ist auch dessen früherer NSA-Kollege William Binney geladen.

Drake betonte im Vorfeld, die Verärgerung der US-Geheimdienste über Deutschland habe ironischerweise die Beziehung zum BND noch vertieft, "weil die NSA mehr Kontrolle darüber haben wollte, was Eure Jungs hier machen". Deutschland gehöre heute nicht offiziell wie Großbritannien, Australien und die anderen Mitglieder der "Five Eyes" zu den allerengsten Verbündeten der NSA. "Aber die Beziehung ist so eng und wichtig, dass es kaum einen Unterschied gibt", sagte er dem Spiegel. (dpa)