Berlin. Der geplante Wechsel hatte zu Jahresbeginn für viel Wirbel gesorgt: Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla wollte auf einen hochdotierten Posten zur Bahn wechseln. Daraufhin ließ die Bahn Zeit verstreichen - bis jetzt. Laut Bahn-Chef Grube soll Pofalla seinen Posten zum 1. Januar 2015 antreten.

Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) soll Anfang 2015 in die Führungsetage der Deutschen Bahn rücken. Für den umstrittenen Wechsel soll der Aufsichtsrat des Staatskonzerns am kommenden Mittwoch grünes Licht geben.

Pofalla solle seinen Posten zum 1. Januar 2015 antreten, bestätigte Bahn-Chef Rüdiger Grube am Samstag dem "Weser-Kurier" am Rande der Jubiläumsfeier des Bremer Hauptbahnhofs. Pofalla soll danach als Konzernbevollmächtigter unterhalb des Vorstands Kontakte zu Politik und Wirtschaft pflegen und für internationale Geschäftsbeziehungen zuständig sein.

"Am Mittwoch werde ich mit dem Aufsichtsrat über die Personalie Pofalla sprechen, mit dem Wechsel haben wir zwölf Monate Karenzzeit abgewartet", sagte Grube. Zuvor hatte auch die "Rheinische Post" von der Personalie Pofalla auf der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch berichtet.

Wechsel sorgt für heftige Empörung

Anfang des Jahres hatte der mögliche Wechsel des CDU-Politikers auf einen Vorstandsposten bei der Bahn für heftige Empörung gesorgt. Pofalla hatte Mitte Dezember überraschend seinen Rückzug aus der Bundespolitik bekanntgegeben. Vor allem der Verdacht der Interessenskollision stand im Raum. Die Opposition und Nichtregierungsorganisationen schlossen nicht aus, dass Pofalla bereits als Kanzleramtsminister die Interessen seines künftigen Arbeitgebers im Auge gehabt haben könnte. "Es kann nicht sein, dass Großunternehmen wie Daimler oder Deutsche Bahn sich mit hohen Gehältern Insiderkontakte zur Bundesregierung einkaufen", kritisierte damals die Organisation LobbyControl

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Nach Informationen der "Rheinischen Post" soll Pofalla spätestens 2017, wenn der Vertrag von Konzernvorstand Gerd Becht (62) ausläuft, in den Vorstand nachrücken und den von Becht verantworteten Bereich "Compliance" sowie zusätzlich die neue Vorstandsaufgabe "Regierungskontakte" übernehmen. Die Deutsche Bahn wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Mitte Dezember 2013 war bei der Bildung der neuen schwarz-roten Bundesregierung überraschend Pofallas Rückzug aus der ersten Reihe der Bundespolitik bekanntgeworden. Über den Vertrauten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte es geheißen, er wolle nach einer Auszeit in die Wirtschaft wechseln und auch mehr Zeit für sein Privatleben haben.

Bahn legt Aufgabenbereiche zusammen

Bahnchef Grube hatte dann im März dieses Jahres angekündigt, Anfang 2015 in der Führungsebene die Aufgabenbereiche Wettbewerb, Politik und Regulierung zusammenzulegen. Um die Politikkontakte kümmert sich bei der Bahn bislang der Fachbereichsleiter Georg Brunnhuber. Für europäische Angelegenheiten ist der Konzernbevollmächtigte Joachim Fried zuständig. Brunnhuber und Fried werden in nächster Zeit in Rente gehen. Ein eigenes Vorstandsressort für Politik und Wirtschaft hatte es bei der Bahn bis 2009 gegeben. Damals war der frühere bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) auf den Posten geholt worden.

Wenn Politiker Lobbyisten werden

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Im vergangenen Jahr war bereits der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), aus der Berliner Regierungszentrale in die Wirtschaft gewechselt. Er ging als Leiter der Abteilung Politik und Außenbeziehungen zum Autokonzern Daimler. Der unmittelbare Wechsel aus dem Machtzentrum zu einem Konzern war ebenfalls auf Kritik gestoßen. (dpa)