Schwerin/Rostock. Freiland-Bio-Eier oder doch nur Bodenhaltung? Landwirtschaftsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern stehen im Verdacht, das Ökolandbaugesetz verletzt zu haben. Die Erzeuger weisen die Vorwürfe zurück, die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen bald abschließen.

Nach einem Medienbericht über Betrug mit Öko-Eiern hat die in Verdacht geratene Erzeugergemeinschaft Fürstenhof GmbH in Finkenthal in Mecklenburg-Vorpommern die Vorwürfe zurückgewiesen.

Das Bundesagrarministerium setzt auf die Aufklärung: Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiteten, könnte es um Betrug in größerem Stil gehen, sagte ein Sprecher am Montag in Berlin. Gelten müsse: "Wo bio draufsteht, muss auch bio drin sein."

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge liefert die Erzeugergemeinschaft gut 80 Millionen Bio-Eier im Jahr und ist damit einer der größten Öko-Erzeuger Deutschlands. Ein Teil der Ware soll illegal als Öko-Eier in den Handel gelangt sein. Die Auswertung von Luftbildern einiger Höfe hatten Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Hühner in Ökohaltung ausreichend Platz haben.

Legehennen sollen zu wenig Auslauf haben

Auf der Internetseite der Erzeugergemeinschaft hieß es am Montagvormittag: "Jeder unserer Höfe in der Gemeinschaft hat die Ökoverordnung befolgt und die Richtlinien eingehalten." Der Gemeinschaft gehören 14 selbstständige Agrarbetriebe an. Über die schriftliche Erklärung hinaus wollte sich die Geschäftsführung nicht äußern.

Die Ermittlungen gegen drei Produzenten mit insgesamt vier Standorten könnten nach Angaben der Staatsanwaltschaft Rostock in Kürze abgeschlossen sein. Es gehe um den Vorwurf, dass die Legehennen zu geringen Auslauf hatten, sagte Staatsanwalt Martin Fiedler am Montag der dpa. Am Sonntag hatte die Staatsanwaltschaft bekanntgegeben, in vier Fällen zu ermitteln. Wenn ein Huhn weniger als vier Quadratmeter Auslauf habe, dürften die Eier nur mit dem Herkunftszertifikat "Bodenhaltung" verkauft werden, nicht aber als "Bio-Eier". Diese Flächenmaßgabe sei zwischen 10 und 30 Prozent unterschritten worden.

Das Agrarministerium in Schwerin hatte bereits im Vorjahr zusätzliche Kontrollen durch staatliche Behörden angeordnet. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die betroffenen Betriebe unzureichend durch die beauftragte Überwachungsstelle geprüft wurden, sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag. Dies werde nun durch das Landwirtschaftsamt genau überprüft. Endgültige Ergebnisse seien aber erst im April zu erwarten.

Tiefenkontrolle offenbarte schon 2013 "Missstände"

Der Fachverein Öko-Kontrolle e.V. in Karow, der in Mecklenburg-Vorpommern den Großteil der Öko-Betriebe auf Einhaltung der Richtlinien kontrolliert und die Bio-Siegel vergibt, steht seit längerem in der Kritik. Der Leiter der bundesweit tätigen Kontrollstelle wurde Anfang März abgelöst. Eine Tiefenkontrolle habe schon im Sommer 2013 "Missstände" offenbart, hatte Agrarminister Till Backhaus (SPD) Anfang März erklärt. Für den Nachmittag kündigte das Ministerium eine Erklärung an.

Backhaus' Angaben zufolge war im Jahr 2012 nach Eigenkontrollen der Landesbehörden für einen Bestand von 15.000 Bio-Legehennen ein vorläufiges Vermarktungsverbot für Bio-Eier verhängt und dann auch abschließend der Bio-Status aberkannt worden. Grund war fehlender Auslauf. Laut "Spiegel" könnte dies auch bei einigen Höfen der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof der Fall gewesen sein. Fehlt Bio-Hennen der vorgeschriebene Auslauf, gelte das als Verstoß gegen das Ökolandbaugesetz. (dpa)