Essen. Immer mehr Krankenhäusern bieten Komfort-Zimmer. Ein Kühlschrank, modernste Ausstattung und elektrisch verstellbare Betten sind im Preis enthalten - vorausgesetzt man ist privat versichert. Für die Patienten baut das Huyssenstift ein 90-Betten-Haus.
Die Decken sind hoch, die Zimmer lichtdurchflutet, Sesselgruppen werden in einigen Wochen nahe den Terrassentüren stehen, Kühlschrank und elektronisch verstellbares Bett sowie Betreuungspersonal aus der Hotellerie sind im Angebot, das die Kliniken Essen-Mitte ab Juli im neuen 90-Bettenhaus ihren Patienten bieten wollen, inbegriffen. Nicht, dass man sich allein wegen des luxuriösen Standards in ein Krankenhausbett wünscht. Aber wenn schon krank – dann doch zumindest erstklassig untergebracht.
Ein Trend, der sich in immer mehr Krankenhäusern durchsetzt, denn der Wunsch nach Luxus wächst, weswegen die Kliniken im Wettbewerb um betuchte Kunden aufrüsten. So hat das Krupp-Krankenhaus eine Etage zur Komfort-Station ausgebaut und auch in der vierten Etage des St. Joseph-Krankenhauses in Werden können Patienten den Plus-Service erwarten.
Mit Zusatzversicherung Zuzahlung umgehen
Die Krux: Die Unterbringung mit Pflege und Hotelservice kostet Versicherte gesetzlicher Krankenkassen einen satten Aufpreis. Dabei variieren die Kosten. Für das neue Bettenhaus am Huyssenstift bedeutet das: „Patienten zahlen 80 Euro für die Unterbringung im Zweitbettzimmer. Im Einzelzimmer sind es 150 Euro“, sagt Horst Defren, Geschäftsführer der Kliniken Essen-Mitte. Umgehen ließe sich die Zuzahlung durch eine Zusatzversicherung und auch privat versicherte Patienten können den Service ohne Mehrkosten nutzen.
Dass die Investition von 15 Millionen Euro in das neue Bettenhaus kein Wagnis mit bescheidener Aussicht auf Auslastung ist, zeigte sich nach dem Umbau des Knappschafts-Krankenhauses, das ebenfalls zu den Kliniken Essen-Mitte gehört. Bereits im vergangenen Jahr war dort eine Wahlleistungsstation mit zwölf Betten entstanden. „Mit der Auslastung sind wir zufrieden“, sagt Defren.
Eine Lounge in jeder Etage
Das neue Haus soll den ersten Umbau nun noch toppen. Jede Etage bekommt einen großzügigen Empfangsbereich, Teppich liegt in den Gängen, „und auf jeder Etage wird es eine Lounge geben“, betont der Klinik-Chef. Designt seien diese Aufenthaltsbereiche mit Kochmöglichkeit von der Lufthansa, „die haben damit einfach viel mehr Erfahrung als wir und wissen, worauf es ankommt.“
Ein Konzept gibt es auch für den Service. „Wir haben Gespräche mit Hotels aufgenommen, die über ihren Bedarf hinaus ausbilden, um Kooperationen zu bilden.“ Die Hotelfachkräfte also sollen den Service im Krankenhaus übernehmen, „damit sich die Pflegekräfte auf ihre eigentliche Aufgabe, die Pflege, konzentrieren können“.
Dass es mit dem Neubau eines Traktes für 90 Patienten, die sich ihren Krankenhausaufenthalt etwas kosten lassen, allein nicht getan ist, weiß auch Defren. Die Arbeiten am dringend sanierungsbedürftigen Klinik-Hauptgebäude (Baujahr 1936) wolle man angehen, wenn das Bettenhaus fertig gestellt ist. Mit der Verlagerung von Privatpatienten und Zuzahlern werde auch die Auslastung im Haupthaus abnehmen. Dann werden Station vorübergehen zusammengelegt, um andere Stationen schließen und sanieren zu können.