Puli Alam/Kandahar/Islamabad. In Pakistan sind am Samstag bei einem Angriff auf einen Impftrupp mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen. Kurze Zeit danach wurde von pakistanischen Taliban eine einmonatige Waffenruhe verkündet. In Afghanistan sind unterdessen mindestens 13 Menschen beim Bau einer Autobombe getötet worden.

Die pakistanischen Taliban haben eine einmonatige Waffenruhe verkündet. Diese gelte ab sofort, sagte der Sprecher der Gruppe Tehreek-e-Taliban (TTP), Shahidullah Shadid, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Ankündigung erfolgte wenige Stunden nach einem Angriff auf Impfhelfer im Nordwesten Pakistans, bei dem zwölf Menschen getötet wurden.

Shadid begründete die Entscheidung der Taliban mit einer "positiven Antwort" der Regierung, einer Aufforderung religiöser Führer und der Sorge um eine "bessere Zukunft Pakistans". Islamabad kommentierte dies zunächst nicht. Ein Unterhändler der Regierung in den Gesprächen mit den Taliban sprach jedoch von einer "guten Nachricht". Die Regierung solle nun auch eine Waffenruhe verkünden und direkt mit den Islamisten verhandeln, sagte Rustam Shah Mohmand.

Ministerpräsident Nawaz Sharif hatte Ende Januar den Start von Gesprächen mit der TTP verkündet, die seit sieben Jahren gewaltsam für die Islamisierung des Landes kämpft. Zu ihren Forderungen gehört die Einführung des islamischen Scharia-Rechts sowie die Einstellung von US-Drohnenangriffen auf ihre Stellungen.

Die Friedensgespräche wurden vor zwei Wochen ausgesetzt, nachdem die Taliban bekannt gegeben hatten, 23 seit Juni 2010 entführte Paramilitärs ermordet zu haben. Die Armee reagierte mit Luftangriffen, bei denen mehr als 100 Rebellenkämpfer getötet wurden.

Immer wieder Angriffe auf Impfhelfer

Bei dem Bombenanschlag auf Impfhelfer im Nordwesten des Landes wurden zwölf Menschen getötet. Elf pakistanische Paramilitärs, die den Konvoi begleiteten, und ein Kind wurden getötet, wie ein hochrangiger Behördenvertreter erklärte. Bei der Detonation der insgesamt drei Bomben seien auch zwei Fahrzeuge des medizinischen Teams beschädigt worden, das in der Region Impfungen gegen das Poliovirus anbieten wollte.

Der Anschlag ereignete sich etwa 30 Kilometer südwestlich von Peshawar, der Hauptstadt der unruhigen Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Sie grenzt an die halbautonomen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan, die als Hochburg des Terrornetzwerks Al-Kaida und anderer islamistischer Gruppen wie der Taliban gelten.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Attacke. Die pakistanische Armee reagierte am Sonntag mit einem Vergeltungsangriff und tötete in Khyber fünf mutmaßliche Aufständische. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden gehörten die Kämpfer einer kleinen islamistischen Gruppierung an, die sich in der Vergangenheit zu Angriffen auf NATO-Konvois bekannt hatte.

Separatismus im Südwesten Pakistans

Mitarbeiter von Impfkampagnen werden in Pakistan immer wieder Opfer tödlicher Angriffe. In Pakistan lehnen tausende Eltern die Impfung ihrer Kinder ab. Grund sind Vorbehalte bestimmter Geistlicher und islamistischer Aufständischer, die die Kampagnen als Deckmantel für Spionageaktivitäten betrachten.

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Kinderlähmung gilt seit Mitte der 1950er Jahre als weitgehend besiegt. Vor allem in Pakistan, Afghanistan und Nigeria kommt es jedoch immer wieder zu Ausbrüchen der hoch ansteckenden Krankheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden im vergangenen Jahr 91 Polio-Fälle in Pakistan registriert.

In der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan kamen bei einem Bombenanschlag und einem Gefecht drei Soldaten und sechs mutmaßliche Rebellen um. In der Provinzhauptstadt Quetta sei eine Bombe bei einem Stützpunkt der Grenztruppen gezündet worden, teilte die Armee mit. Drei Soldaten wurde getötet und sechs verletzt. Im südöstlich von Quetta gelegenen Sui wurden nach Angaben eines Armeesprechers sechs Rebellen bei Kämpfen getötet. Die Aufständischen in Baluchistan kämpfen für die Unabhängigkeit von der Zentralregierung.

Tote bei Bau einer Autobombe

Im Osten Afghanistans sind mindestens 13 Menschen beim Bau einer Autobombe getötet worden. Nach Polizeiangaben wurden in der Stadt Puli Alam in der Provinz Logar am Sonntag neun Taliban-Kämpfer sowie zwei Frauen und zwei Kinder getötet, als die Aufständischen Sprengstoff in einem Fahrzeug deponierten, um eine Autobombe zu bauen. Der Sprengsatz sei jedoch vorzeitig hochgegangen. Dabei wurde nach Angaben eines Behördenvertreters das ganze Haus zerstört, niemand darin habe überlebt.

Nach Behördenangaben wollten die radikalislamischen Taliban mit der Bombe wahrscheinlich den Wahlkampf für die Präsidentenwahl im April stören. Die Abstimmung über einen Nachfolger von Präsident Hamid Karsai gilt als richtungsweisend für die Zukunft des Landes angesichts des Abzugs der meisten NATO-Kampftruppen bis zum Ende des Jahres.

Taliban-Kämpfer entkommen aus Gefängnis

Im Süden des Landes sind zwölf Taliban-Kämpfer mit einem Trick aus einem Gefängnis entkommen. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurden die Männer vor etwa drei Tagen aus einer Haftanstalt in der Stadt Kandahar entlassen, weil ihre Namen fälschlicherweise auf einer Liste mit Gefangenen standen, die ihre Haftstrafe abgesessen hatten und entlassen werden sollten. Die zusätzlichen Namen seien nachträglich auf ein Schreiben des Justizministers gesetzt worden, sagte ein Polizeivertreter. Wie das passieren konnte, sei aber noch unklar. Zwei der Geflohenen wurden den Angaben zufolge später wieder eingefangen.

Aus demselben Gefängnis in Kandahar waren im April 2011 rund 500 Häftlinge durch einen über Monate gegrabenen Tunnel geflohen. Die meisten von ihnen waren Taliban-Kämpfer. 2012 entkamen rund 30 Häftlinge bei einem Angriff auf die Anstalt. Die Provinz Kandahar gilt als Hochburg der radikalislamischen Taliban. (afp/dpa)