Berlin. Laut der Studie einer Unternehmensberatung droht mehr als 250 Krankenhäusern in Deutschland das wirtschaftliche Aus. So sei die Zahl der Krankenhäuser deutlich gestiegen, die Verluste erwirtschaften. Krankenhäusern in NRW schneiden dem bundesweiten Vergleich nach wirtschaftlich mit am besten ab.
Mehr als 250 Krankenhäusern in Deutschland droht wegen akuter Geldnot das Aus. "13 Prozent der Krankenhäuser müssten ihre Pforten bis 2020 schließen, wenn sie keine Zuschüsse bekommen", sagte der Mitautor des Krankenhaus Rating Reports 2014, Boris Augurzky vom Forschungsinstitut RWI, bei der Präsentation der Studie am Donnerstag in Berlin. 16 Prozent der gut 2000 Häuser waren 2012 erhöht von Insolvenz bedroht - doppelt soviele wie zwei Jahre zuvor.
Ein Grund für die Verschlechterung sei, dass die dafür zuständigen Länder statt der nötigen 5,4 Milliarden Euro pro Jahr für Neuerungen an Gebäuden und Geräten nur die Hälfte bereitstellten. "Die meisten Länder sind nicht in der Lage, nachhaltig zu investieren", sagte Mitautor Sebastian Krolop von der Beratungsfirma Accenture.
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Krankenhäusern fehlen 15 Milliarden Euro für Investitionen
Wegen geringer Ertragskraft kann laut Report fast jedes zweite Krankenhaus nicht selbst genügend Geld aufbringen, um die eigene Substanz zu erhalten. Derzeit fehlten rund 15 Milliarden Euro für Investitionen. Die Ausgaben der Krankenkassen für die Klinikbehandlungen - für den laufenden Betrieb sind sie zuständig - erhöhen sich laut Kassenverband 2014 um 2,6 auf 66,8 Milliarden Euro.
Trotz der jährlichen Steigerungen der Kassenausgaben haben laut dem neuen Report 35 Prozent der Häuser zuletzt einen Jahresverlust geschrieben, zwei Jahre vorher nur 16 Prozent. Die Kliniken in Ostdeutschland schneiden der Untersuchung zufolge wirtschaftlich am besten ab, gefolgt von Nordrhein-Westfalen sowie Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Am meisten Probleme gebe es bei den Krankenhäusern in Niedersachsen und Bremen, Hessen sowie Baden-Württemberg.
Experten sehen keine Zukunft für kleine Krankenhäuser
Eindringlich forderten die Experten, von kleinen Häusern Abschied zu nehmen - es gebe eine zu hohe Krankenhausdichte und eine zu geringe Spezialisierung. Größere Kliniken mit Schwerpunkten sollten stattdessen ausgebaut werden. Qualität, Spezialisierung und Wirtschaftlichkeit gingen bereits heute Hand in Hand. Öffentlich-rechtliche Kliniken schneiden wirtschaftlich schlechter ab als freigemeinnützige oder private - 28 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser hätten erhöhte Insolvenzgefahr.
Die Studienautoren forderten einen Investitionsfonds aus Mitteln der Krankenversicherung oder Steuern, um unter anderem Schließungen oder Umwidmungen etwa in ambulante Versorgungszentren zu fördern. Entsprechende Überlegungen von Bund und Ländern für die geplante Krankenhausreform begrüßten die Autoren. Würde jedes siebte Krankenhaus aufgegeben, läge die Klinikdichte in Deutschland laut dem Report immer noch im Schnitt der europäischen OECD-Länder.
Bei den zahlreichen Ärzten aus dem Ausland soll nach Forderungen aus dem Kreis der Länder unterdessen ein bundesweit einheitlicher Sprachtest für ausreichende Deutschkenntnisse sorgen. Das geht aus einer Beschlussvorlage für die am Donnerstag in Hamburg beginnende Gesundheitsministerkonferenz hervor, wie die "Rheinischen Post" berichtete. (dpa)