Donezk. . Die Konflikt in der Ukraine macht auch vor Kindern keinen Halt. Jetzt hinderten pro-russische Separatisten Waisenkinder daran, Schutz in einer sicheren Stadt zu finden. Laut Angaben des UNHCR befinden sich in der Ukraine 10 000 Menschen auf der Flucht aus den umkämpften Gebieten.

Sie sollten lediglich in Sicherheit in die friedliche zentralukrainische Stadt Dnipropetrowsk gebracht werden. Doch den Vertretern der selbstdeklarierten „Volksrepublik Donezk“ passte dies nicht. Sie fingen den Autobus mit 25 Waisenkindern aus der Stadt Sneschnoje an einer Straßensperre ab. Damit wurden Kinder zum wiederholten Male Opfer des Krieges der Erwachsenen.

Vor ein paar Wochen hatten pro-russische Separatisten in Kramatorsk einen Befehlsposten ausgerechnet im Parterre eines Waisenhauses eingerichtet. Die kleinen Kinder und Säuglinge wurden alle in die erste Etage geschickt und sollten so als menschliche Schutzschilde dienen.

Auch Kinder unter den Todesopfern

Immer häufiger sind auch Todesopfer unter Kindern. Erst zu Beginn der Woche wurden in der Rebellenhochburg Slowjansk bei einer Explosion je ein Sechs- und ein Zwölfjähriger getötet.

Viele Familien in den besonders stark umkämpften Gebieten haben sich deshalb zur Flucht entschlossen. Viele kommen bei Verwandten im Norden der umkämpften Oblasts Donezk und Lugansk unter oder sie reisen weiter in die erste sichere Großstadt Dnipropetrowsk oder gleich nach Kiew. Flüchtlingslager wurden bisher noch keine eingerichtet, doch werden laut Angaben des Kiewer Krisenstabes nun Sanatorien für die Notaufnahme vorbereitet.

150.000 Menschen auf der Flucht

Die Fluchtbewegung der Zivilbevölkerung in dem dicht besiedelten Gebiet gibt eine neue Konfliktlinie zwischen Moskau und Kiew her. Russland spricht von bis zu 150 000 Flüchtlingen, wovon viele über die nahe Grenze fliehen sollen. Die ukrainische Regierung hält sich an die UNHCR-Zahl von 10 000 Binnenflüchtlingen, bereitet sich jedoch auf das Vierfache in den nächsten Wochen vor. Staatspräsident Petro Poroschenko hatte zu Beginn der Woche die Schaffung von sicheren Fluchtkorridoren für die Zivilbevölkerung angeordnet.

Laut Moskauer Lesart fliehen diese vor der „unverhältnismäßig“ agierenden ukrainischen Armee. Am Donnerstag beschuldigte der Kreml die Ukraine, in Slowjansk mit unerlaubten Mitteln auch gegen die Zivilbevölkerung Krieg zu führen.

Doch wo die Wahrheit liegt, ist in dem Propagandakrieg um die Ukraine immer schwieriger auszumachen. Von Russen präsentierte Neonazi-Kämpfer-Aufnahmen entpuppten sich kürzlich als Fotos aus dem Jahre 2005. Doch auch die ukrainische Seite hat schon falsche russische Kämpfer im Donbass „entlarvt“. Unbestritten ist inzwischen, dass im Donbass viele russische und nordkaukasische Freiwillige auf Seiten der pro-russischen Separatisten kämpfen.

Staatspräsident will verhandeln

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew gehen derweil die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland weiter.

Staatspräsident Petro Poroschenko signalisierte sogar erstmals die Möglichkeit von Verhandlungen mit den pro-russischen Separatisten. Diese müssten indes zuerst ihre Waffen niederlegen, hieß es auf seiner Präsidentenhomepage.