Moskau. . Journalisten geraten zwischen die Fronten der pro-russsischen Seperatisten und der ukrainischen Armee. Zwei russische TV-Journalisten mussten nun mit ihrem Leben bezahlen. Einem Granatfeuer hatten sie nichts entgegenzusetzen. Das russische Außenministerium klagt die ukrainische Staatsmacht an.

In der Ostukraine geraten Journalisten immer mehr zwischen die Fronten prorussischer Separatisten und der ukrainischen Armee. Mit dem Tod mehrerer Fernsehjournalisten in der Ostukraine verschärften sich am Dienstag die Spannungen zwischen der ukrainischen und der russischen Regierung. „Bisher haben die ukrainischen Sicherheitskräfte Journalisten nur festgenommen und gefoltert“, twittert der Duma-Abgeordnete Alexei Puschkow. „Jetzt töten sie sie, absichtlich.“ Der „barbarische Beschuss“ der Fernsehleute stelle ein weiteres Kriegsverbrechen der ukrainischen Staatsmacht dar, erklärte Konstantin Dolgow, Menschenrechtsbeauftragter des russischen Außenministeriums.

Mehrere russische Fernsehjournalisten gerieten am Dienstag beim Lugansker Vorort Metallist an einer Straßensperre der Rebellen unter Granatfeuer. Der Korrespondent Igor Korneljuk und der Videotechniker Anton Woloschin kamen dabei ums Leben. Beide, heißt es, trugen Helme und Westen mit der Aufschrift TV. Der ukrainische UN-Botschafter Juri Sergejew behauptete aber, die Opfer seien nicht als Reporter zu erkennen gewesen.

Poroschenko kündigt einseitige Feuerpause an

Der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko bedauerte gestern in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimier Putin die Vorfälle und kündigte eine einseitige Feuerpause an. Die Gemüter beruhigte dies nicht. „Das Blut unserer Kollegen klebt an den Händen des neuen Präsidenten der Ukraine“, schimpft die Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta.

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Bereits Ende Mai starben unweit der Separatistenhochburg Slawjansk der italienische Fotoreporter Andrea Rocchelli und sein russischer Übersetzer Andrei Mironow – ebenfalls durch Granatfeuer.

Außerdem nahmen beide Seiten immer wieder Journalisten gefangen. So gerieten Mitte Mai zwei Reporter eines Kreml-nahen Senders in die Hände der Ukrainer. Ebenso wie zwei Fernsehjournalisten des russischen Militärsenders Swesda am vergangenen Wochenende wurden sie bald wieder freigelassen. Russischen Medien berichten über Lösegeldforderungen und Folter.

Gezieltes Feuer auf Presseleute?

Auch die Separatisten machen Jagd auf Journalisten. In den besetzten Amtsgebäuden von Donezk und Lugansk hängen Steckbriefe des „prowestlichen“ russischen Reporters Andrei Babtschenko. Wiederholt gerieten ukrainische und ausländische Korrespondenten in den berüchtigten Keller der Geheimdienstzentrale von Slawjansk, dem Hauptquartier der Rebellenstreitkräfte.

Separatisten verschleppten den liberalen Moskauer Reporter Pawel Kanygin, sie raubten ihn aus, verprügelten ihn und forderten 30.000 Dollar Lösegeld, ließen ihn dann aber für 2000 Dollar frei. Auch wenn er Opfer der Separatisten wurde: Kanygin glaubt durchaus, dass ukrainische Soldaten gezielt das Feuer auf Presseleute eröffneten. „Dort herrscht Krieg. Für die Soldaten sind die russischen Fernsehjournalisten feindliche Propagandisten und ebensolche Gegner wie die Separatistenkämpfer selbst.“