Berlin. . Die Deutschen essen immer mehr Bioprodukte. Sie sind gesünder für die Menschen und gut für das Klima – sagt man. Das ist aber nur teilweise richtig. So gibt es beim Vitamingehalt oder der Belastung mit Krankheitserregern kaum Vorteile im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.

Die Deutschen essen immer mehr Bioprodukte. Doch der Boom droht – trotz Subventionen – an den Landwirten vorbeizugehen. Fragen und Antworten:

Was nimmt ein Biobauer ein?

Nach Berechnungen des Bundesforschungsinstituts für Ländliche Räume, Wald und Fischerei machte ein Biobauernhof zuletzt im Schnitt 46.832 Euro Gewinn pro Wirtschaftsjahr – inklusive Subventionen. Ohne Hilfen hätte er 32.086 eingenommen. Ein konventioneller Betrieb erzielte 39.625 Euro. Die Einkommensunterschiede sind bei Biobauern aber sehr stark. So kehren laut dem Institut jährlich 600 Betriebe der Biolandwirtschaft den Rücken.

Wie hoch sind die Subventionen?

Allein aus dem EU-Agrarfonds sind 2012 etwa 5,4 Milliarden Euro in die deutsche Landwirtschaft geflossen. Die Ökobauern haben von EU, Bund und Ländern 160 Millionen Euro erhalten. Die Landwirte in NRW bekamen davon 10,57 Millionen, darunter 2,36 Millionen vom Land. Für den Ökolandbau gibt es eine Umstellungsprämie über fünf Jahre und eine Beibehaltungsprämie.

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An Rhein und Ruhr erhalten Landwirte in den ersten beiden Jahren je 400 Euro pro Hektar bei Ackerkulturen, 1200 Euro bei Gemüse und Zierpflanzen sowie 1800 Euro bei Dauerkulturen und Baumschulflächen, wenn sie auf Ökolandbau umstellen. Außerdem gibt es Hilfen bei der Haltung von Biorindern und -schweinen.

Machen Subventionen Sinn?

Die Bundesregierung will 2014 die Hilfen aufstocken. Sie sollen beim Umstieg helfen. Doch viele Biobauern klagen gleichzeitig über die Pachtpreise von Ackerland. Sie sind in NRW zwischen 2007 und 2010 um 41 Prozent gestiegen. Ein Preistreiber ist die Förderung von Biogasanlagen, die den Anbau von Energiepflanzen lukrativer und so die Pachtpreise teurer macht. Das trifft Ökobauern besonders, weil sie pro Hektar weniger ernten als herkömmliche Landwirte. So frisst eine Subvention die andere auf.

Sind Bio-Lebensmittel gesünder?

Neue Forschungsergebnisse sind eher ernüchternd: Nach einer Studie der Uni Stanford gibt es beim Vitamingehalt oder der Belastung mit Krankheitserregern kaum Vorteile. Allerdings ist ökologisches Hühner- und Schweinefleisch weniger mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. In Bioprodukten stecken zudem weniger Pestizide.

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Laut Langzeit-Auswertung der Stiftung Warentest waren bei Obst, Gemüse und Tee 75 Prozent der Bioprodukte ohne Pflanzenschutzmittel, bei konventioneller Ware nur 16 Prozent. Fast alle Produkte lagen aber unter den gesetzlichen Höchstwerten. In Gesamtqualität, Keimbelastung und Geschmack waren die Ergebnisse etwa gleich.

Sind Bioprodukte gut fürs Klima?

Im Vergleich zu herkömmlichen Produkten schon. Ökologisch bearbeitete Böden können mehr CO2 speichern. Außerdem wird beim Bioanbau weniger Stickstoffdünger eingesetzt. Allerdings haben Landwirte bei herkömmlicher Produktion eine bessere Ernte.

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Heruntergebrochen auf das einzelne Produkt fällt deren CO2-Bilanz etwas schlechter aus als bei Bioprodukten. Bei Erzeugung, Verarbeitung und Vertrieb von einem Kilo herkömmlichem Rind fallen laut Ökoinstitut 13,31 Kilo CO2 an, bei einem Biorind 11,37 Kilogramm.

Sind Bio-Importe klimaschädlich?

Nicht immer. Kommt etwa der Bioapfel aus fernen Ländern, steigt dessen CO2-Verbrauch wegen des langen Transports. Werden heimische Äpfel über Monate im Kühlhaus gelagert, kann deren Bilanz aber noch schlechter ausfallen. Werden die heimischen Produkte gleich verkauft, ist das anders. Am besten ist daher der Kauf von Saison-Produkten aus der Region.