Berlin. Ab wann darf man von Direktsaft sprechen? Sind Geflügelwürstchen auch mit Schweinespeck in Ordnung? Foodwatch beklagt Verbrauchertäuschung mit System - und fordert deshalb eine Abschaffung der zuständigen Kommission. Künftig solle ein Bundesministerium die Bezeichnungen und Regelungen festsetzen.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat eine Abschaffung der sogenannten Lebensmittelbuch-Kommission gefordert. Zukünftig müsse der Gesetzgeber und nicht ein Geheim-Gremium festlegen, wie Lebensmittel zu kennzeichnen seien, schreibt Foodwatch in einem AFP vorliegenden Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). In dem Gremium blockierten Interessenvertreter der Lebensmittelindustrie immer wieder verbraucherfreundliche Regelungen.

Die Lebensmittelbuch-Kommission legt sogenannte Verkehrsbezeichnungen für Lebensmittel fest, beispielsweise was unter "Früchtetee" oder "Kalbfleisch-Leberwurst" zu verstehen ist. Zur Zeit darf beispielsweise die Kalbfleisch-Leberwurst auch zum Großteil aus Schweinefleisch bestehen und muss keine Kalbsleber enthalten. Sie muss allein mindestens 15 Prozent Kalbfleisch enthalten.

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Verbraucher würden durch Bezeichnungen in die Irre geführt

Foodwatch kritisiert, dass die Verbraucher durch solche Bezeichnungen in die Irre geführt werden. "Im Geheim-Club Lebensmittelbuch-Kommission sitzen Lobbyisten der Ernährungsbranche mit am Tisch und dürfen im Auftrag der Bundesregierung offiziell mitentscheiden, wie Lebensmittel herzustellen und zu kennzeichnen sind", erklärte Foodwatch-Experte Oliver Huizinga. Zukünftig solle ein Bundesministerium die Bezeichnungen und Regelungen festsetzen.

Neben einer Abschaffung der Kommission fordert die Verbraucherschutzorganisation auch, die Erwartung der Käufer als ausschlaggebendes Kriterium festzulegen. Zudem müssten ein transparentes Konsultationsverfahren und erweitertes Verbandsklagerecht geschaffen werden. (afp)