Brüssel. . Erzeugnisse aus organischer Produktion sind populär. Auch bei Gaunern. Denn mit der wachsenden Beliebtheit der umwelt- und artgerecht hergestellten Lebensmittel hat auch der einschlägige Schwindel zugenommen. Dem will die EU-Kommission mit strengeren Anforderungen und schärferen Kontrollen begegnen.

Ein Bio-Ei kostet 15 Cent mehr als das Konkurrenz-Produkt aus Bodenhaltung – kein Wunder, dass Schwindler auf die Idee kommen, von der hübschen Marge zu profitieren, ohne die lästigen und kostentreibenden Auflagen zu erfüllen, die Voraussetzung für das begehrte Bio-Etikett sind. Beim jüngsten Fall – falsche „ Bio-Eier“ aus Mecklenburg-Vorpommern - geht die Staatsanwaltschaft zwar eher von Schlamperei als von Vorsatz aus. Aber „die Betrügereien haben sich vervielfacht“, sagt EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Deswegen müsse man der Boom-Branche genauer auf die Finger schauen.

"Bio ist keine Nische mehr, sondern ein wichtiger Sektor der landwirtschaftlichen Produktion“, sagt der Rumäne. Mittlerweile summieren sich die Jahres-Umsätze der knapp 190.000 Öko-Bauern in der EU auf mehr als 20 Milliarden Euro, wobei die Nachfrage in den vergangenen Jahren nach Angaben der Kommission doppelt so rasch gewachsen ist wie das Angebot.

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Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, müsse man das System so verbessern, dass die eindeutigen Verbraucher-Wünsche in puncto gesunde Lebensmittel erfüllt werden und die Landwirte zugleich praktikable Bedingungen vorfinden, für diesen Bedarf zu produzieren.

Bauern-Verband fürchtet schwindendes Bio-Interesse

Dazu will Ciolos die Vorschriften straffen. So sollen zahlreiche Ausnahmen der bisherigen Öko-Verordnung abgeschafft werden, zum Beispiel die Möglichkeit, beim Futter und Saatgut einen Anteil aus nicht-organischer Produktion zu bestreiten. Bei der Betrugsbekämpfung nimmt Brüssel vor allem die Weiterverarbeitung und den Vertrieb ins Visier, nachdem man sich bislang vornehmlich auf den Erzeuger-Hof konzentriert hatte. Auch der Einzelhandel soll in Zukunft komplett ins Kontroll-System einbezogen werden. Klein-Bauern dürfen sich zur Kosten-Entlastung gruppenweise in Erzeuger-Gemeinschaften kontrollieren lassen, um das Bio-Siegel zu erwerben.

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Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat Bedenken, die angepeilte Neuregelung sei zu bürokratisch und werde womöglich den Biobauern „die Lust an der Öko-Produktion vergällen“. Ähnliche Sorgen kommen vom Deutschen Bauern-Verband und auch vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Die Grünen im Europa-Parlament bemängeln, das Konzept des Agrar-Kommissars berücksichtige nicht, dass Pestizid-Belastung mitunter vom Nachbarfeld stamme: „Es kann nicht sein, dass dem Bio-Landwirt ein Schaden angelastet wird, für dessen Ursache nicht er, sondern sein konventioneller Nachbar verantwortlich zeichnet.“

Ciolos’ Vorschläge kommen jetzt vors Parlament und den EU-.Ministerrat. Sie entscheiden zusammen über die endgültigen Spielregeln.